Zehn Trillionen Babykatzen
Manchmal, in sehr langen Meetings beispielsweise, denke ich darüber nach, wie Historiker in der Zukunft unsere Gegenwart beschreiben werden.
Immer wieder komme ich zum Schluss, dass irgendwann jemand auf einem Geschichte-Institut eine Abschlussarbeit zum Thema "Soziale Medien des frühen 21. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung des prädominanten Katzenkultes" verfassen wird.
Katzen, Sie wissen es wahrscheinlich längst, sind die Königinnen des Internets. Eigentlich haben sie sogar die digitale Weltherrschaft übernommen. Kein bescheuerter Trump-Tweet, keine Kim Kardashian, keiner der Superverdiener-YouTube-Stars, deren Namen mir altersbedingt leider fremd sind, generiert auf Dauer vergleichbare Klickzahlen wie Katzenvideos. Sie existieren in unzählbaren Mengen.
Egal, ob die Vierbeiner darin beim Anblick von Gemüsegurken entsetzte Luftsprünge unternehmen, zum vertikalen U-Hakerl gebogen in Blumentöpfen schlafen oder einfach nur so megacute sind: Cat Content kommt an. Ja, die tapsige Babykatze scheint sogar das verbindende Element zwischen den politischen Blasen des World Wide Web zu sein. Weil sich ihrem Charme niemand entziehen kann, weder linksliberale Bobos noch Norbert Hofer (erinnern Sie sich an Kater Robert?).
Natürlich gibt es mittlerweile auch psychologische Studien zur Katzenvorliebe der Onliner-Schaft. Forscherin Jessica G. Myrick etwa hat 6800 Social-Media-Nutzer befragt und gezeigt, dass die Rezeption von Katzenvideos die Stimmung hebt und das Energielevel steigert. Manchmal führt sie allerdings auch zu Schuldgefühlen. Dann nämlich, wenn man eigentlich etwas anderes tun sollte. Das Bewusstwerden des eigenen Prokrastinierens macht das Katzenvideo sozusagen zum bitter-süßen Erlebnis, das nur mehr dann klar positiv bewertet wird, wenn sein erbrachtes Vergnügen das schlechte Gewissen überragt. (Merke: Während der Arbeitszeit nur mehr die richtig guten Katzenclips anschauen)
Katzen spielten interessanterweise auch bei der Entwicklung des sogenannten Google Brain eine wichtige Rolle. Das ist eine künstliche Intelligenz, die seit 2012 mit zufälligen YouTube-Clips gefüttert wird, um selbstständig Erkenntnisse daraus zu ziehen. Bereits nach 20.000 Videos hatte das Programm ohne weitere Anleitung erlernt, menschliche Gesichter zu erkennen. Und Katzen. Jene zwei Spezies, denen das Google Brain nun wahrscheinlich die globale Vormacht zuschreibt. Mir soll’s recht sein.
Übrigens: Nächste Woche dreht sich auch beim Ars Electronica Festival alles um Katzen, ähm, künstliche Intelligenz. Kommen Sie, kommen Sie. Vielleicht laufen wir uns über den Weg und tauschen Cat Content aus.
Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung. Twitter: @MartinaMara
Sind genau 10Trillionen zu viel!
richtig! es ist das blödeste wenn man noch dazu aufgefordert wird sich all den Unsinn anzusehen hunderte von Bildern und Situationen die einen gar nicht interessieren, ich lösche auch ungesehen den ganzen Mist der durch die Mails ankommt.
Manchmal, auch ohne Meeting, denke ich über das Gewäsch der Internet-Kommentatoren nach. Mir scheint, viele davon befinden sich in einer Blase, aus der sie kaum herausblicken können oder wollen.
Nehmen wir mich: Ich bin keine Frau und ich mag auch sehr gerne Katzen. Ich habe schon als Kind mit jenen meines Freundes gespielt. Und ich sehe sie auch heute gerne, sie sind stolz und elegant und unabhängig. Ich mag Katzen und erfreue mich an ihrem Anblick. Aber ich sehe mir niemals Katzenvideos im Internet an, das interessiert mich absolut nicht, ich sehe mir auch keine anderen pseudolustigen Videos im Netz an. Und wahrscheinlich gehöre ich damit einer sehr grossen Gruppe an. Nur: Die Internet-Video-Freaks nehmen diese Gruppe gar nicht wahr, sie bemerken nur sich und ihresgleichen. Sie kommen gar nicht darauf, dass es noch immer viele gibt, die vieles nicht im Netz konsumieren und denen dies auch wenn sie es probieren, nichts gibt.
Katzen hatten schon immer einen wichtigen Platz !
im alten Ägypten waren sie die Wächter der Getreidespeicher vor Mäusen und Ratten, damit bewahrten die göttlichen Wesen das Volk vor Hungersnöten.
Im Mittelalter wurden die geheimnisvollen Tiere (Teufelswerk) fast alle ausgerottet, dafür breiteten sich die Ratten aus und verteilten die Pest über Europa, heute sind sie ein wichtiger kommerzieller Faktor in der Tiernahrungsproduktion
( 2016 300 Millionen Euro in Österreich, in Deutschland 1,8 Milliarden ! ) sogar die Mehrwertsteuer ist auf Katzenfutter höher, 13%
leider hat auch die „Symbiose zwischen Mensch und Katze" ihre übertriebenen Auswüchse
nicht vergessen die grausamen Experimente der Forschung mit lebenden Katzen! zum Wohle der Menschheit ? ? ?
Die Katzen werden durch die von uns geschaffene künstliche Intelligenz noch einmal die Weltherrschaft erringen.