Michael Köhlmeier: Wahrhaftiger Geschichtenerzähler
Als Michael Köhlmeier zum ersten Mal in die breite Öffentlichkeit platzte, nannte er sich Mick, sang, und ein kolossaler Schnauzbart tanzte auf seiner Oberlippe.
Zusammen mit Reinhold "Ray" Bilgeri siegte er 1974 mit dem Hit "Oho Vorarlberg" bei der ORF-Sendung "Show-Chance". Zu diesem Zeitpunkt studierte der 1949 in Hard in Vorarlberg geborene Sohn des Journalisten Wise und der Sekretärin Paula Köhlmeier noch in Marburg an der Lahn Politikwissenschaft und Germanistik. Hörspiele hatte er bereits veröffentlicht und auch den Rauriser Förderpreis für Literatur gewonnen, dennoch arbeitete er nach seinem Zweitstudium in Gießen (Mathematik und Philosophie) zunächst als Journalist. Anfang der 80er-Jahre entschied er sich für ein Leben als freier Schriftsteller, seitdem etablierte sich Köhlmeier als herausragender Erzähler, es entstanden mehr als 45 Sagen-, Märchen- und Roman-Bände. Seine Werke wurden in zehn Sprachen übersetzt. Von heute bis Sonntag wird dem 68-Jährigen ein großes Fest in Gmunden gemacht.
1981 heiratete Köhlmeier die Autorin Monika Helfer, die beiden haben vier Kinder. 2003 verunglückte die Tochter Paula Köhlmeier im Alter von 21 Jahren bei einem Bergunfall tödlich. Ihren Tod arbeitete der Schriftsteller fünf Jahre später in der bitterschönen Novelle "Idylle mit ertrinkendem Hund" auf. Köhlmeier: "Paula war vielleicht mehr Schriftstellerin, als ich es je sein werde. Das Schreiben dient aber nicht dazu, meine Trauer loszuwerden. Ich will doch nicht aufhören, um meine Tochter zu trauern. Diese Trauer ist ein Bestandteil meines Lebens, auf den ich nicht verzichten möchte und nicht verzichten kann."
Von 2007 bis 2012 moderierte Köhlmeier die im ORF wiederaufgenommene Diskussionssendung Club 2. Regelmäßig meldet er sich zu politischen Themen zu Wort, mit seiner Rede zum Holocaust-Gedenken vergangenen Mai brachte er die gegenwärtige Regierung auf die Palme. "Ich hab’ das als Bürger getan, nicht als Schriftsteller", sagt Köhlmeier.