Halbvoll? Fast leer oder doch besser ausgetrunken?

Von Hans Stoll   10.Oktober 2016

Bleibt ein noch so kleiner Rest des Weines in der geöffneten Flasche zurück, so will man klarerweise diesen nicht einfach wegschütten. Daher ist es am Wichtigsten, diesen so gut wie es eben geht luftdicht zu verschließen. Klar ist: je mehr Inhalt sich in der Flasche befindet, desto länger hält sich der vergorene Rebensaft auch fit. Selbiges gilt auch für die Formel: je kräftiger desto länger haltbar. Wichtig ist dabei, dass die angebrochene Flasche auf alle Fälle im Kühlschrank aufbewahrt wird – gilt übrigens auch für Rotweine.

Ist die Flasche halbvoll, dann werden gehaltvolle Weißwein 2-3 Tage „überleben“, bei wuchtigen Rotweinen (mehr als 13,5% Alkohol) können sich die nächsten 4-6 Tage genussvoll sehr spannend darstellen. Die Ursache, weshalb offene Weine relativ leicht schadhaft werden, liegt im Angriff des Sauerstoffs auf das Aroma - dieser fördert die Oxidation. Diese Entwicklung wird allerdings durch die Frische im Kühlschrank verlangsamt. Umstritten ist allerdings der Einsatz diverser technischer Hilfsmittel, wie zum Beispiel das Benutzen einer Vakuumpumpe. Richtig ist, dass mit diesem Gerät ein Großteil des Sauerstoffes entfernt werden kann, aber das Aroma des Weines wird höchst wahrscheinlich auch darunter leiden, speziell wenn es sich um eine sehr sensible Rebsorte wie Pinot Noir handelt.

Eine Möglichkeit wäre zudem, den Wein in ein kleineres Gebinde umzufüllen und diese Kleinflaschen sollten sofort gut verschlossen werden. Für Süßweine, welche ohnehin nur in kleinen Mengen genossen werden, habe ich einen speziellen Tipp: am Besten das Volumen der geöffneten Flasche mit Glasmurmeln auffüllen und wieder verschließen, dann kann der Süßwein sogar einige Monate fit bleiben. Allerdings gilt für jeden Kulinariker ein Grundsatz: nur leere Flaschen sind voll mit Geschichten!