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London weist nach Giftanschlag 23 russische Diplomaten aus

Von nachrichten.at/apa, 14. März 2018, 17:27 Uhr
BRITAIN-RUSSIA/
Großbritannien wird russische Diplomaten ausweisen Bild: PHIL NOBLE (Reuters)

LONDON/NEW YORK. Großbritannien wird wegen des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal insgesamt 23 russische Diplomaten ausweisen. Russland kündigte Vergeltung an.

Die russischen Diplomaten hätten eine Woche Zeit, das Land zu verlassen, sagte Premierministerin Theresa May am Mittwoch im Parlament in London. Die bilateralen Kontakte des Vereinigten Königreichs zur Russischen Föderation werden demnach ausgesetzt.

Zudem würden an der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland im Juni keine offiziellen britischen Vertreter teilnehmen. Zuvor hatte Russland ein Ultimatum zur Aufklärung des Falls verstreichen lassen. Moskau hat die Anschuldigung, hinter dem Anschlag zu stehen, zurückgewiesen. Laut May ist Russland "schuld" an der Vergiftung Skripals und seiner Tochter, wie sie vor dem Unterhaus sagte.

Die russische Regierung hat unterdessen Vergeltung für die britischen Strafmaßnahmen angekündigt. Das Außenministerium in Moskau bezeichnete die am Mittwoch von London angekündigten Maßnahmen als "beispiellose grobe Provokation". Russland werde in Kürze darauf reagieren.

Eines der gefährlichsten Nervengifte

May hatte gefordert, dass sich Moskau bis 1.00 Uhr MEZ in der Nacht auf Mittwoch zur Herkunft des bei dem Attentat verwendeten Nervengifts Nowitschok äußern müsse. Die Substanz war einst in der Sowjetunion entwickelt worden und gehört zu den gefährlichsten Nervengiften.

Russland lasse nicht in der Sprache von Ultimaten mit sich reden, hatte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwochvormittag in Moskau gesagt. Man habe London über diplomatische Kanäle mitgeteilt, dass Russland an dem Anschlag unschuldig sei.

Skripal (66) und seine Tochter Yulia (33) waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Kleinstadt Salisbury entdeckt worden. Wir haben berichtet. Sie befinden sich immer noch in einem kritischen Zustand. Skripal hatte als Offizier des russischen Militärgeheimdienstes GRU für die Briten spioniert. Er wurde in Russland verurteilt und 2010 bei einem großen Agentenaustausch nach Großbritannien entlassen.

Spuren führen nach Moskau

Das Attentat erinnert an den Fall des Ex-Agenten und Kreml-Kritikers Alexander Litwinenko, der 2006 in London mit radioaktivem Polonium vergiftet wurde. Die Spuren der Täter führten auch nach Moskau.

Die Mitgliedstaaten der NATO haben Russland unterdessen aufgefordert, alle Fragen Großbritanniens zum Giftanschlag zu beantworten. In einer durch das Bündnis veröffentlichten Erklärung aller 29 NATO-Mitglieder hieß es am Mittwoch, der "Angriff" sei "ein klarer Bruch internationaler Regeln und Vereinbarungen". Die Verbündeten erklärten Großbritannien ihre Solidarität und boten "ihre Unterstützung bei der Durchführung der laufenden Untersuchung" zu dem Fall an.

"Wahlloser und rücksichtsloser Angriff"

Großbritannien informierte der NATO zufolge die Alliierten bei einer Sitzung des Nordatlantik-Rates am Dienstag über den Stand der Ermittlungen zu dem Fall. Dabei habe London den Einsatz "von militärischem Nervengift eines Typs bestätigt, der durch Russland entwickelt wurde", hieß es in der Erklärung. London zufolge sei es "höchst wahrscheinlich, dass Russland verantwortlich war". Die britische Regierung habe bekräftigt, dass es sich um einen "wahllosen und rücksichtslosen Angriff gegen das Vereinigte Königreich" gehandelt habe. Hierdurch seien auch "unschuldige Zivilisten" in Gefahr gebracht worden.

