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Jeremy Corbyn sieht seine Stunde gekommen

15. Jänner 2019, 21:59 Uhr
Oppositionsführer Jeremy Corbyn  Bild: (REUTERS)

LONDON. Brexit-Chaos und eine Regierungschefin am Boden: Inmitten der Turbulenzen rund um den EU-Austritt Großbritanniens richten sich viele Augen auf Oppositionsführer Jeremy Corbyn.

Der Labour-Chef beantragte am Dienstag nach der krachenden Niederlage von Premierministerin Theresa May bei der Abstimmung im Parlament über den Brexit-Vertrag umgehend ein Misstrauensvotum gegen die Regierung.

Im Fall von Neuwahlen könnte sich der 69-Jährige Chancen auf das Amt des Regierungschefs ausrechnen.

May trat trotz des mehr als eindeutigen Neins nicht zurück. Das von Labour beantragte Misstrauensvotum soll nun bereits am Mittwoch stattfinden. Verliert May das Misstrauensvotum, könnte das zur Bildung einer neuen Regierung führen. Andernfalls könnten Neuwahlen angesetzt werden.

Corbyn hatte bereits nach Mays Verschiebung der Parlamentsabstimmung zum Brexit-Vertrag im Dezember von einer "Verzweiflungstat" gesprochen. Schon 2017 war er der eigentliche Sieger der von May angesetzten vorgezogenen Parlamentswahl. Er jagte der bis dahin mit absoluter Mehrheit regierenden May viele Stimmen ab und konnte für Labour 29 Sitze im Unterhaus hinzugewinnen. Vor allem Erst- und Jungwähler stimmten in Scharen für Labour - für den Parteilinken Corbyn war das Ergebnis sein bisher größter Erfolg.

Für Überraschungen gut

Dass er für Überraschungen gut ist, hatte er bereits mit seiner Wahl zum Labour-Vorsitzenden 2015 gezeigt: Bei der Urwahl hatte er knapp 60 Prozent der Stimmen erzielt - zum Entsetzen des noch von der Zeit unter Tony Blair geprägten Parteiestablishments.

Dem Unterhaus gehört Corbyn bereits seit 1983 an, dort fristete er allerdings lange ein Dasein als Hinterbänkler. Größere Bekanntheit erlangte der überzeugte Pazifist als vehementer Kritiker des Premierministers Blair, der den USA in den Irak-Krieg folgte.

Nach seiner Wahl zum Labour-Chef wurde Corbyn von der Basis wie ein Rockstar gefeiert, er zog Hunderttausende neue Mitglieder in die Partei. Dabei half ihm sein Image als liebenswerter Underdog, das der Vater dreier Kinder seither kultiviert.

Der bärtige Abstinenzler und Vegetarier, der kein Auto besitzt, zeigt sich gern auf dem Fahrrad, im Plausch mit Nachbarn oder in seinem Schrebergarten. Als Hobby gibt er Marmelade-Einkochen an. Seine dritte, 20 Jahre jüngere Ehefrau stammt aus Mexiko.

Bei aller Euphorie an der Basis für Corbyn - nach dem Brexit-Votum 2016 rumorte es in der Labour-Fraktion gewaltig: Viele Abgeordnete warfen Corbyn vor, sich nicht entschieden genug für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union eingesetzt zu haben.

Mehr als 80 Prozent der Fraktionsmitglieder entzogen ihm das Vertrauen, doch Corbyn lehnte einen Rücktritt ab. Dass seine Beliebtheit an der Basis ungebrochen war, zeigte die zweite Urwahl im September 2016 - knapp 62 Prozent der Parteimitglieder stimmten für ihn.

In Sachen Brexit erfüllt Corbyn aber auch seither die Hoffnungen vieler pro-europäischer Jungwähler nicht. Er ist nicht gegen einen EU-Austritt, wirbt aber immerhin für einen "Jobs-First-Brexit", der möglichst viele Arbeitsplätze im Königreich erhalten soll. Die meisten Labour-Abgeordneten sind pro-europäisch eingestellt. Sie spekulieren auf Neuwahlen oder ein zweites Referendum über den EU-Austritt Großbritanniens, was Corbyn aber skeptisch sieht.

May warnt ihre Partei vor Neuwahlen

May indes warnte ihre Partei vor Neuwahlen und einem möglichen Sieg von Labour. "Ich glaube, dass wir uns das Risiko nicht leisten können, Jeremy Corbyn die Macht in die Hände zu geben", sagte sie im Dezember.

Einen Schatten auf den Labour-Chef werfen auch Ermittlungen von Scotland Yard wegen des Verdachts auf "antisemitische Hassverbrechen" in der Labour-Partei. Corbyn räumte ein, dass Labour ein "echtes Problem" mit Antisemitismus habe, der nicht toleriert werden könne. Dem Palästina-Aktivisten wurde selbst immer wieder Antisemitismus vorgehalten.

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9  Kommentare
9  Kommentare
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jetztreichtsameise (8.121 Kommentare)
am 15.01.2019 22:48

Corbyn's größter Fehler: Nicht klar Position zu beziehen! Ewiger Opportunismus rächt sich durch Vertrauensverlust.

Abgesehen davon wird vielleicht folgende Aussage eines Liberalen hängen bleiben: It's the beginning of the end of brexit...

Hauptproblem der Briten ist die gespaltene Bevölkerung in vermeintliche Dummies (sic.!) und Gebildetere/Junge.

Diese Tendenzen kann man allerdings auch hier feststellen...

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klettermaxl (6.817 Kommentare)
am 15.01.2019 23:04

Corbyn bezieht doch permament Position, auch nachlesbar in den heutigen Medienberichten. Corbyn möchte nicht in der EU bleiben, allerdings nachverhandeln für einen besseren Ausstieg Großbritanniens.

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 15.01.2019 23:12

Corbyn ist das, was Pilz gerne sein möchte. Ein Linkspopulist, der damit auch Erfolg hat.

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Killerkaninchen (7.975 Kommentare)
am 16.01.2019 01:12

Strache ist das, was Farage gerne sein möchte. Ein Rechtspopulist, der damit aber keinen Erfolg hat.

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jago (57.723 Kommentare)
am 15.01.2019 23:10

> Hauptproblem der Briten ist die gespaltene Bevölkerung ...

Danke für das unerwarte "vermeintliche" grinsen grinsen

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jetztreichtsameise (8.121 Kommentare)
am 16.01.2019 07:30

Naja, das ist der p.c. geschuldet...

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Killerkaninchen (7.975 Kommentare)
am 16.01.2019 00:55

Es gibt eine Karte im Internet, wo die Gebiete der Rinderpest in England mit den Gebieten, die für einen Brexit gestimmt haben, verglichen wurden.

Es gibt eine markante Übereinstimmung …...^^

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( Kommentare)
am 15.01.2019 22:35

Bei der Abstimmung im britischen Parlament ging es also nicht mehr um das Wohl des Volkes der Briten, sondern um die Interessen eines Politikers Jeremy Corbyn.

Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied!
(Goethe, Faust I, Szene in Auerbachs Keller)

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allesistmOOEglich (5.632 Kommentare)
am 15.01.2019 22:59

Politiker verfolgen immer politische Interessen: Die Interessen ihrer Wähler bzw. der Wähler ihres Parteiprogramms (oder ihres jugendlichen Aussehens, wie im Fall Kurz oder Grasser).

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