Die letzten Ermordungen in der Gaskammer

Von Markus Staudinger   28.April 2015

Die Weisung kam von Gauleiter August Eigruber persönlich: Die Alliierten sollten „in den Alpengauen keine aufbauwilligen Kräfte vorfinden“, befand er – und ordnete per Funkspruch am 28. April 1945 die Ermordung einer Gruppe von politischen Häftlingen im Konzentrationslager Mauthausen an.

Genau eine Woche vor der Befreiung des Lagers wurden folglich 43 Personen in die Gaskammer des KZ getrieben. Der Großteil von ihnen, darunter der damalige KPÖ-Landesobmann Sepp Teufl, gehörte der so genannten „Welser Gruppe“ an – einer hauptsächlich von Kommunisten getragenen Widerstandsgruppe, die im Herbst 1944 von den Nazis ausgehoben worden war.

Es sollte die letzte Vergasung im Konzentrationslager werden. „Der Tötungsvorgang dauerte bis zu fünf Minuten, bei einzelnen Aktionen sogar noch länger“, beschrieb später Johann Kanduth, einer der Häftlinge, der Leichen aus der Kammer tragen musste, die Vergasungen in Mauthausen. „Während dieser Zeit krümmten sich die schreienden Opfer und schlugen auch gegen die Gaskammertüren, bis sie, soweit überhaupt Platz vorhanden war, zusammenbrachen.“

Vernichtung durch Arbeit

Insgesamt wurden in der Gaskammer von Mauthausen zwischen 1942 und Ende April 1945 zumindest 3500 Menschen vergast. Die Gesamtzahl der Todesopfer in Mauthausen und seinen Außenlagern betrug zwischen 90.000 und 95.000.

Anders als in Auschwitz oder Treblinka kam der Großteil der Häftlinge nicht durch Vergasen ums Leben. Im KZ Mauthausen war es Vernichtung durch Arbeit, die den Großteil der Häftlinge das Leben kostete: Schwerstarbeit, gezielt kombiniert mit dürftigster Versorgung und brutaler Behandlung durch die Wachmannschaften. Jeder Zweite, der ins Lagersystem Mauthausen kam, überlebte nicht.

Am 28. April vom NS-Regime hingerichtet wurden auch fünf Peilsteiner (Bezirk Rohrbach), die zwei Tage zuvor in ihrer Heimatgemeinde eine gegen die US-Armee errichtete Panzersperre entfernt hatten: Glasermeister Karl Haider, Gastwirt Josef Autengruber, der Kaufmann Johann Hesch, der Siebreifenerzeuger Karl Hartl und Gemeindesekretär Max Innertsberger wurden am Militärübungsplatz Treffling erschossen. An sie sowie an 13 weitere Widerstandskämpfer, die noch am 1. Mai dort hingerichtet wurden, erinnert seit 1990 ein Mahnmal in Treffling.

Veranstaltungen:

28. April: Um 19 Uhr laden Stadt Wels und die Welser Initiative gegen Faschismus (Antifa)  zu einem Gedenken an die Opfer der Welser Widerstandsgruppe ein. Bei der Gedenktafel für die Welser Gruppe im Pollheimerpark findet  eine Kranzniederlegung statt.

10. Mai, ab 10 Uhr:  Gedenk- und Befreiungsfeier  in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

7. Juni, 15 Uhr, Mahnmal in Engerwitzdorf: Gedenkfeier für die in den letzten Apriltagen  in Treffling  hingerichteten Widerstandkämpfer, darunter fünf Peilsteiner

Programm Gedenk- und Befreiungsfeiern 2015 (zum Downloaden):

Weitere Inhalte:

Das geschah am 28.04.1945

Wien: Aus der Zeitung „Neues Österreich“ erfahren die Wiener, dass die demokratische Republik Österreich wiederhergestellt und eine provisorische Staatsregierung gebildet wurde. In Oberösterreich, wo die Nationalsozialisten noch an der Macht sind, weiß davon so gut wie keiner.

Mailand: Benito Mussolini und seine Geliebte Clara Petacci werden am 28. April am Rande des Dorfes San Giulino di Mezzegra von einer Partisanengruppe hingerichtet. Ihre Leichen werden nach Mailand transportiert und am 29. April auf dem Piazzale Loreto kopfüber am Dach einer Tankstelle aufgehängt.

Vils: US-Truppen überschreiten bei Vils im Tiroler Außerfern die deutsch-österreichische Grenze. In Oberösterreich queren US-Truppen – nach erstem Vorfühlen und einem Rückzug am 26. April – am 30. April bei Oberkappel dauerhaft die Grenze.