UN-Vollversammlung: Alle blicken auf Trump

Von Thomas Spang, Washington   19.September 2017

Die Premiere des notorischen UNO-Kritikers vor der Generalversammlung am heutigen Dienstag wird mit Spannung erwartet. Tritt der "Teleprompter"-Trump vor die Vollversammlung und liest eine vorformulierte Rede ab? Oder erlebt die Welt den Politclown, der seine Bewusstseinsströme frei fließen lässt?

Selbst wenn Trumps Glaubwürdigkeit in Frage steht, wird er auf ein aufmerksames Publikum treffen. "Sie können einen amerikanischen Präsidenten nicht einfach ignorieren", erklärt Jon Alterman vom "Center for Strategic and International Studies". Da die USA mehr als ein Fünftel des Haushalts der Vereinten Nationen bestreiten, kann es sich der Unilateralist umgekehrt leisten, über die multilaterale Weltorganisation herzuziehen. Und Reformen einzufordern.

UN-Botschafterin Nikki Haley verband die Forderung nach mehr Effizienz mit der unverhohlenen Warnung, den Geldhahn abzudrehen. "Bekommen wir, wofür wir bezahlen?" Gemessen an den negativen Reaktionen der Veto-Macht Russland sieht es nicht gut für die Reform-Deklaration aus, für die Trump in New York am Montag noch Unterschriften sammelte.

Widersprüchliche Signale

Wie er auch beim Klimawandel, beim Atomabkommen mit dem Iran und bezüglich Nordkorea auf ein skeptisches Publikum trifft. Dazu tragen die widersprüchlichen Signale bei, die Trump im Vorfeld aussandte.

Erst berichteten US-Medien, der Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen könnte vielleicht doch noch rückgängig gemacht werden. Dann bekräftigte das Weiße Haus erst in einer Stellungnahme und später durch Sicherheitsberater H.R. McMaster, es bleibe beim Ausstieg.

"Für viele wird das die erste Chance sein, ihn zu erleben und sich eine Meinung zu bilden", sagt Jon Alterman. "Die Welt versucht zu verstehen, wie er tickt." Das gilt vor allem auch beim zentralen Thema Nordkorea. McMaster und Haley hatten am Wochenende kräftig mit den Säbeln gerasselt. Die UN-Botschafterin kündigte an, Trump werde seine Rede nutzen, um "Grenzen abzustecken".

"Viele sind entmutigt"

Der frühere britische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Peter Westmacott, meint, selbst Amerikas Alliierte hielten Trumps Regierung für dysfunktional. "Viele sind durch Trumps Ankündigungen zum Klimawandel und Handel entmutigt." So wie das Weiße Haus mit der Korea-Krise umgehe, bestehe die Furcht, "dass die kämpferischen Reden dieses impulsiven Präsidenten die Dinge auf der koreanischen Halbinsel am Ende schlimmer als besser machen."