US-Außenminister besucht überraschend Afghanistan
KABUL. Die USA und Afghanistan sehen die Friedensbemühungen mit den radikalislamischen Taliban optimistisch.
Das machten US-Außenminister Mike Pompeo und der afghanische Präsident Ashraf Ghani am Montag nach Gesprächen in einer Pressekonferenz deutlich. Pompeo hatte die afghanische Hauptstadt Kabul unangekündigt besucht.
Ghani sagte, die neue und sehr viel aggressivere Afghanistanstrategie der USA, die Präsident Donald Trump im August vorgestellt hatte, funktioniere. "Sie bringt jeden Akteur im Konflikt in Afghanistan dazu, neu zu kalkulieren", sagte er. Mit der Strategie haben die USA ihre Truppen in Afghanistan nach Jahren der Truppenabzüge wieder aufgestockt und ihre Luft- und Bodenoffensiven vor allem gegen die Taliban massiv verschärft.
Pompeo fügte hinzu, dass die Strategie den Taliban eine klare Botschaft gesandt habe und dass auf dem Schlachtfeld erste Resultate sichtbar würden. Die Stoßkraft der Taliban schrumpfe. Ein Waffenstillstand über die hohen Eid-Feiertage sei ein ermutigendes Zeichen gewesen, sagten beide. Ghani sprach von einer wahrhaftig berührenden Erfahrung.
Über die Eid-Feiertage Mitte Juni hatten sich sowohl die Taliban als auch die Regierung drei Tage lang an eine erste Feuerpause seit vielen Jahren gehalten. Millionen Afghanen feierten den Mini-Frieden begeistert. In Städten und Dörfern trafen sich Taliban und Sicherheitskräfte zu gemeinsamen Gebeten und Friedensfeiern.
Während die Regierung den Waffenstillstand einseitig verlängerte, kehrten die Taliban jedoch nach drei Tagen wieder in den Kampf zurück. Sie weiten seit Monaten ihre Offensiven gegen Regierung und Sicherheitskräfte, Provinz- und Bezirkszentren aus und töten mitunter mehr als 100 Sicherheitskräfte wöchentlich. Umfassende Friedensangebote hatten sie sowohl im Februar als auch nach der Feuerpause im Juni wieder abgelehnt. Nach Militärangaben kontrollieren sie heute wieder mindestens 14,5 Prozent des Landes und kämpfen um weitere 30 Prozent.
Es war der erste Afghanistanbesuch des früheren CIA-Direktors seit seinem Amtsantritt im April. In Afghanistan sind etwa 14 000 US-Soldaten stationiert, die im Rahmen der Nato-Mission Resolute Support afghanische Streitkräfte trainieren. Außerdem gehen sie in Kampfeinsätzen gegen Taliban und Terrormiliz Islamischer Staat vor.