Die NATO-Staaten forderten Russland zur "vollständigen Offenlegung" des sogenannten Nowitschok-Programms auf. In ihm sollen sowjetische Wissenschafter das gegen den früheren russischen Agenten eingesetzte Gift zwischen 1970 und 1980 entwickelt haben. Die NATO verwies auf die 1997 in Kraft getretene Chemiewaffen-Konvention. Sie verbiete "Entwicklung, den Transfer und den Einsatz chemischer Waffen", hieß es. Das Bündnis verwies auch darauf, dass es wiederholt den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien verurteilt hat, wo Russland Machthaber Bashar al-Assad unterstützt. "Die NATO betrachtet jeglichen Einsatz chemischer Waffen als Bedrohung für den internationalen Frieden und Sicherheit."

Attentat wird zu internationalem Streit

Das Giftattentat auf Skripal weitet sich damit immer mehr zum internationalen Streit aus. Der UNO-Sicherheitsrat befasst sich am Mittwochabend mit dem Giftanschlag. Die öffentliche Sitzung finde um 20.00 Uhr MEZ statt, teilten die Niederlande als derzeitiger Ratsvorsitzender am Mittwoch in New York mit. Die britische Regierung hatte die Sitzung beantragt.

Großbritannien beklagte sich auch beim UNO-Menschenrechtsrat in Genf über den Einsatz des Nervengifts. Dieser sei ein dreister Bruch des Völkerrechts und solle eine Warnung für die Weltgemeinschaft sein. Russlands Botschafter bei dem Gremium ging in seiner Rede auf die Vorhaltungen nicht ein.

EU-Ratspräsident Donald Tusk stellte sich hinter Großbritannien und auch er wies Russland die Verantwortung für den Anschlag zu. "Ich drücke meine volle Solidarität mit Premierministerin Theresa May aus hinsichtlich des brutalen Angriffs, der, höchstwahrscheinlich, von Moskau inspiriert wurde", so Tusk am Mittwoch. Er sei bereit, den Fall auf die Tagesordnung des EU-Gipfels kommende Woche zu setzen, schrieb Tusk während eines Besuchs in der finnischen Hauptstadt Helsinki im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Tusk erklärte noch nicht, welche möglichen Maßnahmen die EU gegen Russland ergreifen könnte. London solle einen Vorschlag machen, wie man gemeinsam reagieren könne. "Eines muss klar sein, unsere Solidarität und Einigkeit in diesem Zusammenhang ist unabdingbar", so Tusk.

 

In ihren gespannten Beziehungen haben London und Moskau schon mehrfach gegenseitig Diplomaten ausgewiesen. Nach dem Giftanschlag auf den Ex-Agenten Sergej Skripal verweist Großbritannien 23 russische Diplomaten des Landes. Der Rekord liegt allerdings viel höher. Eine Chronologie:

1971: Großbritannien entdeckt ein großes Spionagenetzwerk im eigenen Land und weist deshalb 105 sowjetische Diplomaten aus. Die Antwort: 18 Briten müssen Moskau verlassen.

1985: Der britische Geheimdienst organisiert die Flucht des ranghohen KGB-Agenten Oleg Gordijewski in den Westen. Deshalb müssen 25 Briten Moskau verlassen. London weist 31 sowjetische Diplomaten aus.

1989: Großbritannien und die Sowjetunion weisen unter wechselseitigen Spionagevorwürfen jeweils elf Diplomaten aus.

1996: Russland weist vier britische Diplomaten wegen Spionage aus. Vier Russen müssen London verlassen.

2007: Wieder weist jedes Land vier Diplomaten aus nach dem Giftmord mit radioaktivem Polonium an dem Ex-Agenten und Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko in London 2006.

