Grüne Pionierin

03.November 2010

Die Frontfrau der Wiener Grünen steht kurz davor, als Pionierin ihrer Partei in die Geschichte einzugehen: Gelingt Maria Vassilakou eine Koalitionsvereinbarung mit der Wiener SPÖ, dann gibt es erstmals in Österreich eine rot-grüne Regierungszusammenarbeit. Die Zeichen dafür stehen gut, immerhin loben beide Seiten die guten inhaltlichen Gespräche. Noch im November könnte Vassilakou zur Vizebürgermeisterin gekürt werden – und damit eine weitere Premiere liefern: Sie wäre die erste Wiener Vizebürgermeisterin mit Migrationshintergrund.

In Athen als Tochter einer Goldschmiedin und eines Bauunternehmers geboren zog es die heute 41-Jährige nach der Matura 1986 nach Wien. Eigentlich wollte sie hier ihr Dolmetschstudium (Deutsch, Englisch, Französisch) absolvieren und in die griechische Heimat zurückkehren. Doch schon während des Studiums begann sich Vassilakou politisch zu engagieren. Ein Jahr nach Studienabschluss, 1995, saß sie im grünen Rathausklub. Auch die Liebe band sie an Wien: Im selben Jahr heiratete sie PR-Profi Bernd Matouschek.

Politisch ging es rasch aufwärts: 2001 kandidierte Vassilakou in Wien auf dem zweiten Listenplatz. Vier Jahre später war sie Spitzenkandidatin – und als Klubchefin in der höchsten Funktion der Wiener Grünen, da deren Statut keine Parteiführungsposition vorsieht. Dass die als Chaostruppe geltenden Wiener Grünen ihr heuer erneut das Vertrauen schenkten, hat sich „Mary“, wie sie Parteifreunde nennen, erarbeitet. Ihr Motto dafür: „Zuhören“ – und „reden, reden, reden“. Zwar sind knapp vor der Wahl am 10. Oktober in einigen Bezirken parteiinterne Grabenkämpfe aufgebrochen, die auch eine der Ursachen für den Verlust von zwei Prozentpunkten bei der Wahl waren. Doch im Vergleich zu früher treten die Wiener Grünen unter Vassilakou geeinter auf. Ein Verdienst, das wesentlich zur roten Einladung zu Koalitionsgesprächen beigetragen hat.

Als Führungskraft hat sich Vassilakou auch im Bund etabliert: Eben erst wurde sie als Stellvertreterin von Parteichefin Eva Glawischnig bestätigt – in deren Babypause im Sommer 2008 war sie kurz sogar an vorderster Front gestanden.

Dass Regieren für sie kein Ziel um jeden Preis ist, hat die temperamentvolle Wiener Griechin aber gezeigt: Im Vorjahr boten ihr die Sozialdemokraten in ihrer Heimat das Amt der Vize-Umweltministerin an. Vassilakou richtete ihren Fokus lieber auf Wien. Das Ziel Vizebürgermeisterin dürfte die begeisterte Motorradfahrerin bald erreicht haben.