Stephan Fanderl: Der große Traum von K&K

Von Elisabeth Prechtl   12.September 2018

Rückblickend war es eine "Operation am offenen Herzen": Vier Jahre ist es her, dass Stephan Fanderl den Vorstandsvorsitz bei der Essener Warenhauskette Karstadt übernommen hat. Das Traditionskaufhaus hatte damals turbulente Jahre mit Insolvenzverfahren, Eigentümerwechseln und Millionenverlusten hinter sich. Nachdem der Tiroler Investor René Benko mit seiner Signa Holding die Warenhaus GmbH für einen symbolischen Euro übernommen hatte, verarztete der 54-jährige Fanderl Karstadt mit ruhiger, aber strenger Hand: Er schloss unprofitable Filialen, stutzte das Markensortiment und baute zahlreiche Stellen ab. "Handel ist nichts für Helden", soll der studierte Betriebswirt aus Ingolstadt einmal gesagt haben. Im Geschäftsjahr 2016/17 erwirtschaftete Karstadt erstmals wieder einen kleinen Gewinn.

Ähnliche Einschnitte wie bei Karstadt stehen demnächst wohl auch bei der Galeria Kaufhof bevor: Seit Dienstag ist offiziell, dass die ewigen Rivalen Karstadt und Kaufhof sich zur Deutschen Warenhaus AG zusammenschließen werden. Der ehemalige Rewe- und Walmart-Manager Fanderl wird Chef des Gemeinschaftsunternehmens. Erst im Juni hatte die Signa Holding den arg gebeutelten österreichischen Möbelhändler Kika/Leiner übernommen. Auch dort hat Fanderl operativ das Sagen. Bis zu 1100 Mitarbeiter könnten ihren Arbeitsplatz verlieren.

Das Handelsgeschäft hat der gebürtige Ingolstädter quasi mit der Muttermilch aufgesogen: Sein Vater war Edeka-Händler, die Familie ist bereits in der fünften Generation im Handelsgeschäft tätig. Über sein Privatleben ist wenig bekannt: Ein Blick auf die Facebook-Seite des 54-Jährigen offenbart, dass er gerne Marathons läuft.

Die Warenhaus AG, so viel ist klar, wird Fanderl auf den Kampf mit Onlinehändlern und Billigketten vorbereiten müssen. Und er wird auch dort die Sprache der Kunden etablieren: Seit seinem Einstieg bei Karstadt heißt der "Wow Sale" wieder Schlussverkauf.