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Hat die Luftfahrtbehörde Boeing erlaubt zu schlampen?

Von Thomas Spang, 19. März 2019, 00:04 Uhr

Die Staatsanwaltschaft und der Generalinspekteur des US-Verkehrsministeriums ermitteln wegen möglicher Verstöße bei der Entwicklung der 737-MAX. Hat die Luftfahrtbehörde FAA Boeing erlaubt, bei der Entwicklung des Unglücksfliegers zu schlampen?

Als Boeing Wind davon bekam, dass einer seiner besten Kunden, American Airlines, einen Großauftrag beim Konkurrenten Airbus platzieren wollte, schrillten alle Alarmglocken. Das Management begriff, es müsse schnell handeln, um den Europäern im Kurz- und Mittelstreckenbereich etwas entgegenzusetzen.

Statt die Arbeiten für ein Nachfolgemodell der 737 voranzutreiben, entschied Boeing 2011, den bewährten Flieger zu überholen. Das war die Geburtsstunde der 737-MAX. Durch ein kostensparendes Design sollten Marktanteile verteidigt werden. Mehrere Ingenieure, die an der Entwicklung der Maschine beteiligt waren, berichten gegenüber US-Medien von erheblichem Druck des Managements. Das "Wall Street Journal" zitiert den früheren Boeing-Ingenieur Rick Ludtke mit der Aussage, die Konzernleitung habe den Entwicklern im Nacken gesessen. "Wir mussten schnell sein." Um Zeit zu sparen, seien der Luftfahrtbehörde FAA laut "Seattle Times" wichtige Informationen vorenthalten worden. Dabei ging es wohl um Details des Autopiloten MCAS ("Maneuvering Characteristics Augmentation System"), der von einem Sensor gemessene Flugdaten interpretiert und die Steuerung der 737-MAX entsprechend anpasst.

Die vorläufige Auswertung des Flugschreibers der Unglücksmaschine der Ethiopian Airlines deutet nach offiziellen Angaben auf "klare Ähnlichkeiten" zum Absturz in Indonesien im Oktober hin. Dazu gehören ein defekter Strömungssensor, die Fehlinterpretation der Software und die Unfähigkeit der Piloten, die Kontrolle des Flugzeugs manuell zu übernehmen. Laut "Seattle Times" bekamen die Ingenieure der FAA den Druck von Boeing ebenfalls zu spüren. Dabei war es eigentlich deren Aufgabe, dem Konzern auf die Finger zu schauen. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, ermittelt die US-Justiz gegen mindestens eine Person, die an dem Genehmigungsverfahren für die 737-MAX beteiligt war.

Es blieb unklar, ob ein direkter Zusammenhang zu einer zweiten Untersuchung besteht, die das US-Transportministerium eingeleitet hat. Die Federführung hat dort der Generalinspektor des Ministeriums. Dieser hat die FAA bereits angewiesen, alle relevanten Dokumente zu sichern. Boeing verfolgt den Ausgang der Überprüfung durch den Generalinspekteur und noch mehr der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft mit wachsender Nervosität. Auf dem Spiel stehen massive Haftungsforderungen der Angehörigen der Unglücksopfer und das Vertrauen in den Konzern, der mit der 737-MAX bis vor kurzem einen Bestseller hatte.

 

Thomas Spang ist OÖN-Korrespondent in Washington

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4  Kommentare
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betterthantherest (33.772 Kommentare)
am 19.03.2019 19:22

Ein Konstruktionsfehler soll durch eine Software ausgebügelt werden, abhängig von einem einzigen Sensor?

Wer sich sowas zulässt, der sollte hinter Gitter wandern.

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caber (1.956 Kommentare)
am 19.03.2019 16:02

Ist MCAS jetzt von den Piloten abzuschalten bzw. zu overrulen oder nicht?

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strandhuepfer (6.206 Kommentare)
am 19.03.2019 10:48

Was für mich nicht zu verstehen ist, ist die Tatsache, daß nach dem Absturz der Lion Air ein Softwarefehler erkennbar war, der bis jetzt(?) nicht repariert werden konnte und trotzdem die Flieger weiter fliegen durften. Und das auf Grund der LÜgen von Boeing und FAA. Wenn Boeing dann verkündet, innerhalb von 10(!) Tagen die Software reparieren zu wollen um das Flugzeug NOCH SICHERER zu machen, schlägt das dem Faß den Boden raus. Ein Verbrechen das seinesgleichen sucht. American way würde ich sagen.

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xerMandi (2.161 Kommentare)
am 19.03.2019 09:24

VW hat - AFAIK - einen zweistelligen Milliardenbetrag als Strafe für das "Verbrechen" bezahlt, überzogene Schadstoffvorschriften umgangen zu haben. Der Schaden für die Bevölkerung ist eher hypothetischer Natur, die Berechnungen zu den vorzeitigen Todesfällen unglaubwürdig und übertrieben.
Boeing hat aus wirtschaftlichen Gründen technische Entscheidungen getroffen, die sogar für den technisch interessierten Laien als grob fährlässig erkennbar sind. Sie haben bis dato mehrere hundert Tote zur Folge gehabt.
Was wäre wohl in diesem Fall eine angemessene Strafe/Schadenersatz in der EU? Eine Billion Dollar?

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