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Landgemeinden als "Swing States", Frust in den Bergen

Von Hannes Fehringer, 06. Dezember 2016, 00:04 Uhr
Landgemeinden als "Swing States", Frust in den Bergen
Kremsmünsters Bürgermeister Gerhard Obernberger (VP) vor der Wahlurne: Die Kremstalgemeinde wählte im ersten Wahlgang ganz im Bundesdurchschnitt. Bild: feh

Am Rand der Speckgürtel der Bezirksstädte drehte die Stimmung. In den Gemeinden abseits vom Schuss behauptete sich Hofer. Eine Analyse von Hannes Fehringer.

Statistiker wollen es herausgefunden haben: Kremsmünster ist das perfekte Mittelmaß. Auf den Zehntelprozentpunkt hat die Gemeinde im ersten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl so gewählt wie dann der Innenminister das Endergebnis des Urnenganges verkündet hat. Kremsmünster ist – auf Amerikanisch gesagt – auch einer der "Swing States", der unsere Präsidentschaftswahl entschieden hat: Bei der ersten Stichwahl noch mit 51,9 Prozent für Norbert Hofer, wendete sich das Blatt bei der Wiederholung mit 53,7 Prozent für Alexander Van der Bellen. Auch damit schwammen die Kremsmünsterer wieder im allgemeinen Wählerstrom. "Wir waren früher eine Bauerngemeinde, dann kam Industrie und Gewerbe dazu", sagt Bürgermeister Gerhard Obernberger (VP), "bei uns sind jetzt alle Gesellschaftsschichten vertreten." Den Wandel zu mehr Vielfalt in der Gemeinde hält Obernberger für gut, "es muss ja eine Weiterentwicklung geben". Dass die Stiftsgemeinde jetzt ein Spiegelbild Österreichs geworden ist, freut ihn.

Am geografischen Rand Oberösterreichs, etwa in Spital am Pyhrn, ist die Stimmung anders: kein Chorgesang im harmonischen Klange, sondern ein Aufschrei. 62,4 Prozent für Norbert Hofer bei der Wiederholung der Stichwahl wertet Bürgermeister Ägidius Exenberger (SP) als durchaus verständlichen Oppositionsgeist. Die Gebirgsregion habe es schwer genug, Arbeitsplätze für die Einheimischen zu schaffen oder wenigstens zu erhalten. Die "ewige Hinhaltetaktik" bei der überfälligen Modernisierung der Skigebiete wie der Wurzeralm zerre an den Nerven, sagt Exenberger. Dazu bekämen die Gebirgler immer wieder bei ihren Tourismus- und Wirtschaftsprojekten vom Naturschutz Prügel vor die Füße geworfen. "Das mag dann schon im Hinterkopf mitgespielt haben", analysiert Exenberger die hohe Präferenz für FP-Kandidaten Hofer. Alexander Van der Bellen haben die Leute im Gegenzug nicht vergessen, dass er Chef der Grünen gewesen ist, einer Partei, die nicht dafür bekannt ist, für den Bau von Skiliften auf die Barrikaden zu steigen.

Blaue Dominanz in der Ungunstlage der Berge hat nicht immer mit Frust zu tun, wendet dagegen Manfred Degelsegger, SP-Bürgermeister von St. Pankraz ein. Wäre die Gemeinde anstelle Kremsmünsters der Spiegel Österreichs, würde kein Mensch von einem gespaltenen Land reden. 67 Prozent kreuzten auf ihren Stimmzetteln abermals Norbert Hofer an. Den Grund sieht Degels-egger in der Geschichte: Der legendäre FP-Parteichef und Dulder der Minderheitsregierung Bruno Kreiskys 1970, Friedrich Peter, war seit 1949 Schuldirektor in St. Pankraz und leitete auch die Musikkapelle. Schon als sie noch Verband der Unabhängigen (VdU) hießen, waren die Freiheitlichen im Ort fest verankert.

Wie wichtig eigene Funktionäre in den Gemeinden sind, bewiesen im sonntägigen Urnengang auch die Grünen. Martin Ettinger verteilte am Samstag vor dem Sierninger Euro-Spar die letzten Gummibärchen für Van der Bellen. "Ob’s reicht weiß ich nicht", sagte er, "aber wir kämpfen bis zum Schluss". Es reichte. Sierning schwenkte um zu 52,6 Prozent für Van der Bellen. Die nötigen Stimmen haben die Funktionäre wohl am Supermarktparkplatz geholt.

