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Orban nennt seine Kritiker "nützliche Idioten"

Von nachrichten.at/apa, 03. März 2019, 16:22 Uhr
Ungarn entzog im Juli ebenfalls seine Zustimmung.
Viktor Orban Bild: Reuters

BUDAPEST. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hat seine Kritiker aus den Reihen der eigenen europäischen Christdemokraten als "nützliche Idioten" der Linken bezeichnet.

"Während sie einen geistigen Kampf zu führen glauben, dienen sie den Machtinteressen anderer, ja denen unserer Gegner", sagte Orban der deutschen Zeitung "Welt am Sonntag".

In Wirklichkeit käme aber der Angriff von links. "Nicht um uns, sondern um die EVP zu schwächen." Zugleich kündigte Orban an, eine Plakatkampagne gegen Brüssel fortzusetzen.

Der rechtskonservative ungarische Regierungschef steht in seiner eigenen Parteienfamilie, der Europäischen Volkspartei (EVP), schwer unter Beschuss, seitdem er sein ganzes Land mit Anti-Brüssel-Plakaten überziehen ließ. Sie zeigen den EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker, ebenfalls ein Christdemokrat, und den liberalen US-Milliardär ungarischer Herkunft, George Soros, in unvorteilhafter Pose. Darunter stehen Behauptungen, die suggerieren, die beiden wollten illegale Migration nach Europa fördern. Die EU-Kommission hatte diese Behauptungen mehrfach Punkt für Punkt widerlegt.

An die zehn EVP-Mitgliedsparteien verlangen den Ausschluss von Orbans Regierungspartei Fidesz aus der EVP. Die ÖVP von Bundeskanzler Sebastian Kurz und die deutschen Unionsparteien CDU und CSU, die die Plakate gleichfalls scharf verurteilt hatten, sind allerdings bisher nicht darunter. Der Leiter der ÖVP-Delegation im EU-Parlament und ÖVP-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl, Othmar Karas, forderte eine Suspendierung der Orban-Partei.

Im "Welt am Sonntag"-Interview bezeichnete Orban den theoretisch möglichen Ausschluss seiner Partei als "keine rationale Alternative". Dies würde aus seiner Sicht nur den Gegnern der EVP dienen.

Zugleich kündigte der ungarische Regierungschef eine weitere Anti-Brüssel-Kampagne an, diesmal gegen den Vizechef der EU-Kommission, Frans Timmermans. "Herr Juncker geht in Rente, und an seine Stelle kommt Herr Timmermans", sagte Orban. Die Kampagne gegen Juncker endet am 15. März, wie der ungarische Staatssekretär Zoltan Kovacs am Samstag mitteilte.

Der Niederländer Timmermans ist Spitzenkandidat der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) bei der EU-Wahl im Mai und ihr Anwärter für den Posten des Kommissionspräsidenten. Wie Orban weiter ausführte, werde auch Timmermans auf den neuen Plakaten zusammen mit George Soros abgebildet sein. Auf den aktuellen Darstellungen mit Juncker wirkt der aus Ungarn stammende Holocaust-Überlebende wie ein dämonischer Einflüsterer des EU-Kommissionschefs.

"Die Rolle von Soros für die europäische Politik kann nicht übergangen werden, und ein jeder hat das Recht darauf zu erfahren, dass Timmermans eingestandenerweise sein Verbündeter ist", behauptete Orban weiter. Tatsächlich hat Soros in den vergangenen Jahrzehnten mit Milliardensummen zahlreiche humanitäre, soziale, wissenschaftliche und künstlerische Vereine und Initiativen unterstützt. Darunter sind auch solche, die sich für Menschenrechte und für Asylsuchende einsetzen.

Die deutschen Unionsparteien empfinden die feindselige Kampagne gegen Juncker, der als Spitzenkandidat der EVP zum Kommissionspräsidenten gewählt worden war, als Belastung für ihre eigenen politischen Ambitionen. EVP-Fraktionschef Manfred Weber (CSU) möchte nach der Europawahl im Mai Junckers Nachfolge antreten. Am letzten Dienstag hatte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer den Vizechef von Orbans Fidesz-Partei und Orban-Vertrauten Gergely Gulyas in Berlin zu einem informellen Gespräch empfangen.

