Unterwegs ins Abseits
Für eine bestimmte „Rasse“ von Volkswirten, Unternehmensführern, Politologen, Journalisten beginnt die Zeitrechnung mit 1989, dem vermeintlich endgültigen Niedergang des Sozialismus und dem Sieg der reinen Marktwirtschaft.
Für eine bestimmte „Rasse“ von Volkswirten, Unternehmensführern, Politologen, Journalisten beginnt die Zeitrechnung mit 1989, dem vermeintlich endgültigen Niedergang des Sozialismus und dem Sieg der reinen Marktwirtschaft. Ökosoziale Marktwirtschaft ist bestenfalls Romantik, Verarmung vieler Mitbürger ist unausweichlich.
Menschen dieser Denkungsart glauben, dass Jugendliche ohne Jobchancen sich weiter zudröhnen, Staatsbürger und Politik betrügerische Finanzwirtschaft weiter akzeptieren, sich die Ärmsten der Armen gefallen lassen, Nahrung und Behausung in großer Zahl zu verlieren, Monopole weiter ausgebaut werden können bzw. müssen und dass die Politik gar keine Chance hat, regelnd in Märkte einzugreifen.
Keiner meiner Bekannten glaubt diesen Gauklern, trotz ihres massiven Einflusses in Medien, Wissenschaft und Politik. Normale Menschen spüren, dass wir bessere Wettbewerbsregeln in der Finanz-, Güter- und Dienstleistungswirtschaft brauchen, wenn eine einigermaßen friedvolle Entwicklung gesichert werden soll.
Während in der wirtschaftspolitischen Debatte in Österreich zum großen Teil über Defizit-Spending bei sinkenden Staatseinnahmen geredet wird, tut sich international Beachtliches. Amerika liefert ein Beispiel, wie man durch geschickte Ordnungspolitik aus einem riesigen geldwirtschaftlichen Sumpf zu vielen neuen „green Jobs“ umsteuern kann.
Eigenartig mutet an, dass man weiß, Marktwirtschaft funktioniert nur, wenn Arbeitsplätze vor unlauterem Wettbewerb geschützt werden. Im Tagesgeschäft fährt der Zug aber noch in die entgegengesetzte Richtung.
So hat ein „Marktschreier“ der OECD erst vor kurzem festgestellt, dass die Doha-Runde ohne weitere Liberalisierung nicht zu Ende geführt werden könne. Die Marktschreier ignorieren trotz dramatisch wachsender Hungerprobleme in der Welt, trotz dramatischen Wachsens der Wanderungsströme aus dem armen Süden Richtung wohlhabendem Norden, dass der Weg der letzten 20 Jahre vielfach in die Sackgasse geführt hat.
Nach den Gräueln des Zweiten Weltkriegs hat die Menschheit erstmals mit nachfolgenden konkreten Handlungen erkannt, dass dummes Konkurrenzdenken zwischen nationalen oder in Blöcken organisierten Volkswirtschaften zwangsläufig in ausweglose Situationen führt. Aus dieser Erkenntnis sind UNO, FAO, WTO und schließlich auch die EU entstanden.
Die damals entwickelten Grundsätze haben ihre Gültigkeit immer noch nicht verloren. Die grundlegende Erkenntnis nach dem sinnlosen Tod vieler Millionen Menschen war, Frieden und Wohlstand kann für die Reichen nur weiterentwickelt werden, wenn man den Armen die Chance zur Verbesserung ihrer Lebensgrundlagen gibt.
Ich spüre, viele Menschen erwarten jetzt deutliche politische Regelsetzung in diese Richtung. Ein großer Teil des Unmuts gegen die EU scheint mir auf Politikversagen in diesem Umfeld zu gründen. Ich hoffe, dass Journalismus und Politik die Sorgen von Menschen ernst nehmen und nicht den wirtschaftlichen Machthaberern weiterhin auf den Leim gehen.
Sehe das genauso - aber leider is nix zu sehen :-o