Weihnachtsgoogeln
Die Firma Google, die so gut wie niemand sonst darüber Bescheid weiß, welche Fragen wir Menschen uns im intimen Lichtschein des Computerbildschirms am dringlichsten stellen, hat eine Statistik über die häufigsten österreichischen Weihnachts-Suchanfragen veröffentlicht.
Die Daten beinhalten einen Schocker: Das Christkind ist nicht mehr Number One im Google-Ranking himmelfahrender Geschenkeüberbringungssubjekte! Erstmals seit Beginn der Google’schen Aufzeichnungen haben die Österreicherinnen und Österreicher in der Adventsaison 2018 online mehr Interesse am Weihnachtsmann als am Christkind gezeigt. Was ist da passiert?
Die abflauende Popularität des Christkinds könnte mit seiner niedrigen Social-Media-Kompatibilität zu tun haben. Einige jener Fragen, die in den vergangenen Wochen dann doch häufig zum Thema Christkind gegoogelt wurden, deuten darauf hin, dass die Traditionsfigur für Twitter, Facebook und Instagram hoffnungslos überkomplex ist. An erster Stelle: "Wie sieht das Christkind aus?" Und da haben wir es nämlich schon. Bereits bei soziodemografischen Basisfaktoren wie Alter und Geschlecht besteht quasi null Übereinkunft! Während sich das Christkind auf den Titelblättern des Boulevards als sexy-süße Anfangzwanzigerin mit Glitzerflügerln präsentiert, erscheint es andernorts als männliches Neugeborenes, dann wieder als blondgelocktes Kindergartenmädchen, dann als mittelalter Vizekanzler (recently on FPÖ-TV).
Das dritte Geschlecht, das der Verfassungsgerichtshof im Sommer als Grundrecht anerkannt hat, sollte vielleicht Christkind heißen. Gegen den schlicht-maskulinen Weihnachtsmann, der mit roter Signature-Mütze seit ewig auf Influencer für Getränkehersteller macht, kommt so eine fluide Markenstrategie jedenfalls nicht an. Verständlich, dass das Christkind auf keiner der üblichen Onlineplattformen präsent ist. Vielleicht ist es für einen Facebook-Account auch einfach noch zu jung. Aber wer weiß das schon.
Auf Google außerdem häufig gefragt: "Wo wohnt das Christkind?" und "Wo versteckt sich das Christkind?". Auch hier fehlen wiederum einfache Antworten, denn das Christkind hält sich mit Positionsdaten traditionell stark zurück und darf nicht zuletzt aus diesem Grund als Early Adopter der Europäischen Datenschutzgrundverordnung gelten.
Beim Weihnachtsmann ist hingegen wieder alles supersimpel. Nordpol.
Für Ihr persönliches Weihnachtsfest, liebe Leserinnen und Leser, empfehle ich Ihnen nichtsdestotrotz, sich ans Christkind zu halten. Verzichten Sie auf Social Media! Lassen Sie sich auf keine Diskussionen über Ihr Alter ein! Und wenn Ihnen alles zu viel wird: Verschleiern Sie ruhig auch einmal Ihren Aufenthaltsort.
Martina Mara ist Professorin für Roboterpsychologie an der JKU. E-Mail: mara@nachrichten.at
Hm, aus irgend einem Grund ist mir völlig wurst, was bei google am häufigsten nachgefragt wird. Genau so wurst, wie, was mein Nachbar seine Frau am häufigsten fragt und die Nachbarin ihren Mann.
Fällt unter das Thema: "Sammlung nutzlosen Wissens."
die Werbung lenkt eben die Leut