80. Geburtstag: Vranitzky von Kern gewürdigt

Von OÖN   05.Oktober 2017

Aus diesem Anlass würdigte ihn der aktuelle Regierungschef Christian Kern als "glühenden Sozialdemokraten und großen Europäer".

Vranitzky habe Österreich in die Europäische Union "und damit in eine neue Ära geführt". Außerdem sei er für die Neuordnung des Verhältnisses zwischen Österreich und Israel verantwortlich. "Mit seiner historischen Rede zu Österreichs NS-Vergangenheit hat Vranitzky ein neues Kapitel in den österreichisch-israelischen Beziehungen aufgeschlagen."

Rote EU-Skeptiker überzeugt

Vranitzkys größte Leistung war es, vor dem EU-Beitritt den europaskeptischen Teil der SPÖ zu überzeugen, vor allem die Gewerkschafter. Der Weg Richtung Brüssel erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Außenminister Alois Mock, mit dem er sich persönlich nicht gut verstand – das brachte beide aber nicht vom gemeinsamen Ziel ab.

Internationale Wertschätzung erwarb sich der 1997 aus der Politik ausgeschiedene Vranitzky durch das Zurechtrücken der These "Österreich als Hitlers erstes Opfer"; er hielt dazu 1991 eine viel beachtete Rede im Nationalrat.

Zwei Probleme überschatten die politische Laufbahn des Arbeitersohns: Die Affäre um Kurt Waldheim, die Österreich international isolierte, und der Aufstieg Jörg Haiders, der unter Vranitzky begann.

Zur Krise der SPÖ äußert sich Vranitzky ungern; sein Rat: Die Partei solle sich neu orientieren.