Der Friedensnobelpreis für ICAN soll die Atommächte unter Druck setzen

07.Oktober 2017

Vor dem Hintergrund der Konflikte um den Iran und Nordkorea erhält in diesem Jahr die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) den Friedensnobelpreis. Die Organisation werde für ihren Kampf für eine atomwaffenfreie Welt gewürdigt, teilte das Nobelpreis-Komitee gestern in Oslo mit.

Das vor zehn Jahren in Wien gegründete Bündnis von rund 450 Mitgliedsorganisationen hat maßgeblich am UN-Verbotsvertrag von Nuklearwaffen mitgewirkt, der im Juli unterzeichnet wurde und von 122 Staaten – darunter Österreich – unterstützt wird.

"Wir leben in einer Welt, in der das Risiko, dass Atomwaffen eingesetzt werden, so groß ist wie schon lange nicht mehr", sagte die Vorsitzende des Nobelpreis-Komitees, Berit Reiss-Andersen. Der diesjährige Friedensnobelpreis sei auch ein Aufruf an alle Atommächte, "ernsthafte Verhandlungen mit dem Ziel einer schrittweisen, ausgewogenen und sorgfältig überprüften Vernichtung der fast 15.000 Atomwaffen in der Welt zu beginnen", sagte Reiss-Andersen.

Die ICAN-Vorsitzende Beatrice Fihn, die zunächst "an einen Scherz glaubte", bezeichnete die Auszeichnung als "große Ehre" und rief einmal mehr zur nuklearen Abrüstung auf. Angesichts der "großen Spannungen in der Welt" sei "jetzt der geeignete Moment, dass die Nationen unmissverständlich Nein zu Atomwaffen sagen", erklärte sie am Sitz der Organisation in Genf. "Abrüstung ist kein frommer Wunsch, sondern eine dringende humanitäre Notwendigkeit", so Fihn.

Neun Staaten mit Atomwaffen

Derzeit sind neun Staaten im Besitz von Atomsprengköpfen: die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, Indien, Pakistan, China, Nordkorea sowie Israel. Aus der ganzen Welt trafen Gratulationen ein, auch wenn das Ziel von ICAN nicht ungeteilt vertreten wird – so etwa von Deutschland: Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer gratulierte, betonte aber, es gebe nach wie vor die "Notwendigkeit einer nuklearen Abschreckung". Auch Russland reagierte zurückhaltend, betonte aber, man respektiere die Entscheidung des Nobelkomitees. Außenminister Sebastian Kurz lobte die Entscheidung als "Anerkennung" für den "weltweiten Einsatz gegen atomare Massenvernichtungswaffen, die eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit darstellen".

 

945.000 Euro

Der Friedensnobelpreis wird seit 1901 verliehen und wurde vom Erfinder des Dynamits, dem schwedischen Industriellen Alfred Nobel, gestiftet. Die wichtigste politische Auszeichnung ist mit neun Millionen Schwedischen Kronen (945.000 Euro) dotiert und wird im Dezember in Oslo überreicht. Im Vorjahr wurde Kolumbiens Präsident Santos für seinen Friedenseinsatz geehrt.