Vor 70 Jahren: Erste Atombombe ließ die Messgeräte schmelzen

Von OÖN   16.Juli 2015

Heute vor 70 Jahren begann das "Atomzeitalter". Unter dem Decknamen "Trinity" fand in New Mexico der erste Kernwaffentest der Welt statt – die "Generalprobe" für die wenige Wochen später geführten vernichtenden Schläge gegen die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki.

Vor dem Test hatte es Warnungen gegeben, die künstliche Kernspaltung könnte unerwartete Folgen haben, bis hin zum Untergang der Welt. Die nüchternen Physiker um den wissenschaftlichen Direktor Julius Robert Oppenheimer glaubten nicht an solche Panikmache; dazu verstanden sie die Abläufe bei einer Kettenreaktion zu gut.

So ließ Oppenheimer auf dem Schießplatz White Sands in New Mexico einen Test vorbereiten. Das wüstenartige Gelände war im Umkreis von mehreren Kilometern unbewohnt. Am 7. Mai 1945 zündete eine Gruppe von Sprengspezialisten 100 Tonnen TNT, um Messgeräte für den eigentlichen Test zu eichen. In den folgenden Wochen entstand ein 30,5 Meter hoher Stahlturm, an dem die tonnenschwere Bombe aufgehängt wurde. Gleichzeitig wurde im Reaktor Hanford im US-Bundesstaat Washington Uran 238 mit Neutronen beschossen und so genügend Plutonium 239 für zunächst zwei Bomben hergestellt.

Anfang Juli 1945 begann der Zusammenbau der Bombe, die den Decknamen "Gadget" bekam. Der gesamte Test lief unter "Trinity", "Dreifaltigkeit". Die Hintergründe dieser Namensgebung sind unklar. Oppenheimer selbst sagte, er habe an ein Gedicht von John Donne gedacht, in dem es heißt: "Zerschlage mein Herz, dreifaltiger Gott".

Am 16. Juli 1945, 5.29 Uhr und 21 Sekunden war es so weit: "Gadget" wurde gezündet – und funktionierte perfekt. Ein Feuerball verschlang den Stahlturm und ließ zu nah installierte Messgeräte schmelzen. Die Explosionsleistung wurde später auf 18 bis 21 Kilotonnen TNT geschätzt, die freigesetzte Energie auf 80 bis 90 Terajoule.

Augenzeugen erinnerten sich an die unbeschreiblichen Farben der ersten künstlich herbeigeführten Kernspaltung in großem Maßstab. Oppenheimers Manhattan-Projekt-Team war klar, dass sie am Beginn einer neuen Ära standen. Was daraus werden würde, war allerdings nicht mehr ihre Sache. Denn jetzt kam die Politik ins Spiel.