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Obligate Implantate

Von Martina Mara, 04. November 2017, 00:04 Uhr

Neulich, bei einer Tech-Konferenz in Berlin, war der Geschäftsführer eines großen Elektronikhändlers mit mir auf der Bühne. Auf der Projektionsfläche hinter ihm war sein Name eingeblendet, darunter seine Berufsbezeichnung. "Chief Cyborg Officer" stand da. Und ich dachte: WTF!

Ein Cyborg, ein kybernetischer Organismus, das ist laut landläufiger Definition ein Mensch-Maschine-Mischwesen, jemand, der seine Körperfunktionen durch technische Bauteile erweitert. Viele meinen, spätestens seit der künstlichen Armverlängerung mittels Selfie-Stick sei dies ohnehin Otto-Normal-Verfassung. Am betroffenen Herrn in Berlin manifestierte sich das Cyborgische aber subkutan, durch einen RFID-Chip, den er sich in die Hand implantieren hat lassen. Seitdem steckt die Technologie von Hotelzimmer-Zutrittskarten in ihm drin und er öffnet sein Garagentor, indem er die Hand vor ein Lesegerät hält.

In einem Jahrzehnt, prognostiziert er, werden freiwillige Fremdkörper im Körper Standard sein. Und er selbst werde dann hoffentlich im Supermarkt kontaktlos via Implantat bezahlen können. Zurück in Österreich, erzählte ich einem Bekannten vom Chaos Computer Club über den "Chief Cyborg Officer" und sein Dings in der Hand. "Meinst du so was in der Art?" fragte dieser daraufhin und hob in der Façon eines 2017er Uri-Geller-Upgrades einen Kaffeelöffel mit der bloßen Fingerkuppe auf. Für diese Superkraft hat er sich einen Magneten implantieren lassen. Damit könne er nicht nur Löffel, sondern auch Büroklammern oder Münzen ansaugen und außerdem elektromagnetische Felder fühlen. So spürt man dann immer gleich, wenn eine Mikrowelle in der Nähe ist.

Alles klar. Sie sind also längst unter uns, die Cyborgs, die Body Hacker. Es ist wohl der Neugierde und dem Selbstoptimierungstrieb unserer Spezies geschuldet, dass Menschen die Potenziale der körperlichen Verschmelzung mit Technologie erkunden. Die Frage ist nur, wohin das langfristig führen wird. Zu künstlichen Linsen mit Nachtsichtmodus? Zu Chips unter der Schädeldecke und Software-Updates fürs Gehirn? Zu Sportlern, die Körperteile gegen robotische Prothesen austauschen? Zu einer Gesellschaft, in der nur mehr die Armen mit körperlichen Leistungsgrenzen leben müssen? Derzeit liegen die großen Vorteile für Cyborgs jedenfalls noch in weiter Ferne. Der Chief Cyborg Officer aus Berlin steigt aufgrund von Empfangsbeschränkungen seines Implantats vor jedem mal Einparken aus seinem Auto aus, läuft zum Lesegerät, läuft wieder zurück zum Auto und fährt dann in die Garage. Ein herkömmlicher Homo Sapiens mit Fernbedienung, der bleibt stattdessen einfach sitzen. Auch cool.

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung. Twitter: @MartinaMara

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2  Kommentare
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Gugelbua (31.923 Kommentare)
am 05.11.2017 12:05

lt. einer Verschwörungstheorie arbeitet die Kriegswaffenforschung schon an einem Implantat daß das Menschliche Gehirn steuert, schöne neue Zukunft
in Schweden so hab ichs gelesen, wird Mitarbeitern einer Firma ein Chip der die Größe eines Reiskorns hat einpflanzt. Die totale Überwachung ist schon da grinsen

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reibungslos (14.475 Kommentare)
am 05.11.2017 12:57

Irgendwann wird das mit künstlicher Intelligenz ausgestattete autonome Netz draufkommen, dass Menschen unheimlich stören und zu viel Arbeit machen. Dann werden sich die Menschen ferngesteuert gegenseitig massakrieren und die künstliche Intelligenz weiß auch nicht mehr, wozu sie eigentlich da ist.

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