Als Babys in Mauthausen

02.Mai 2015

Hana Berger-Moran, Marc Olsky und Eva Clarke sind nicht miteinander verwandt und doch "Geschwister im Herzen" wie sie sagen. Sie waren erst wenige Wochen alt – Eva Clarke sogar erst sechs Tage – als das KZ Mauthausen am 5. Mai 1945 befreit wurde.

Ihre jüdischen Väter wurden von den Nazis ermordet. Ihre Mütter machten Unvorstellbares durch. Sie überlebten das Vernichtungslager Auschwitz, wo sie ihre Schwangerschaften vor Dr. Mengele und seinen grausamen Experimenten verborgen halten mussten, sie überlebten den Gewalt und den Hunger sowie den Transport ins Todeslager Mauthausen. Dort beziehungsweise auf dem Weg dorthin brachten sie ihre Kinder zur Welt. Hana wurde auf einem Fabrikboden in einem Arbeitslager geboren, Eva auf einem Holzwagen mit Toten und Dahinsiechenden und Marc und seine Mutter entgingen den Gaskammern in Mauthausen nur, weil den Nazis das Zyklon B ausgegangen war. Die Kinder, alle mit einem Geburtsgewicht von 1500 Gramm überlebten nur knapp und mit viel Glück.

Die britische Journalistin Wendy Holden hat die unglaubliche Reise der drei Mütter und ihrer Kinder recherchiert und erzählt ihre Geschichte in dem Buch "Schicksalskinder", das am 9. Mai im Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte Mauthausen präsentiert wird (19 Uhr). Auch Hana Berger-Moran, Eva Clarke und Marc Olsky werden an diesem Tag in Mauthausen anwesend sein, zusammen den 70. Jahrestag der KZ-Befreiung begehen – und gemeinsam ihren 70. Geburtstag feiern. Es ist ein Wiedersehen. Jahrzehntelang haben die drei nichts voneinander gewusst, einander erst vor fünf Jahren in Mauthausen kennengelernt.

Wendy Holden: "Schicksalskinder" – Die KZ-Babys von Mauthausen; Weltbild-Verlag, 432 Seiten, 12,99 Euro.

Als Babys in Mauthausen Ein Buch erzählt die Geschichte von drei KZ-Babys und ihrer Mütter