Melanzani und andere Missverständnisse

Von Martina Mara   11.April 2017

Emojis, Sie wissen schon, das sind die kleinen Symbole, die haufenweise in SMS, WhatsApp-Nachrichten oder sonstigen digitalen Plaudereien mitgeschickt werden und im geglückten Nutzungsfall der sinnvollen Untermauerung des Textinhaltes dienen. Zusätzlich zum schriftlichen Geburtstagswunsch beispielsweise in der populären Konstellation "Torte", "Sektflasche", "Feuerwerk", "Küsschen". Als Reaktion auf schlechte Neuigkeiten etwa durch das Emoji-Trio "sich an den Kopf fassendes Gesicht", "trauriges Gesicht", "Kothaufen".

Ganz neu ist das Phänomen der Piktogrammwut natürlich nicht. Bereits in den frühen Jahren computervermittelter Kommunikation wurde versucht, den fehlenden Mimik- und Gestikkanal im Geschriebenen zu simulieren. Seit den 1980ern könnte man dementsprechend auch wissen, dass der Satz "Na, du warst aber flott" eine andere Bedeutung hat, wenn ihm ein Zwinker-Smiley beigefügt wird. Und dass ein "Super, dass du kommst ;) ;)" als Replik auf eine Party-Zusage im Regelfall nicht angebracht ist. Außer, das ironische Stilmittel wird vom Sender bewusst gewählt. Was allerdings die Ernsthaftigkeit der vorangegangenen Party-Einladung infrage stellt. Oder bevorstehende Unzüchtigkeiten andeutet.

Jedenfalls sehen Sie das Problem: Kennt man sein digitales Gegenüber nicht gut, können schon einfache Smileys zu Verwirrungen führen. Ein noch viel größeres Potenzial für Missverständnisse bietet allerdings die Hundertschaft zeitgenössischer Emojis. Dachten Sie etwa, das Melanzani-Bildchen am Handy eigne sich gut zur Übermittlung Ihrer Einkaufsliste?

Tja, in your face, vitaminaffines Unschuldslamm: Bei Digital Natives gilt das Gemüse seit langem als Phallus-Code. Welch schöner Hort unbeabsichtigter Sexualofferten. Oder meinen Sie, dass bei Ihrem Chatpartner emojimäßig stets ankommt, was Sie verschicken? Auch das ist leider nicht richtig. Zumindest Android- und Apple-Nutzer leben ikonografisch inkompatibel. Während das Emoji mit dem Titel "grinsendes Gesicht mit lachenden Augen" am Google-Gerät nämlich tatsächlich so aussieht, entspricht die Wiedergabe am iPhone eher einer schmerzhaft verzerrten Zahnbehandlungs-Grimasse. Stellen Sie sich das mal als Anhängsel der Nachricht "Bald sehen wir uns wieder" vor.

Klares Argument für die eheinterne Betriebssystems-Gleichschaltung. Ich verbleibe mit einem vorsichtig-saisonalen "Hase"-"Ei"-"Gesicht mit ausgestreckter Zunge"-Emojigruß im Geiste. Und falls was falsch bei Ihnen ankommen sollte: Es war nicht so gemeint ;).

 

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung.