Alejandro Valverde: Vom Altmeister zum Weltmeister
Als er im Vorjahr beim Auftaktzeitfahren der Tour de France auf regennasser Straße mit voller Wucht in die Bande krachte und sich dabei die Kniescheibe brach, dachten viele bei Alejandro Valverde schon ans Karriereende.
Doch gestern wurde er in Tirol bei der Rad-WM groß gefeiert. Mit 38 Jahren krönte sich der spanische Altmeister zum Weltmeister.
Im Ziel am Rennweg übermannten Valverde die Gefühle. Er brach in Tränen aus und schrie seine Freude in den Innsbrucker Himmel. Keiner der derzeitigen Fahrer im Peloton hat wohl so viele Höhen und Tiefen erlebt wie der Mann aus Las Lumbreras. Alejandro Valverde Belmonte, wie er mit vollem Namen heißt, gewann 2009 bereits seine Heimatrundfahrt, die Vuelta, und war auch bei den belgischen Ardennenklassikern wie Lüttich–Bastogne–Lüttich und dem Flèche Wallonne jahrelang der Mann, der alles dominierte.
Doch er war auch einer, den 2006 die große Blutdoping-Affäre um den spanischen Frauenarzt Eufemanio Fuentes schwer in Bedrängnis brachte. Auf einem Dokument, das bei einer Hausdurchsuchung beschlagnahmt wurde, stand das Kürzel "Piti", gleichbedeutend mit dem Namen des Schäferhundes von Valverde. Spätere Proben bewiesen dazu, dass er Blut bei Fuentes gelagert hatte. Valverde saß eine Sperre von zwei Jahren dafür ab, bestreitet jedoch bis heute seine Schuld.
Nach Ablauf des Fahrverbots fand er bald wieder zu alter Stärke zurück. Vor dem gestrigen WM-Titel feierte er bereits 13 Saisonsiege. Nun den wohl größten seiner Karriere.
Aufhören ist für Valverde noch keine Option. Das Regenbogen-Trikot, das die vergangenen drei Saisonen der Slowake Peter Sagan trug, weist nun ihn bis 2019 als Weltmeister aus. Der zweitälteste Champion nach Joop Zoetemelk (Ned) wird es mit Stolz tragen. "Alles, was seit meinem Sturz bei der Tour im letzten Jahr gekommen ist, nehme ich wie ein Geschenk", so der Spanier. Mit großer Sicherheit war es gestern nicht das letzte Präsent für ihn.