Die Angst, zu versagen
Terézia Mora wurde Mora der Büchnerpreis, die wichtigste Literatur-Auszeichnung im deutschsprachigen Raum, zuerkannt.
Manchmal erhältst du die beste Lösung, wenn du zulässt zu scheitern." So schreibt es Terézia Mora in ihrem Buch "Nicht sterben", in dem ihre Frankfurter Poetik-Vorlesungen abgedruckt wurden. Die Versagensangst ist der 47-jährigen Schriftstellerin in ihrem Leben allzu oft begegnet. Wie vieler Auszeichnungen es noch bedarf, um dieses Gefühl für immer abzustreifen? Gestern wurde Mora der Büchnerpreis, die wichtigste Literatur-Auszeichnung im deutschsprachigen Raum, zuerkannt.
Aufgewachsen in Sopron nahe der österreichischen Grenze, in einer deutschsprachigen Minderheit in Zeiten des kommunistischen Ungarn, sei ihr Leben von einer "dauerpräsenten Enge" geprägt gewesen. Die Umgebung war bäuerlich, die Erziehung katholisch, unbeschwert sei sie als Kind nie gewesen. Der Umzug nach Ostberlin 1990 nach dem Mauerfall machte ihr Leben nicht leichter. Sprachlosigkeit, Anpassungsschwierigkeiten und die Nebenwirkungen der Pubertät waren ihre Begleiter – das bedrückende Gefühl, "falsch zu sein", und die Herausforderung, sich in der neuen, reizvollen Welt einen Überblick zu verschaffen und die eigene Sprache zu finden. An der Berliner Humboldt-Universität studierte sie Hungarologie und Theaterwissenschaft, an der Deutschen Film- und Fernsehakademie ließ sie sich zur Drehbuchautorin ausbilden. Seit 1998 arbeitet sie als freie Autorin, ein Jahr später gewann sie den Bachmann-Preis.
In einem inneren Monolog ist nachzulesen, wie sie ihre literarische Welt erschaffen hat. Sie beginnt mit der Erinnerung an einen Kinobesuch mit ihrer Tochter. In dem Film, in dem eine Familie von Steinzeitmenschen ihre Höhle verlassen muss und einer fremden, bedrohlichen Welt gegenübersteht, erkennt sie sich selbst wieder: Die Familie muss nicht nur um ihr Überleben, sondern auch um ihre Handlungsfähigkeit in der neuen Welt kämpfen. Dieser Kampf sei Moras Antrieb zum Schreiben. Zusammen mit ihrer Tochter und ihrem Mann lebt Mora in ihrer "Höhle" in Berlin.
Fremd ist der Fremde nur in der Fremde (Karl Valentin)Ödenburg an der österreichischen Grenze