Der grenzgeniale Grenzgänger

Von Hans Stoll   02.Oktober 2017

Weintechnisch gesehen, hat seine Heimatgemeinde Reisenberg am südlichen Zipfel der Thermenregion schon glorreichere Zeiten erlebt. Viele kleinere Weinbaubetriebe haben die Segel gestrichen und Toni Hartl bezeichnet sich als „letzten Ritter“ vom Reisenberger Goldberg.

Marschiert er allerdings über das Leithagebirge in das benachbarte Purbach, dann steht er als Grenzgänger zwischen zwei Weinbaugebieten, inmitten seiner Weingärten, die zu den besten und spannendsten Lagen des Leithaberges gehören. Das Mikroklima des Neusiedlersees und die besonders mineralischen Böden sind die idealen Voraussetzungen für Weine von hoher Intensität und spannender Finesse.

Der Boden ist für Toni Hartl ein Lebewesen und kein Ding.

Reisenberg und Leithaberg sind verständlicherweise zwei verschiedene Richtungen in der Weinstilistik, doch beide Varianten haben es dem Winzer aus Leidenschaft angetan. Das kühlere Reisenberg liefert spannende Pinot Noirs und seine Blaufränkischen vom Leithaberg, besonders jene von den Einzellagen wie Rosenberg und speziell Eisner, gehören zu den besten des Landes und spielen in der internationalen Liga locker mit. Die dreijährige Umstellung seines Betriebes auf biologisch und der weitere Schritt zum biodynamischen Weinbau sind für Toni Hartl kein Nachrennen eines Modetrends, sondern ein Gebot der Natur. Den Unterschied im Weingarten und im Wein soll man sehen, riechen und schmecken können. Tatsächlich widerspiegelt sich in seinen Weinen der Unterschied der Herkunft, denn von den frischen, fruchtigen Weißen bis zum hochphilosophischen Roten wird das sensorische Klavier variantenreich in bester Manier gespielt. Die jetzt laufende Ernte bezeichnet er als „besser geht nicht“! Menge und Qualität - alles ist in bestem Zustand. Die Ernte kann relativ rasch durchgezogen werden. Bedeutet: zusammen mit seiner charmanten Partnerin Moni, wird das Dreamteam auch beim 2017er Jahrgang wieder große Weine hervorbringen.