Lee Hsien Loong: Der stolze Gastgeber
Stolz und Freude standen ihm ins Gesicht geschrieben: "Das ist ein bedeutender Schritt auf dem Weg zum Weltfrieden", gab sich Lee Hsien Loong überzeugt.
Mit breitem Grinsen empfing der Ministerpräsident von Singapur die beiden Präsidenten der USA und Nordkoreas. Als Gastgeber des historischen Gipfeltreffens zwischen Donald Trump und Kim Jong-un sicherte sich auch der 66-Jährige einen Eintrag in den Geschichtsbüchern. Zudem konnte er die internationale Bedeutung seiner kleinen asiatischen Republik einmal mehr unter Beweis stellen. Das große internationale Scheinwerferlicht ist Lee mehr als zwölf Millionen Euro wert. Schließlich wird er deswegen auch von vielen Kollegen in Asien und Europa beneidet, die sich ebenfalls Hoffnung auf die Gastgeberrolle gemacht hatten.
Geld spielt für den ältesten Sohn von Staatsgründer Lee Kuan Yew übrigens keine Rolle. Singapur ist eines der reichsten Länder der Welt. Als Regierungschef kassiert Lee Hsien Loong pro Jahr sage und schreibe 1,37 Millionen Euro. Und das, obwohl der an den Eliteuniversitäten in den USA und Großbritannien ausgebildete Mathematiker und Informatiker bereits seit 2012 freiwillig auf mehr als ein Drittel seines Einkommens verzichtet. Der wachsende Unmut in der Bevölkerung über das üppige Gehalt hatte ihn dazu gezwungen.
Die Familie des Regierungschefs verwaltet das Land seit fünf Jahrzehnten weitgehend wie ein Familienbetrieb. Manch Singapurer spricht daher auch spöttisch vom "Lee-Land". Trotz Singapurs rigoroser Politik, die Zensur, Prügelstrafe, Todesstrafe und das berühmte Kaugummi-Verbot vertritt, gilt Lees Macht aber noch immer als unantastbar. Von den Beliebtheitswerten seines Vaters konnte Lee aber stets nur träumen. Auch gesundheitlich ist er nicht in Bestform: Wegen einer Lympherkrankung musste sich der vierfache Vater 1993 einer Chemotherapie unterziehen. 2015 erkrankte er an Prostata-Krebs, der ihm ebenfalls die Lust am Regieren nicht nahm.