Afghanistan: Halbbruder des Präsidenten ein Drogenbaron?

13.August 2009

Britische Eliteeinheiten haben nach einem Bericht des deutschen Nachrichtenmagazins „Stern“ in Südafghanistan mehrere Tonnen Rohopium auf einem ummauerten Gehöft beschlagnahmt. Besitzer des Hofes ist Ahmed Wali Karzai, Halbbruder von Präsident Karzai und Vorsitzender des Provinzrates von Kandahar.

Amerikanische und britische Ermittler haben Ahmed Wali seit Jahren im Verdacht Drogengeschäfte zu machen. Dieser hat aber stets jede Verwicklung dementiert. Der Coup der Anti-Drogeneinheit gelang nach der Verhaftung von Taliban, die Opium transportierten. Ein Polizeioffizier, der mit den radikalen Islamisten kooperiert und ebenfalls festgenommen wurde, führte die Ermittler zu dem Drogenlager.

Laut „Stern“ liegen Protokolle und Videos von der Aktion dem afghanischen Innenministerium und Präsident Karzai vor. Diese würden aber keine Maßnahmen ergreifen.

Die Affäre spielt den radikalen Taliban in die Hände, die jedes Interesse haben, die Wahlen zu behindern und einen Sieg ihres deklarierten Gegners Karzai zu verhindern. Karzai liegt derzeit laut einer neuen Umfrage mit 36 Prozent vor dem zweitstärksten Kandidaten Abdullah Abdullah mit 16 Prozent. Damit bräuchte Karzai einen zweiten Wahlgang, um wiedergewählt zu werden. Eine Koalition seiner Gegner könnte dann eine zweite Amtsperiode des Präsidenten verhindern. Bisher hat sich Karzai durch Bündnisse mit Führern von Minderheiten und regionalen Größen, allerdings auch zu solchen mit Kriegsherren-Vergangenheit, eine ziemlich sichere Machtbasis für die Zukunft aufgebaut.

In der Bevölkerung, auch bei seiner eigenen Volksgruppe der Paschtunen gibt es eine große Desillusionierung über den seit 2001 amtierenden, ursprünglich von der AlliiertenKommission mit viel Vorschusslorbeeren eingesetzten, später dann gewählten Karzai, Es wird ihm vorgeworfen, keine ausreichenden Maßnahmen gegen die seit Jahresanfang drastisch zunehmende terroristische Gewalt im Land zu ergreifen. Bis Anfang Juli sind mehr als 1000 Zivilisten und 76 ausländische Soldaten bei Anschlägen ums Leben gekommen.