Der Poysdorfer Saurüssel

Von Hans Stoll   24.Juli 2017

Nicht nur in der Mode legt sich schon mal da gewesenes immer wiederkehrend neu auf, auch beim Wein gibt es manchen Relaunch. So hat sich nun auch der ehemalige Kultwein aus Poysdorf, der Saurüssel, neu erfunden.

Doch vorher musste selbiger durch ein tiefes Tal der Tränen marschieren. 1957 hatte man den Poysdorfer Saurüssel (eigentlich ist es der Name einer legendären Veltlinerlage vor Ort) beim Patentamt angemeldet. Findige Winzer mit einem damals nicht selbstverständlichen Gespür für Marketing, machten diese bekannte Lage zum Modewein.

Mit den Attributen leicht, frisch, fruchtig und als Zugabe mit einem kleinen „Zuckerspitzerl“ versehen, wurde dieser „Brünnerstrasser“ als große Marke positioniert. Es sollte eine sehr erfolgreiche Ära werden, denn dieser gefällige Wein war omnipräsent und damit begann auch das Problem der Massenvermarktung. Irgendwann wurde der beliebte Markenwein zum Kampfpreisprodukt (wir kennen das auch heute bei vielen andren Weinen so) und letztlich verschwand der Markenwein völlig von der Bildfläche.

2010 wurde der Saurüssel nunmehr wieder wachgeküsst und 16 Poysdorfer Winzer engagieren sich seither mit großem Elan für den neuerlichen Markteintritt. Der heutige Saurüssel präsentiert sich als leichter, frisch-fruchtiger Veltliner-Vertreter, aber im Gegensatz zu seinem Vorgänger wird dieser trinkanimierende Wein gänzlich ohne Restzucker abgefüllt.

Lediglich Winzer aus der beschaulichen Weinstadt Poysdorf, welche im Moment noch vom dominierenden Durchzugsverkehr geplagt ist und deren Nachbargemeinden dürfen diesen Wein produzieren.

Der Alkoholgehalt liegt bei ca. 11,5 Prozent. Dadurch etabliert sich der typische Veltliner als leichter, sommerlicher Terrassenwein. Und weil man aus der Geschichte gelernt hat, gibt es diesen Wein nur ab Hof, im Fachhandel oder in der Gastronomie. Und das ist gut so!