Die "Happy Hour" von Donald Trump und Kim Jong-un im Hotel in Hanoi
HANOI. Der US-Präsident und Nordkoreas Machthaber zelebrierten gestern ihr Wiedersehen.
Das "Metropole" ist in Hanoi eine der allerersten Adressen, seit einem Jahrhundert schon. Wenn sich in Vietnams Hauptstadt der Nachmittag dem Ende zuneigt, kommen auch Menschen in das Fünf-Sterne-Hotel, die sich die Zimmerpreise nicht leisten können. Zur Happy Hour sind die Cocktails billiger – auch der legendäre Hausdrink "Martini Graham Greene", benannt nach einem der vielen berühmten Gäste, dem englischen Schriftsteller.
Gestern jedoch blieb Hanois Society außen vor. Pünktlich zur Happy Hour – Ortszeit 18.28 Uhr – traf sich im "Metropole" das derzeit schillerndste Paar der Weltpolitik: US-Präsident Donald Trump und sein neuer "Freund", Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Acht Monate nach dem ersten Gipfel in Singapur zelebrierten die beiden in Hanoi ihr großes Wiedersehen. Gewissermaßen auch eine glückliche Stunde.
Die Kulisse: sechs US-, sechs nordkoreanische Flaggen. Der Auftritt: Trump von links, Kim von rechts. Der Handschlag: zehn Sekunden. Beide Gesichter: gerötet. Anfangs wirkten die zwei ziemlich angespannt. Dann setzte Trump – 72 inzwischen, breite Krawatte in Schwarz-Pink, Pin mit US-Flagge am Revers – sein Haifisch-Lächeln auf. Aus der Hoffnung, ein Erfolg bei den Korea-Gesprächen könnte ihm den Friedensnobelpreis einbringen, macht er kein Hehl.
Kim – etwa halb so alt wie sein Gegenüber – trug seinen zugeknöpften Funktionärsanzug. Dann lächelte er sein Gegenüber an. Muss Ewigkeiten her sein, dass er Trump einen "kranken, dementen Greis" nannte. Schließlich sprachen beide noch ein paar Sätze in die Kameras. Nichts Bedeutendes, aber immerhin. Trump hört man häufig, aber sein Gegenüber nicht.
Der US-Präsident meinte: "Es ist großartig, wieder mit Ihnen zusammen zu sein. Unser größter Fortschritt bisher ist, dass wir eine echt gute Beziehung haben." Kim entgegnete, indem er den US-Präsidenten für dessen "mutige Entscheidung" pries, einen Dialog zu beginnen. Und fügte hinzu: "Ich hoffe, dass wir alles erreichen, was die Leute erwarten." Dann zogen sich die beiden zur "1:1-Conversation" zurück, wie das im Vokabular des Weißen Hauses heißt.
Koreakrieg offiziell beenden?
Beiden Seiten ist klar, dass nach dem symbolischen Auftakt vor acht Monaten nun mehr erwartet wird. Denkbar wäre, dass Trump und Kim den Koreakrieg (1950 bis 1953) in einer großen Geste für formell beendet erklären. Tatsächlich befinden sich beide Länder völkerrechtlich immer noch im Krieg miteinander. Dies wäre also eine vertrauensbildende Maßnahme von historischer Dimension – die zudem wenig kostet. Für einen richtigen Friedensvertrag müssten allerdings noch China und Südkorea dazustoßen.
Möglich wäre zudem, dass die USA und Nordkorea im jeweils anderen Land Verbindungsbüros eröffnen – gewissermaßen die Vorstufe zu Botschaften.