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12  Kommentare
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Guny (309 Kommentare)
am 14.03.2018 21:23

Welches 'Nervengas' wurde verwendet?
Wo genau wurden die Skripals vergiftet?
a) Wurde das Gift auf der Strasse auf sie "gesprüht", wie es die Polizei am 6. und 7. März vorgeschlagen hat?
b) Wurde es Sergey Skripals Getränk in einer Kneipe, die er angeblich an jenem Morgen besucht hat, hinzugefügt, auch als Verdacht der Polizei im selben Artikel angedeutet?
c) War es in Skripals Haus, wie am 9. März vorgeschlagen?
d) Genauer gesagt, war es dort per "Paket" angekommen, wie vorgeschlagen?
e) Wurde es in einem Blumenstrauß geliefert, wie am 10. März vorgeschlagen?
Warum wurde [der Polizist] Bailey mehr kontaminiert als jeder andere Offizier, der zu irgendeinem der möglichen Tatorte gerufen wurde? Geht es ihm derzeit viel besser, wie der Chief Constable of Wiltshire am 8. März feststellte ("he's well, he's sat up"). Oder ist er noch immer "ernsthaft krank", wie eine unbekannte Quelle zwei Tage später, am 10. März, feststellte.

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penunce (9.674 Kommentare)
am 14.03.2018 20:12

GB hat mit voller Absicht eine Auseinandersetzung mit Russland gesucht, obwohl die Vereinbarung

Die Briten haben sich einmal mehr nicht an die Vereinbarung gehalten, die Chemiewaffenkonvention im Artikel IX beschreibt es ganz genau im ARTICLE IX:

"Without prejudice to the right of any State Party to request a challenge inspection,
States Parties should, whenever possible, first make every effort to clarify and
resolve, through exchange of information and consultations among themselves, any
matter which may cause doubt about compliance with this Convention, or which gives
rise to concerns about a related matter which may be considered ambiguous. A State
Party which receives a request from another State Party for clarification of any matter
which the requesting State Party believes causes such a doubt or concern shall
provide the requesting State Party as soon as possible, but in any case not later than
10 days after the request," usw...

https://www.opcw.org/fileadmin/OPCW/CWC/CWC:

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Guny (309 Kommentare)
am 14.03.2018 20:10

Pohlmann kommt in seinem höchst informativen Artikel zu dem Schluss: „Es riecht nach psychologischer Kriegführung und der Nutzung der westlichen Medien als Täuschungsinstrument. Es sind Methoden, die die westlichen Geheimdienste anders als die Russen virtuos beherrschen, auch wenn die dazulernen. Nach Jahrzehnten von False Flag Angriffen, vom Zaun gebrochenen Angriffskriegen und zusammengelogenen Regime Changes muss man nicht nur an den Absichten der führenden Politiker des ‚Freien Westens‘ zweifeln, man muss auch dem Führungspersonal der westlichen Medien die Frage stellen, ob sie wirklich unfähig sind, jemals dazuzulernen, oder wer in den Medien sehr genau weiß, was er tut.“

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betgziege (827 Kommentare)
am 14.03.2018 16:58

England war schon immer ein Schurkenstadt jahrhundertelang. Kolonien ausgebeutet immer nur auf Krieg aus Russland wird ihnen die nõtigen Antwort geben und die haben schon einige bekomen von Napoleon bis Hitler ....

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pepone (60.622 Kommentare)
am 14.03.2018 16:44

na ja immerhin ist Putin ein Ex KGB Mann , und die haben sicherlich ihre gelernten Anordnungen zu exekutieren ...oder ?

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Digitalis (3.621 Kommentare)
am 14.03.2018 18:38

Und wenn schon - was stört dich da? Ein kleiner "Schurkenstaat" an der Ostküste des Mittelmeeres schickt auch seine einschlägigen Exekutoren auf der ganzen Welt aus, um ihm unliebsame Leute zu liquidieren. Literatur: "By Way of Deception" des abgesprungenen Mossad-Agenten Victor Ostrovsky, 1990. ISBN 0-312-05613-3 und "The Other Side of Deception", Harper Collins, 1994, ISBN 0-06-01-7635-0.
Letzteres Buch beeinhaltet auch den so "ominösen Tod" des deutschen Politikerl Rainer Barschel in einem Genfer Hotel - dessen Täter halt nie gefunden wurden..Ein deutscher Oberstaatsanwalt schrieb dazu in dem Buch "Der Mord der kein Mord sein durfte", wie die weiteren Nachforschungen der deutschen (Kieler) Staatsanwälte zum Mord politisch abgedreht wurden.

