Das Konzept von Puls 4 war etwas gewöhnungsbedürftig. Denn bei der Verteilung der Redezeit ging es nicht darum, möglichst gerecht zu sein, sondern jeder der angesprochen wurde, durfte direkt reagieren.
Es dauerte eine Weile, dann hatten alle verstanden: Greife an und du wirst angegriffen. Und dann bekommst du Redezeit.
Entsprechen konfrontativ war sie also auch, die Runde der Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien samt Peter Pilz. Inhaltlich blieben die Überraschungen aus, die Positionen sind in diesem nun doch schon ein Weilchen dauernden Wahlkampf bekannt.
Überraschend war aber schon, wie deutlich sich die Koalitionspräferenzen zeigten. Die Moderatoren Milborn und Mohr stellten immer wieder Ja/Nein-Fragen, die von den Kandidaten mit Kärtchen beantwortet wurden. Und da gab es zwei, die waren sich immer einig: Sebastian Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ).
Schwarz will mit Blau und umgekehrt. Man ist sich einig, streitet nur über "Wer hat's erfunden?" (das Flüchtlingsthema) und "Wer bietet weniger?" (an Unterstützung für Flüchtlinge und Migranten). Und interessanterweise auch um "Wer ist der Ärmste?". Die Verteidigungslinie von Kurz bei sämtlichen Angriffen war genau diese: Ich bin das Opfer, alle gegen mich. Eine Position, in der sich die FPÖ bisher sehr wohl fühlte. Dass Kurz ihr nun auch diese abspenstig macht, war Strache sichtlich ein Ärgernis.
In der Paarung Schwarz-Blau möchte einer unbedingt mitmischen. Matthias Strolz (Neos) war sich auch in vielen Punkten mit Schwarz-Blau einig. Diametral gegensätzlich ist seine Position nur bei der Flüchtlingsfrage. Aber Strolz gab den "Sozialistenfresser" und griff Christian Kern (SPÖ) immer wieder an. Sogar für Dinge, gegen die die ÖVP immer wieder gestimmt hatte.
Rot will mit Grün und Pilz - und die wollen mit Rot. Auch hier gab es über weite Strecken Einigkeit und es zeigte sich auch, dass Pilz grundsätzlich immer noch eines ist: Ein Grüner, der sich auch den Werten dieser Partei nahe und verpflichtet fühlt. Entsprechend war das Objekt seiner Kritik vor allem Sebastian Kurz, der von den teils harten Pointen sichtlich aus dem Konzept gebracht wurde.
In diesem Sinne brachte die erste Elefantenrunde tatsächlich einen Erkenntnisgewinn - im Gegensatz zu den unglaublich vielen Endlos-Konfrontationen. Taktisch für ATV und ORF nicht ideal, weil sich ihre Elefantenrunden mit diesem ersten Sechser-Duell messen müssen. Demokratiepolitisch aber ein Gewinn. Die Wähler wissen, woran sie sind; sie wissen, was sie nach einer Wahl bekommen. Die Koalitionsspekulationen könnte man nun also getrost beenden.
Hier der Liveticker zum Nachlesen: Sechs Kandidaten in der ersten Elefantenrunde