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10  Kommentare
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Qwertz1 (1.350 Kommentare)
am 07.12.2016 00:05

ganz schwach auch Steinbach / Steyr, wo ist den da das Moderne, s Christkinderlmarkt oder der BM Dörferl mit seiner Dorfentwicklung auch ein fader Kaffee von vorgestern?

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jack_candy (7.852 Kommentare)
am 06.12.2016 12:23

Die Argumentation des Bürgermeisters von Spital am Pyhrn ist schon etwas seltsam. Im Grunde sagt er, dass dort Hofer gewählt wurde, weil Politik und Naturschutz so vernünftig waren, nicht zuzulassen, dass auf jede Bergwiese ein Skilift oder eine Skipiste gebaut wird.

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0815-0815 (211 Kommentare)
am 06.12.2016 09:00

Kann es sein, dass sich auf Seite 29 der Printausgabe vom 6.12.2016 ein Fehler eingeschlichen hat ? Meines Wissens nach hat Van der Bellen in Wels Stadt 56,38% und Hofer 43,62% (Quelle: Homepage der Stadt Wels) und nicht wie in der Printausgabe abgedruckt umgekehrt. Nicht, dass der Welser Bürgermeister noch zu jubeln anfängt ob des 'fulminanten' FPÖ-Erfolges in Wels.

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auflosgehtslos (2.257 Kommentare)
am 06.12.2016 08:55

Nachdem mit Heinz Fischer zwölf Jahre lang ein 68er-Symphatisant in der Hofburg residiert hat, mehr oder weniger im politischen Dämmerschlaf, folgt mit Systemverteidiger Van der Bellen ein weiterer Repräsentant der linken Hegemonialmacht nach.
Der einstige Bekämpfer der Eliten hat die Interessen des sich hinter ihm angesammelten Establishments in den Rang eines Dogmas erhoben, einen möglichen Hofer-Sieg mit schlimmsten Untergangsszenarien verziert und die Stimmbürger gleichzeitig mit regelmäßigem Nazi-Geschrei an ihren unüberwindbaren Schuldkomplex erinnert. Erfolgreich.
Somit wurde die Systemveränderung erst einmal verschoben. Die Mehrheit hat sich für den EU-hörigen Kandidaten entschieden, der sich träge von Widerspruch zu Widerspruch emporgeirrt hat.

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jack_candy (7.852 Kommentare)
am 06.12.2016 12:25

Mir ist wesentlich lieber, es sind 68er-Sympathisanten in der Hofburg als 38er-Sympathisanten.

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aeck (2.060 Kommentare)
am 06.12.2016 13:19

Der BP ist Repräsentant, nicht Systemveränderer. Er ist nicht ermächtigt, eigenhändig Gesetze zu verabschieden. Auch Hofer hätte das nicht gekonnt, auch wenn er noch so rumgehüpft wäre wie ein Rumpelstilzchen.

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c.sainz (1.259 Kommentare)
am 06.12.2016 08:18

Spital am Pyhrn ist bemerkenswert, gerade erst hat Haimbuchner wieder einmal sein Veto gegen das Schigebiet eingelegt und trotzdem wird der blaue Kandidat gewählt.

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suedostwind (109 Kommentare)
am 06.12.2016 09:47

Ja, manche Wähler kapieren es wohl nie bzw. gewisse Parteien können tun und lassen was sie wollen - die werden einfach gewählt. Vielleicht liegt es am lauten Schreien oder am Versagen bzw. der Untätigkeit bzw. der fehlenden Unterstützung in dieser Region von z.B. Schwarz oder Rot.

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 06.12.2016 01:38

Friedrich Peter - das war doch der Altnazi und SS-Mann?
Naja, was ich immer sag ... aber dass man jetzt noch stolz ist auf den ...

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( Kommentare)
am 06.12.2016 01:57

Jo eh.
Der wusste noch, was nationalsozialistisch ist. Die nachgewachsenen Gestrigen wissen nicht, was sie tun, wie der in Saalbach, der vor dem Wahllokal Heil Hitler schrie.

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