Bei den mustergültig "demokratischen" Amis genügt schon ein "Executive Order" des Präsidenten, um weltweit nicht genehme Menschen durch CIA & Co umbringen zu lassen. Weil bei denen bekanntlich immer irgend wo "Gefahr für die Nation umgeht. :

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SRV (14.567 Kommentare)
am 14.03.2018 18:51

Der "Rülpser"-Vertreter - "Olympia" oder "Vandalia"?

https://kurier.at/politik/inland/antisemitismus-rechte-ruelpser-der-fpoe/275.981.465

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Digitalis (3.621 Kommentare)
am 14.03.2018 19:28

@SRV. Ja, ja wenn man auf die regierungsamtichen Umtriebe des mörderischen Geheimdienstes des Kleinstaates an der Mittelmeer-Ostküste kommt gleich der Antisemitismus daher.

Na ja, es stimmt ja, dass sich dieser Staat selbst als ein exklusiver "Staat der Juden" definiert - wo halt die Reste der ansonsten nach 1948 vertriebenen Palästinenser als Menschen dritier Klasse behandelt und drangsaliert werden. Wie auch das konzentrierte Großlager "Gaza" mit 1,5 Millionen Bewohner von der Umwelt abgeschottet und gelegentlich wieder in Trümmer zerbombt wird.

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penunce (9.674 Kommentare)
am 14.03.2018 16:28

Sergej Skripal der als Doppelagent tätig war und für die Briten spioniert hat und nach eine 13 jährigen Gefängnisaufenthalt in Russland gegen adäquate GB-Spione ausgetauscht wurde, wurde in Salisbury Opfer eines Giftanschlags.

Dazu ist folgendes festzustellen:

Es wäre für Russland unter Jelzin ein Leichtes gewesen ihn, während er im Arbeitslager festgehalten wurde, an einem Unfall oder Krankheit sterben zu lassen, man hat es nicht getan und er lebte all die Jahre friedlich und ohne von den Russen belästigt zu werden in England.

Weiters wurde für die Tötung des S. Skripal einen spezieller Kampfstoff verwendet , welcher zudem hochgiftig ist und nur in Russland hergestellt wird.....

Es gibt unzählige Giftstoffe welche keinen Spuren hinterlassen und nicht auf Russland hinweisen, glaubt man gar die Russen wären zu dumm um diese anzuwenden?

So wurde erneut eine Spur nach Russland gelegt und das hat seine Folgen.

Wenn die USA glaubt Putin vorführen zu können, hat man sich geschnitten!

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robert2011 (684 Kommentare)
am 14.03.2018 15:55

Und wir glauben alles, was uns die "westliche Welt" erzählt. Ich bin vorsichtig mit Verschwörungstheorien, aber es bringt hier auch nichts, einen ganzen Staat verantwortlich zu machen.

Es zeigt sich wirklich: gut, dass sich die Briten aus der EU verabschieden. Vielleicht kommeen sie dann drauf, dass sie nicht mehr so groß sind, wie sie selbst meinen zu sein. Natürlich: solange ihnen die EU zur Seite springt, wird sich nichts ändern.

Und es ist natürlich ein guter Schachzug von den Amis. Weiter Keil zwischen EU und Russland zu treiben. Wann kapiert´s endlich der erste EU-Bürokrat: Europa ist für Amerika längst zum Feind geworden, der ruiniert werden muss. Daher sollten wir uns von dort schon gar nicht vorschreiben lassen, mit wem wir kooperieren. Neue Märkte brauchen wir, einer davon IST RUSSLAND!!!

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alterego (858 Kommentare)
am 14.03.2018 15:29

Die Zeiten werden rauer:

Diktatoren schießen wie Pilze aus dem Boden;
Wirtschaftskriege werden entfesselt;
Menschen werden auf offener Straße exekutiert;
Jeden Tag gibt es Anschläge;
Das Volk wird zu Untertanen degradiert - auch bei uns;
Verbrecher agieren nicht mehr im Verborgenen
sondern regieren das Land...

Schöne neue Welt!?

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pepone (60.622 Kommentare)
am 14.03.2018 16:41

alterego

du hast die schrecklichen Religionskriege vergessen !

Frage an Alle :

braucht es überhaupt die Doppelagenten ?

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