In der "Welt am Sonntag" bezeichnete Orban dieses Treffen als Teil eines "strukturierten Dialogs" zwischen CDU und Fidesz, der dazu da sei, um "zu klären, in welchen Fragen wir übereinstimmen und in welchen nicht". Er selbst, fügte er hinzu, freue sich darauf, die im letzten Dezember gewählte CDU-Vorsitzende persönlich kennenzulernen. "Wir treffen uns im März in Brüssel", sagte er. Am 20. März tritt in Brüssel die Politische Versammlung der EVP zusammen. Die Orban-Gegner - bisher vor allem Mitgliedsparteien aus Skandinavien und den Benelux-Staaten - könnten bei diesem Anlass aber auch ihren Ausschlussantrag stellen.

Milde Worte fand Orban in dem Interview für die deutsche Bundeskanzlerin und frühere CDU-Chefin Angela Merkel, deren Flüchtlingspolitik er in der Vergangenheit massiv kritisiert hatte. "Wir waren natürlich nicht in allen Fragen einer Meinung, vor allem nicht beim Thema Migration. Aber diese Kanzlerin hat entscheidend dazu beigetragen, Europa zusammenzuhalten", sagte er. Merkel hatte nicht nur den CDU-Vorsitz an Kramp-Karrenbauer abgegeben, sondern auch angekündigt, keine weitere Kanzlerschaft mehr anzustreben. "Vorerst dominiert in mir das Gefühl eines großen Verlustes", sagte Orban.

Die Unterschiede zu Merkel beim Thema Migration sind aus Sicht von Orban nicht überbrückbar, aber man könne sie managen. Orban schlägt vor, dass sich nicht länger die EU-Kommission, sondern ein von den Innenministern der Schengen-Staaten gebildetes Gremium damit beschäftigt. Fragen, die die gesamte Schengen-Zone für den freien Personenverkehr beträfen, sollten entschieden werden, "wie dies Fachleute machen, und nicht so, wie die Politiker".

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6  Kommentare
6  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Orlando2312 (22.318 Kommentare)
am 03.03.2019 17:42

Orban nennt seine Kritiker "nützliche Idioten"

Im Gegensatz dazu ist der Orban ein nutzloser Idiot.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 03.03.2019 18:57

Viel Feind viel Ehr.

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jago (57.723 Kommentare)
am 03.03.2019 19:27

Wie edel von dir, dass du dir den Kopf der Schwarchzen zerbrechen zust grinsen

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 03.03.2019 17:07

Wo Orban recht hat, da hat er recht.
Wenn sich die Nomenklatura in der EU nicht zu Selbstkritik fähig erweist, dann muss man das ihr mit durchaus drastischen Worten erklären.
Denn das was Orban macht, dass ist ja nur eine Reaktion auf eine fehlgeleitete Politik aus der EU.
Man soll Ursache und Wirkung nicht verwechseln.
Die EU meint mittels Muskelspiel die osteuropäischen Staaten auf Linie bringen zu können.
Das ist so töricht, dass es kaum zu glauben ist.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 03.03.2019 17:13

Bekanntlich ist die Zeit des Wahlkampfes laut Häupl die Zeit der fokussierten Unintelligenz. Das ist korrekt.
In diese Kategorie ist das Ansinnen der EVP einzuordnen, Fidesz aus der EVP wegen eines Plakates !!!!!! auschliessen zu wollen.
Damit tut man nur den Grünen und linksliberalen einen Gefallen.
Es wäre ein Schuss ins eigene Knie. Die Linksgrünen werden sich dabei ins Faeustchen lachen, denn damit schwächt sich die EVP selbst und stärkt damit indirekt die Grünen, weil sie sich damit künftig noch mehr aneinander ketten.

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jago (57.723 Kommentare)
am 03.03.2019 22:42

> Wo Orban recht hat, da hat er recht. Wenn sich die Nomenklatura in der EU nicht zu Selbstkritik fähig erweist,

Der hat aber seine schwarzen Parteifreunde gemeint, nicht die EU-Nomenklatura.

Mir fällt auf, dass ich bei "Mengenlehre" viel aufmerksamer bin als die jüngeren Leute, die sie in der Schule gelernt haben.

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