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Vom Nichtaussprechen und Nichtanpacken

Von Martina Mara, 09. Mai 2017, 15:38 Uhr

Eine Geschichte, die ich derzeit auffallend oft höre, geht so: Die Roboter bringen uns Arbeitsplätze. Voestalpine-Chef Wolfgang Eder und Industriellen-Präsident Georg Kapsch erzählen diese Geschichte genauso gern wie das Gros der ausstellenden Unternehmen bei der Hannover Messe, wo die Digitalisierung Ende April als Jobmotor schlechthin präsentiert wurde. Allein in Deutschland seien 500.000 neue Stellen zu erwarten, hieß es dort.

Kurzfristig und vor allem für jene Arbeitssuchende, die sich qua Ausbildung als Roboter-Dompteure eignen, ist das richtig. Wann immer ich allerdings Skepsis gegenüber der Nachhaltigkeit dieses Effekts äußere oder das kolportierte Narrativ, Unternehmen würden viel Geld in die Automatisierung stecken um gleichzeitig viel Geld in die Bezahlung zusätzlicher Mitarbeiter zu stecken, infrage stelle, ernte ich süffisante Wisserblicke. Ängste vor dem Ersetztwerden durch Maschinen hätte es in der Geschichte ständig gegeben, immer wäre es gut ausgegangen, ich als junge Frau sei mir darüber aber womöglich nicht bewusst. Dem gegenüber stehen Zahlen aus dem Silicon Valley, das ja nicht zuletzt in Österreich als ikonischer Schoß der Zukunftsfitness verehrt wird: Google und Facebook, aber auch viele kleinere Tech-Unternehmen, erwirtschaften heute mit einem Bruchteil an Mitarbeitern vielfach höhere Umsätze als etwa die Top Drei der globalen Autoindustrie in den 1990er Jahren. Und allein der Bereich des Telemarketing, wo massiv in autonome Serviceagenten investiert wird, macht deutlich, dass diesmal nicht mehr nur klassische Blue-Collar-Jobs, sondern in Teilen auch die Dienstleistungsbranche dran ist. Das Totschlagsargument, das Neue wäre eh nichts Neues, ist deshalb nicht nur unzutreffend, sondern wirkt inmitten des technologischen Vorwärtsdrangs häufig sogar als Stillstandslegitimator.

Spräche man nämlich ehrlich aus, dass Roboter natürlich Arbeitsplätze kosten werden, müsste man sich von kurzfristig wirksamen Maßnahmen distanzieren. Stattdessen müsste man Grundlegendes anpacken. Im Bildungssystem und – da gehen mittlerweile viele Experten konform – wohl auch in einer neuen Form kollektiver Grundversorgung. Nur unter der Prämisse einer solchen handlungsgetriebenen Offenheit könnten wir endlich auch die großen potenziellen Benefits der Automatisierung diskutieren: einen möglichen Zustand neuer individueller Freiheit etwa, in der wir Roboter als jene begreifen, die uns Arbeit ab-, nicht aber wegnehmen.

Durch das Nichtaussprechen und Nichtanpacken vergeben wir uns derzeit allerdings die Chance, die vielen guten Dinge, die die Digitalisierung für uns Menschen bringen könnte, ins Zentrum des Dialogs zu rücken.

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung.

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2  Kommentare
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Gugelbua (31.923 Kommentare)
am 10.05.2017 11:59

immer wenn politische Kräfte am Werk sind um die Forderungen der Lobby durchzusetzen (muß) kommt auch immer das verlogene Argument "von der Schaffung von Arbeitsplätzen"
das Gegenteil trifft zu, die Arbeit wird immer weniger Dank moderner Technologien, jene die sie betreiben werden auf Kosten eines sinkenden Sozialsystems immer reicher ! traurig

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jago (57.723 Kommentare)
am 10.05.2017 00:17

Die Roboter, alle Automaten sind nur die heutigen Webstühle aus dem Theaterstück.

Der Effent der Maschinen (als Sammelbegriff dieser Arbeitserleichterung, nicht als physikalischer Begriff) ist nämlich viel umfangreicher und komplizierter.

Als Hauptargument geht es um möglichst fehlerfreie, störungsfreie, resourcenschonende und pünktliche Produktivität UND um die von den Juristen geforderte Dokumentation mit weitgehend lernunwilligen Hilfskräften.

Die Idiotie der Gewerkschaften ist da nur ein zusätzlicher Anreiz.

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