Nach Giftanschlag kritisiert Moskau London wegen fehlender Beweise

03.April 2018

Im Fall des vergifteten Ex-Doppelagenten Sergej Skripal wirft Russland in zwei ungewöhnlichen Tweets Großbritannien eine Missachtung der diplomatischen Konventionen vor. Die russische Botschaft in London kritisierte so im Kurznachrichtendienst Twitter erneut, dass London keine Beweise für seine Anschuldigungen vorlege und keinen Zugang zu den Opfern gewähre.

London macht Moskau für den Anschlag auf Skripal und dessen Tochter Julia verantwortlich. In einem Tweet verwendete die Botschaft für ihren Protest das Logo des Zombie-Films "28 Days Later" in Anspielung auf den Anschlag, der am 4. März im englischen Salisbury verübt worden war.

In dem Film geht es um den Zusammenbruch der Gesellschaft durch die Verbreitung eines tödlichen Virus aus einem britischen Forschungslabor und die dramatische Flucht einiger Überlebender. Auch 28 Tage nach dem Anschlag sei London seinen Verpflichtungen Moskau gegenüber nicht nachgekommen, kritisierte die russische Botschaft.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow stellte unterdessen in den Raum, dass der Anschlag auch durchaus im Interesse Großbritanniens gewesen sein könnte. "Vor allem Großbritannien, die USA und zahlreiche Staaten, die ihnen blind folgen, haben jeden Anstand verloren. Sie nutzen offene Lügen und Desinformation." Zu Zeiten des Kalten Krieges habe man sich zumindest noch an bestimmte Regeln gehalten.

Ungeachtet dieser Kritik will Moskau morgen in einer Sitzung der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag einen Vorschlag zu den Ermittlungen einbringen. "Das wird ein einfacher, klarer Vorschlag, der dazu bestimmt ist, zu den Untersuchungen des Vorfalls in Salisbury beizutragen", sagte der russische Vertreter bei der OPCW, Alexander Schulgin.

Trump hat Putin eingeladen

Nicht nur wegen des Giftanschlages sind die Beziehungen zwischen Russland und den USA in der Krise – nun berichtet der Kreml über eine Einladung Wladimir Putins nach Washington. Bereits am 20. März soll US-Präsident Donald Trump die Einladung an den russischen Staatschef ausgesprochen haben. In einem persönlichen Telefonat mit Putin, wie Kremlberater Juri Uschakow gestern in Moskau mitteilte.

Damals war lediglich bekannt geworden, dass die beiden ein Treffen in Erwägung ziehen. Es sei nicht besprochen worden, wann dieses Treffen stattfinden könnte, sagte Uschakow. Er hoffe, dass die USA den Vorschlag nicht wieder zurückzögen.