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Die Angst in North Carolina entscheidet

Von Thomas Spang aus North Carolina, 04. November 2014, 00:04 Uhr
Die Angst in North Carolina entscheidet
Bis zum Schluss kämpften die Parteien um jede Stimme. Bild: Reuters

Das Ergebnis der Senatswahl im US-Staat North Carolina könnte zum Zünglein an der Waage werden.

Bei den heutigen Kongresswahlen steht Barack Obamas Mehrheit im Senat auf der Kippe. Ob er noch Verbündete im US-Kongress haben wird, könnte vom Ausgang der Wahlen in North Carolina abhängen – dem wackligsten aller Wechselwählerstaaten der USA.

Ein Gespenst geht um in North Carolina. Sally Causey (52) flößt es Schrecken ein. Der vierfachen Mutter bereitet es Albträume, sich vorzustellen, bei den "Midterms" die letzte liberale Bastion in ihrem Heimatstaat North Carolina an die Tea-Party-Republikaner zu verlieren. Die Rede ist von der demokratischen Senatorin Kay Hagan, die 2008 auf der Woge des historischen Siegs Barack Obamas in den US-Kongress getragen wurde. Nach nur einer Amtszeit droht Hagan nun von den Negativwerten des Präsidenten in den politischen Abgrund gerissen zu werden. Dessen Zustimmung liegt in North Carolina rund fünf Punkte unter dem US-Durchschnitt um die 40-Prozentmarke. Die Unbeliebtheit Obamas erklärt, warum sich der Präsident im Wahlkampf hier nicht sehen lässt. Und die Senatorin vergessen machen möchte, wem sie ihren Sieg vor sechs Jahren zu verdanken hat. Causey räumt ein, "kein großer Fan" der blassen Hagan zu sein.

Ein Gruselkatalog

Ihr graut mehr vor der Alternative: Dem Geschäftsmann Thom Tillis, der seit der Machtübernahme der Republikaner im "Tar Heel"-Staat 2010 "Speaker" ist. Wenn er nun in den US-Senat zieht, könnte Tillis die entscheidende Stimme für eine Mehrheit der Republikaner bringen. In North Carolina machte er sich einen Namen als Vollstrecker der Tea-Party-Prioritäten. "Die haben die Bildungsetats zusammengestrichen, von unten nach oben umverteilt, das Tragen von Waffen an Universitäten und in Parks erlaubt und die Selbstbestimmung von Frauen eingeschränkt", klagt Causey über den umgesetzten Gruselkatalog.

"Ginge es bloß um North Carolina, sähe es schlecht für Tillis aus", analysiert John Davis, der seit 35 Jahren als Berater für Demokraten und Republikaner in dem Südstaat tätig ist. Die erzkonservative Agenda sei in dem politisch "perfekt ausgewogenen Staat" alles andere als beliebt. Wie überall in den USA sind die urbanen Zentren fest in liberaler Hand. Während die reichen Vororte und ländlichen Gebiete von den Konservativen dominiert werden.

So sehr Hagan die Senatswahlen zu einer regionalen Denkzettel-Wahl machen will, so sehr versucht Tillis die Abstimmung zu einem Referendum über den Präsidenten zu stilisieren. Unverblümt beutet er die Verunsicherungen aus, die Ebola und ISIS gebracht haben. "Der Angst-Faktor könnte die Oktober-Überraschung sein, die das knappe Rennen in die eine oder andere Richtung kippen lässt", meint Davis. Als erster Kandidat sprach sich Tillis für Reisebeschränkungen aus Westafrika aus und traf damit einen Nerv. Zwei Drittel aller Amerikaner halten ein Einreiseverbot in die USA für vernünftig. Senatorin Hagan sah sich genötigt, ins gleiche Horn zu stoßen.

Ein 54-Jähriger fühlt sich in seinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt. "Obama hat die Seuche eingeschleppt", hält der pensionierte Offizier dem Präsidenten vor. Wie er diesen auch für den Aufstieg des "Islamischen Staats" verantwortlich macht. Seinen Namen möchte der Tea-Party-Anhänger lieber nicht nennen. Wie viele andere, die sich auf der "North Carolina State Fair" zwischen den benachbarten Ständen des Senats-Kandidaten Tillis, Südstaaten-Nostalgikern und Abtreibungsgegnern tummeln.

100 Millionen für Wahlkampf

Berater Davis glaubt, am Ende komme es darauf an, wer seine Anhänger zur Urne bewege. Deshalb flösse so viel Geld von außen in den Wahlkampf, wie in keinem anderen Bundesstaat. Für die Senatswahlen rechnet Davis allein in North Carolina mit Ausgaben bis zu 100 Millionen US-Dollar. "In dem wackligsten aller Wechselwählerstaaten kommt es sprichwörtlich auf jede Stimme an."

Wer das Kopf-an-Kopf-Rennen gewinnen wird, wagen die Demoskopen nicht vorauszusagen. Nur so viel scheint sicher: Entschieden werden die Wahlen in North Carolina und damit vermutlich auch die Mehrheit im US-Senat zugunsten der Partei, deren Anhänger sich am meisten fürchten. Vor Obama, der Tea Party, Arbeitslosigkeit, Klimawandel, ISIS, Ebola oder politischen Gespenstern.

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