Zuckerberg will kuppeln
Erinnern Sie sich noch an die Sendung Herzblatt? Mit Susi und Hubschrauber und drei Kandidaten, die sich einem unbekannten Subjekt romantisch feilboten? Das waren Zeiten. Da war das öffentlich-rechtliche Fernsehen noch der place to be in puncto Partnersuche. In ihrem Grundprinzip unterschied sich die Show gar nicht so sehr von dem, was Single-Börsen heute "Matching" nennen: das Vorschlagen passender Gesponse auf Basis erhobener Persönlichkeitsfaktoren und Interessen. Bei Herzblatt reichten dafür drei Fragen und drei Antworten. Schon entschied die Protagonistin der Begierde, mit welchem der fremden Barhockersitzer hinter der Schiebewand sie schmusend in den Sonnenuntergang hubschrauben wollte.
In Zeiten von Big Data und künstlicher Intelligenz übernimmt die Vorselektion potenzieller Lebensabschnittsgefährten natürlich – erraten! – der Algorithmus. Und Rudi Carrell ist bald Mark Zuckerberg. Der Facebook-Chef hat vor Kurzem nämlich angekündigt, ins Online-Dating einsteigen zu wollen. Noch 2018 sollen sich Facebook-User getrennt von ihrem bisherigen Account ein Partnersuche-Profil anlegen können, in dem persönliche Charakteristika automatisch analysiert und mit Singles in regionaler Nähe abgeglichen werden.
Der Facebook-Vorstoß ins Kuppel-Service kommt nicht von ungefähr. Immerhin boomt das Geschäft mit der Liebe im Internet weltweit und Menschen auf Partnersuche bezahlen nicht selten mehr als 70 Euro pro Monat in der Hoffnung, ein superduper Matching-Algorithmus würde aus dem Riesen-Pool lediger Liebesbedürftiger den einzig Richtigen herausfischen. Nur: Funktioniert das alles überhaupt? Kann man auf Basis irgendwelcher Eigenschaften vorhersagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich zwei Personen verlieben werden, selbst wenn sie sich persönlich niemals begegnet sind? Sorry, liebe Online-Dater, für diese Spaßverderber-Info, aber die Wissenschaft sagt dazu recht klar: Nein.
Nicht einmal, wenn man Singles mehr als hundert unterschiedliche Fragebögen – zu Werten, Vorlieben und Hobbys etwa – ausfüllen lässt, kann mithilfe der gesammelten Daten auch nur annähernd richtig prognostiziert werden, wer wen im persönlichen Kontakt attraktiv finden wird. Das zeigte ein großangelegtes Forschungsprojekt von US-Psychologen kürzlich eindrucksvoll. Für das Matching-Angebot von Facebook bedeutet das Folgendes: Entweder es wird (von Ausnahmen abgesehen) nicht funktionieren. Oder der Facebook-Algorithmus ist schlauer als alle anderen, entdeckt, worauf es bei der Partnervermittlung wirklich ankommt – und bringt anstatt eines Präsidenten Trump zukünftig einfach sehr, sehr viel Liebe in die Welt. Dem Karma Mark Zuckerbergs wäre dies wohl zuträglich.
Martina Mara ist Professorin für Roboterpsychologie an der JKU. Twitter: @MartinaMara. E-Mail: mara@nachrichten.at
Zitat: "Nur: Funktioniert das alles überhaupt? (...) Sorry, liebe Online-Dater, für diese Spaßverderber-Info, aber die Wissenschaft sagt dazu recht klar: Nein."
Darf man bei Vorhandensein des Parship-Online-Werbekunden denn überhaupt so ehrlich sein, Frau Mara?
da Menschen von Natur aus nicht monogam sind, erst die Zivilisation und gesellschaftlichen Regeln haben sie dazu verdonnert, wird eine Partnersuche immer ein Risiko bleiben