"Letzte Erwachsene" verlassen das Weiße Haus

Von Thomas Spang aus Washington   08.März 2018

Ein Stuhl blieb leer bei der Pressekonferenz des Präsidenten mit seinem schwedischen Gast Stefan Löfven. Darauf sollte eigentlich Gary Cohn Platz nehmen, der Trump im zurückliegenden Jahr in Wirtschaftsfragen beriet. Stattdessen traf sich der Ex-Goldman-Sachs-Banker mit Mitarbeitern des "Nationalen Wirtschaftsrats". Zeit zum Abschiednehmen.

Vor laufenden Kameras übernahm derweil Ministerpräsident Löfven die Rolle, die der Freihandels-Befürworter Cohn seit dem Einzug Trumps ins Weiße Haus ausgefüllt hatte. Er erinnerte den Präsidenten daran, dass Kooperation, Wettbewerb und freier Handel der beste Weg zum Wohlstand seien. Trump ließ den schwedischen Gast genauso abblitzen wie zuletzt Cohn. "Ich habe das über 25 Jahre lang gesagt", stimmte der Präsident seine Opfer-Litanei an. "Wir sind als Land über viele Jahre misshandelt worden, und das wird nicht mehr passieren." Die Europäische Union habe die USA "nicht sehr gut behandelt, und es ist eine sehr, sehr unfaire Situation".

"House of Chaos"

Angesichts der jüngsten Abgänge (erst kürzlich Kommunikationschefin Hope Hicks, nun Cohn) haben Spötter das Weiße Haus bereits in "House of Chaos" umgetauft. Und vermutlich droht weiterer Aderlass, wie der Präsident andeutete: "Es wird Leute geben, die sich verändern." Auf dem Absprung oder der Abschussliste stehen die "letzten Erwachsenen", die den von früheren Mitarbeitern als erratisch, herrisch und unberechenbar beschriebenen Präsidenten bisher vor den schlimmsten Fehltritten zurückhielten: Sicherheitsberater H. R. McMaster, Stabschef John Kelly und Justiziar Don McGahn.

"Ich mag Streit": So beschreibt Trump seinen Regierungsstil, der im ersten Amtsjahr zu einem unvergleichlichen Aderlass im Weißen Haus geführt hat. Mehr als ein Drittel aller Mitarbeiter sind verschwunden. Der Abgang Cohns, der sich weder von Trump noch sonst jemandem einschüchtern ließ, verunsichert die Märkte und ausländische Verbündete gleichermaßen. Galt er doch als die letzte Stimme der wirtschaftspolitischen Vernunft und wichtiger Ansprechpartner im Weißen Haus.

Pornodarstellerin klagt

Die Pornodarstellerin Stephanie Clifford will mit einer Klage gegen US-Präsident Donald Trump erreichen, dass eine umstrittene Vertraulichkeitsvereinbarung für ungültig erklärt wird. Die als „Stormy Daniels“ agierende Clifford behauptet, sie habe eine Affäre mit Trump gehabt. In der Vereinbarung hatte sich die 38-Jährige verpflichtet, nicht öffentlich über eine sexuelle Begegnung zu sprechen. Clifford behauptet jetzt, nicht Trump, sondern nur dessen Anwalt Michael Cohen habe 2016 die Vereinbarung zur Nichtveröffentlichung von Details einer Affäre zwischen Trump und der Schauspielerin unterschrieben.