Syriens Vizepräsident glaubt nicht mehr an Assads Sieg

18.Dezember 2012

Die Worte des syrischen Vizepräsidenten Faruk al-Sharaa kommen überraschend: In einem Interview mit der libanesischen Tageszeitung Al-Akhbar“ betonte der hochrangige Politiker, dass weder die Truppen von Diktator Baschar al-Assad noch die Rebellen im Bürgerkrieg siegen könnten. Mit jedem Tag, der verstreiche, „rücken die militärischen und politischen Lösungen weiter weg“.

Damit nahm erstmals ein Mitglied der syrischen Führung öffentlich von dem Anspruch Abstand, den Bürgerkrieg noch zu gewinnen. Zudem betonte al-Sharaa: „Wir befinden uns nicht in einem Kampf, um das Überleben eines Einzelnen oder eines Regimes.“ Vielmehr gehe es darum, dass „wir die Existenz Syriens verteidigen“.

Um das Blutvergießen zu beenden forderte al-Sharaa eine „historische Lösung“ für den seit März 2011 andauernden Konflikt. Daran müssten die Regionalmächte und die UNO beteiligt werden. Zudem schlug er die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit vor.

Der 74-jährige Vizepräsident, der 22 Jahre lang Außenminister war, ist selbst nicht an der Führung des Kampfes gegen die Aufständischen beteiligt. In dem Interview sagte er, Assad „macht kein Geheimnis daraus, dass er die Angelegenheit militärisch regeln will“. In regierungsnahen Kreisen hieß es, der sunnitische Muslim al-Sharaa sei von Anfang an gegen ein militärisches Vorgehen gegen die Opposition gewesen.

Österreicher inhaftiert

Jamal Orabi (47), ein Österreicher mit syrischen Wurzeln, wurde unterdessen in der Stadt Aleppo von Regierungstruppen festgenommen. Das Mitglied der in Wien ansässigen Hilfsorganisation „Humanic Relief“ hatte Nahrungsmittel und Medikamente für die notleidende Bevölkerung in die zweitgrößte Stadt Syriens gebracht. Das Außenamt in Wien bestätigte die Inhaftierung und verlangt von Damaskus Aufklärung über Orabis Verbleib.

Orabi habe bereits mehrfach solche Reisen für die Organisation übernommen, sagte der Sprecher von „Humanic Relief“, Ahmed Elmatbouly. Seit seiner Verhaftung habe man kein Lebenszeichen mehr von ihm erhalten. „Es ist ein tragischer Fall für uns.“