"Sie können hören, wie er gefoltert und ermordet wurde"
ISTANBUL. In der Khashoggi-Affäre wächst der Druck auf Saudi-Arabien.
Im Fall des verschwundenen Reporters Jamal Khashoggi wächst der Druck auf die saudische Staatsführung. Die Türkei hat angeblich Beweise, dass Khashoggi ermordet wurde.
Unter Berufung auf türkische und amerikanische Offizielle hatten die "Washington Post" und "New York Times" über Ton- und Videoaufnahmen berichtet, die die Ermordung von Khashoggi zweifelsfrei belegen sollen. "Sie können hören, wie er verhört, gefoltert und dann ermordet wurde", zitieren die Blätter ihre "Sicherheitsquellen". Man wisse genau, in welchem Zimmer das Leben des saudischen Journalisten zu Ende ging. Dass das saudische Generalkonsulat in Istanbul offenbar komplett verwanzt war, wird verschwiegen.
Das Belastungsmaterial, soviel steht fest, ist dennoch erdrückend. Solange Riad nicht mit Filmaufnahmen beweisen kann, dass Jamal Khashoggi lebendig die Botschaft verlassen hat, wird der Druck auf das Wüstenkönigreich nicht abnehmen. Sollte Saudi-Arabien auch international verurteilt werden, urteilt der britische Nahostexperte James Dorsey, dann stelle sich die Frage, ob Kronprinz Mohammed bin Salman, alias "MBS", für sein Land überhaupt noch tragbar sei.
In Riad bemühte man sich um Schadensbegrenzung: Nach Erkenntnissen des Newsportals "Middle East Eye" soll man inzwischen sogar in Erwägung ziehen, die "türkische Beweislast zu akzeptieren". Die Verantwortung für das Verbrechen wolle man aber einem rivalisierenden Machtzentrum anlasten, das die Ablösung von "MBS" anstrebe. Rettung von den USA kann Riad offenbar nicht erwarten. Donald Trump bezeichnete das Verschwinden Khashoggis dagegen als einen "furchtbaren Präzedenzfall". Ein Waffenembargo gegen Saudi-Arabien erwägt Trump aber nicht: Denn "dann kämen Chinesen und Russen zum Zuge". (Wrase)