Die Sicht der Anderen: Die richtige Versicherung?

Von Christoph Etzlstorfer   30.November 2012

Die Erstversorgung erfolgt in einem Krankenhaus, von dort geht es weiter in ein Rehazentrum. Dort lernt der Patient alles, was er für ein mehr oder weniger selbstständiges Leben braucht.

Das sind in der Regel banale Tätigkeiten wie Kleidung anziehen, sich mit dem Rollstuhl fortbewegen, Transfers vom Rollstuhl auf die Toilette, in die Badewanne, in die Dusche, ins Auto und vieles mehr. Autofahren lernt man genauso wie das Überwinden von Gehsteigkanten und anderen kleinen Hindernissen. Wenn keine Komplikationen auftreten, dauert diese Phase drei bis acht Monate, abhängig vom Grad der Behinderung. Im besten Fall schafft man in der Zeit nicht nur die körperliche Rehabilitation, sondern auch die psychische Umstellung.

Die nächste spannende Phase ist die Rückkehr nach Hause. Und dabei stößt man auf viele Hindernisse. Die Wohnung ist sehr oft nur über Stufen erreichbar. Ohne vorausschauende barrierefreie Bauweise ist sie in der Regel nicht für die Benützung mit dem Rollstuhl geeignet, weil die Räume zu eng oder zu voll mit Möbeln sind. Für zu Hause ist ein zweiter Rollstuhl erforderlich, damit man nicht den Schmutz der Straße an den Rädern in die Wohnung befördert.

Für die weitere Fortbewegung ist fast immer ein neues Auto mit Automatikgetriebe nötig. Am Arbeitsplatz sind Adaptionen nötig, nicht nur baulich, sondern auch in der Tätigkeit.

All dies stellt eine gewaltige Anforderung an die Psyche, man muss all das erst verarbeiten. Aber auch die finanziellen Herausforderungen werden oft zur Zerreißprobe. Und hier kommt es sehr auf die zuständige Versicherung an.

Menschen, die ihre Behinderung von Geburt an, durch Krankheit oder einen so genannten Freizeitunfall haben, müssen viele Mittel selber aufbringen. Besser dran sind Opfer von Arbeitsunfällen, noch besser jene, die eine gute Privatversicherung hatten.

Die Grenze zwischen Freizeit- und Privatunfall ist sehr schmal. Wenn Sie sich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause bei einem Autounfall eine Behinderung zuziehen, ist das ein Arbeitsunfall. Haben Sie auf diesem Weg noch einen Zwischenstopp gemacht, um Lebensmittel einzukaufen, und passiert der gleiche Unfall danach, so ist das ein Freizeitunfall.

Das bedeutet eine finanzielle Schlechterstellung, notwendige Hilfsmittel müssen zum Teil selbst bezahlt werden. Dabei geht es keinesfalls um Luxus, sondern um die Möglichkeit, ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Dr. Christoph Etzlstorfer ist erfolgreicher Behindertensportler, ehemaliger Sportler des Jahres in Oberösterreich und schreibt regelmäßig in den OÖNachrichten.