Bernhard Winkler: „Es gibt zu viele Karrieristen in der Politik“

Von Heinz Niederleitner   07.Mai 2013

Triste Jobaussichten, fehlende Bildungsreform und politische Frustration: Bernhard Winkler (23) kritisiert im Buch „So nicht! Anklage einer verlorenen Generation“ die Politik hart. Im Interview sagt der Absolvent der OÖN-Journalistenausbildung, warum:

 

OÖNachrichten: Sie kritisieren vor allem die Politiker. Braucht es ein anderes politisches Personal?

Wichtige Persönlichkeitsmerkmale fehlen in der aktuellen Politik. Man kann es so auf den Punkt bringen: Es gibt zu viele Karrieristen, die nur am eigenen Fortkommen interessiert sind, und zu wenige, die aus einem gemeinnützigen Gedanken heraus etwas in der Gesellschaft verändern wollen.

Sie fordern sachlichere Politik. Was meinen Sie damit?

Die Politik ist in der Vergangenheit stehengeblieben. Man versucht, Politiker als „unfehlbare Helden“ zu stilisieren. In Wahrheit hat diese Art von politischer Inszenierung in einer Demokratie nichts verloren, weil wir wissen, dass jeder Fehler macht. Jeder kann heute hinter die Kulisse blicken, wenn er die Medienberichterstattung verfolgt, und unrealistische Versprechungen erkennen.

Sehen Sie sich als Mitglied einer „Generation von Realisten“?

Das ist nicht auf meine Generation beschränkt. Die Bürger sind aufgeklärt und wollen wissen, woran sie sind. Es steigt aber von Generation zu Generation die Bildung: Deshalb wünscht sich meine Generation einen entspannteren, sachlicheren und realistischeren Zugang zu Politik. Der wäre auch nötig: Unrealistische Versprechungen schaden der Demokratie.

Sie schreiben jedoch, dass ein Politiker für eine richtige, aber harte Entscheidung eine Wahlniederlage kassieren kann.

Mein Appell gilt ja auch den Bürgern, sich mehr mit Politik zu beschäftigen und sich zu informieren. Das ist tatsächlich das Problem meiner Generation: Wenn man es sich als Bürger zu einfach macht, richtet sich die Politik automatisch nach der Masse. Und das ist die Babyboom-Generation, die nach 1945 zur Welt kam. Wenn wir uns nicht engagieren, gibt es keine Veränderung.

Ist das in den bestehenden parteipolitischen Strukturen möglich?

Es ist eine Frage der Anzahl von jungen Leuten. Wenn sich ein junger Mensch in einer Partei engagiert, muss er sich anpassen. Wenn zehn hineingehen, haben sie mehr Macht zur Veränderung.

Und wie steht es mit Partei-Neugründungen, zum Beispiel mit dem „Team Stronach“?

Stronach hat nur Berufspolitiker aus anderen Parteien geholt. Seine Inhalte sind durchsichtig. Das ist das Hobby eines Milliardärs, keine politische Alternative.

Hinweis: B. Winkler: „So nicht! Anklage einer verlorenen Generation“, Kremayr & Scheriau. Präsentation: 13. Mai, 19.30 Uhr, im Kepler-Salon in Linz.