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Der Stadtschreiber wandelt auf den staubigen Straßen von Ovilava

Von Stefan Kutzenberger, 28. Dezember 2018, 10:10 Uhr

Zu Weihnachten wollte ich Auslandswelser in Kopenhagen treffen, und bald hatte ich eine Spur:

Eine Volksschulfreundin meiner jüngeren Tochter hat einen Vater, der Geschäftsführer einer Firma in Wels ist, deren Steuerberater einen Freund hat, dessen Sohn in Kopenhagen lebt. So einfach geht das. Nur dass dieser Sohn vor kurzem zurück in die Heimat übersiedelt war. Umso leichter war ein Treffen in der Gortana-Passage zu organisieren. Ich kam ein paar Minuten zu früh, sah einen Mann an einem Tisch sitzen und sagte: „Dann treffen wir uns eben hier, statt in Kopenhagen“. „Hallo Stadtschreiber“, sagte der Mann, und ich erkannte, dass es der Bürgermeister war. Auch nicht schlecht, wenn einem der Bürgermeister schneller erkennt als umgekehrt. Das mit Kopenhagen hat ihn nicht verwirrt, da die dortige Markthalle als Inspiration für den Umbau derjenigen in Wels dienen könnte. Als dann mein eigentlicher Frühstückspartner kam, erfuhr ich, dass zurzeit keine Welser in der dänischen Hauptstadt lebten, sodass aus meiner Idee eines oberösterreichischen Weihnachtstreffens in Nordeuropa nichts wurde. Trotzdem ist Wels natürlich immer Thema. Mein dänischer Schwiegervater begrüßte mich mit den Worten: „Wie geht’s in Ovilava?“ „Warum kennst du den römischen Namen für Wels?“, fragte ich zurück. „Wir haben darüber in der Schule gelernt“, meinte er. So eindrücklich wurde in einem norddänischen Gymnasium der Nachkriegszeit über das römische Wels unterrichtet, dass es unvergessen blieb. Das ist bemerkenswert, obwohl das Wort Nachkriegszeit bei mir gerade etwas sauer aufstößt.

Ich habe nämlich meinen ersten, kleinen, Shitstorm erlebt! In der letzten Kolumne berichtete ich, dass Wels heutzutage eine funkelnde Stadt sei, während es nach dem Krieg noch viele unasphaltierte Straßen gab. Harmloser und friedlicher kann man vor Weihnachten nicht schreiben, dachte ich. Doch die Vorstellung von staubigen Schotterstraßen in ihrer Heimatstadt ließen einige Leserinnen und Leser zum Schwert greifen. Als großkopferter Wiener wurde ich beschimpft, was wehtat, da ich doch ein großkopferter Linzer bin.

Dünnhäutig, die Welser, dachte ich, nur um zu erkennen, dass es ich war, der da sehr dünnhäutig reagierte, denn die Kommentare ärgerten mich die ganzen Feiertage über. Ständig wollte ich antworten, dass ich tatsächlich diesen alten Mann getroffen hatte, der mir erzählte, dass Wels nach dem Krieg bäuerlich geprägt war und es damals noch kaum asphaltierte Straßen gab. Dies fand ich in einer Stadtchronik bestätigt, in der stand, dass man während des Kriegs den Staub bekämpfte, indem man eine spezielle Öl-Mischung auf die unbefestigten Straßen strich. Auf gewisse Weise freuen mich die kritischen Kommentare ja auch, denn sie zeigen, dass meine Kolumne gelesen wird. In meiner Harmoniesucht rufe ich aber doch zum Dialog auf und werde im neuen Jahr einen Stammtisch einführen, um Missverständnisse in einem persönlichen Gespräch aus den Weg räumen zu können. Das wäre überhaupt eine Lösung für die meisten Probleme unserer Zeit, denke ich. Zuvor lasst uns aber gemeinsam den Silvesterlauf laufen, und dann werden andere Saiten aufgezogen!

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