Schräge Typen aus dem Kremstal

Von Hans Stoll   14.November 2016

Einer der "jungen wilden Winzer "  Arthur Toifl vom Weingut Thiery-Weber wurde hier ja schon einmal vorgestellt. Ein weiterer Typus dieser Art ist "unser Schwede" Urban Stagård vom historischen Lesehof, immerhin seit 1424(!) in Betrieb und seit über 220 Jahren in Familienbesitz.

Auch hier wird biologisch gearbeitet und größtes Augenmerk auf Böden, Rebstöcke und natürlichen Lebensraum für Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen und Raubmilben geschaffen, denn diese sorgen auf natürliche Weise dafür die Schädlinge in Schach zu halten.

Im Kremstal treffen zudem mehrere Klimaeinflüsse aufeinander (warmes pannonisches und kühle vom Norden) und auf den Terrassen der Top-Lagen sorgen Steinmauer und Felsen als Wärmespeicher für ein positives Mikroklima.

Urban und Dominique Stagård - Tradition und Moderne

Urban und Dominique Stagård - Tradition und Moderne

Lagen wie Steiner Hund, Steiner Schreck oder Grillenparz sollten sich Weinliebhaber einprägen. Und ein wenig Geduld haben, denn der "alte Schwede" wirft die jungen Rieslinge und Veltliner niemals zu früh auf den Markt! Nomen est omen: die Wartezeit im Frühling kann mit der Weinserie "Handwerk" verkürzt werden.

In unmittelbarer Nachbarschaft (was nicht nur die Lagen der Weingärten betrifft) befindet sich das Weingut der Stadt Krems, welches durch die dort werkenden Proponenten zu neuem Ruhm aufgestiegen ist. Fritz Miesbauer und Franz Josef "Goose – sprich Gusi" Gansberger führen zusammen mit dem jungen Kellermeister Peter Rehtaller dieses traditionsreiche Haus, dessen 30 Hektar Weingärten sich innerhalb der Stadtmauern befinden.

Zudem werden auch die Weine des Stiftes Göttweig hier vinifiziert. Dabei setzt man auf die Lagen und dem typischen Charakter der Weine. Im Keller wird nur mehr sorgfältig Hand angelegt. Kleine Fässer sind passé, denn Holz wird lediglich als Entwicklungshilfe für den Wein eingesetzt. Dass der Wein immer dem Charakterbild des Menschen, welcher dahintersteht ähnlich ist, kommt dann zum Ausdruck, wenn man diese regionalen "Weinhelden" getrennt voneinander befragt. Fritz über Goose: "Kulinarischer Botschafter und Entertainer". Goose sieht sich selbst als "langanhaltend – was immer damit gemeint sein mag, Charaktervoll und gereift". Und Goose über Fritz: "Charaktervoll, spritzig und mit Ecken und Kanten". Somit ist der Beweis erbracht, dass umgekehrt auch die Menschen dem Wein ähnlich sind, welchen sie selber produzieren.

Das Team des Weingutes der Stadt Krems: Fritz Miesbauer (3.v.l.) und "Goose" Gansberger (2.v.r.)

Das Team des Weingutes der Stadt Krems: Fritz Miesbauer (3.v.l.) und "Goose" Gansberger (2.v.r.)