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Liebe Offliner!

Von Martina Mara, 17. März 2018, 00:04 Uhr

Ihr seid für mich die osteuropäischen Rotbauchunken des digitalen Zeitalters.

Wenn es Euch lieber ist, auch gern die indischen Panzernashörner. Keinen Deut weniger als diese Gattungen gehört Ihr Handy- und Netzwerkverweigerer nämlich den bedrohten Arten an. Um Euren Schutz muss gekämpft werden! Und wie das eben so ist, mit Außenseitergruppen, die dem Mainstream zahlenmäßig stark unterlegen sind, birgt schon allein Eure Underdogness das Potenzial großer Publikumssympathie. Jedoch: Nicht allen von Euch kann ich ein solches Wohlwollen bedingungslos entgegenbringen. Vom Offliner gibt es nämlich mehrere Sorten. Die einen sind die Pauschalpessimisten. Ich sag’s gleich: Die sind mir weniger sympathisch. Sie sitzen in Kleingruppen in Straßenbahnen und räsonieren über den Mangel persönlicher Ansprache durch andere Fahrgäste: "Red’t ja niemand mehr miteinand’. Schau’n ja alle nur mehr in ihre Kastln", sagen sie verächtlich. So, als wären im pre-handyanischen Zeitalter mit dem Schließen der Straßenbahntüren sämtliche Passagiere in kollektive Plauderei verfallen. Think about it. Oder, ebenfalls zu hören: "Ihr mit Euren Kastln, Ihr verblödets noch alle." Das ist im Einzelfall nicht auszuschließen. Doch raunzt es der pauschalpessimistische Öffi-Offliner beim konsequenten Griff zur papierenen Gratiszeitung am Nebensitz, gilt auch hier: Finde den Fehler.

Erfreulicherweise ist da noch Sorte zwei: die Reflektierten. Offline zu sein, ob komplett oder selektiv, ist für sie ein gut begründeter Lebensstil. Sie haben kein Smartphone, weil sie nicht ortbar sein möchten oder weil sie aus Erfahrung wissen, dass ihnen das Ablenkungspotenzial nicht guttut. Sie entsagen Google und Facebook, weil sie etwas gegen die Vormachtstellung der großen Tech-Konzerne haben, weil ihnen Datenschutz nicht nur in der Theorie wichtig ist oder weil sie sich dem Druck des sozialen Vergleichs in Online-Netzwerken nicht aussetzen wollen. So manche Tech-Expertin, so mancher Geek in meinem Umfeld gehört der Gruppe der reflektierten Offliner an. Ihnen bringe ich große Hochachtung entgegen. Denn natürlich hat ihr Nonkonformismus auch Nachteile zur Folge. Die eigenen Werte sind den Reflektierten aber wichtiger.

Eine dritte Sorte sind die Unfreiwilligen. Sie würden gerne, können aber nicht – weil der Digital Divide sie abgeschnitten hat, ihnen technische Zugänge, Wissen oder schlichtweg die finanziellen Möglichkeiten fehlen. Gibt man solchen unfreiwilligen Offlinern nicht die Gelegenheit, Chancen und Risiken der Online-Welt selbst zu erproben, werden sie sich notgedrungen den Pauschalpessimisten anschließen. Und von denen gibt’s eigentlich schon genug.

 

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung. Twitter: @MartinaMara Haben Sie Fragen an Martina Mara? E-Mail: mara@nachrichten.at

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Punkt (423 Kommentare)
am 19.03.2018 07:31

Grundsätzlich kann man diesem Artikel ja zustimmen. die völlige Einsortiererei in irgendeine Verhaltensschublade ist aber dann doch etwas mühsam und auch respektlos und missachtend. Wir sind doch Menschen und keine ferngesteuerten Verhaltenszombies welcher Art auch immer. Am Anfang war das Wort...

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Puccini (9.519 Kommentare)
am 17.03.2018 13:46

Mit den "osteuropäischen Rotbauchunken" wird sie hoffentlich nicht die russischen Hacker gemeint haben.
DIE wissen schon wies geht .. grinsen

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spoe (13.470 Kommentare)
am 17.03.2018 11:45

Die indischen Panzernashörner verstehen aber meistens mehr von IT und Internet als der durchschnittliche österreichische Maturant. zwinkern

Damit will ich sagen, dass in Asien und im Speziellen in Indien nicht nur die Jugend offener und gebildeter ist, was neue Technologien betrifft, sondern auch die älteren Semester die Vorzüge gerne nutzen.

Und Osteuropa ist ohnehin reich an IT-affinen Jugendlichen und sehr innovativen Unternehmen, die teilweise nur den Westlichen zuarbeiten, aber immer mehr direkt in den Markt drängen.

Der Westen ist bezüglich Bildung und technischen Vorsprung sehr arrogant und das zeigt aktuell durchaus Wirkung, wenn man geschäftlich aktiv ist. Jene im geschützten Bereich sehen das weniger, da bewegt man sich gerne im Bereich der üblichen Vorträge und Konferenzen unter seinesgleichen.

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kleinerdrache (9.944 Kommentare)
am 17.03.2018 11:35

Guter Artikel!

Ich pers. zähle mich ein wenig zu Gruppe 2 (kein Facebook, Twitter und co.) - die "Aus"taste am Phone schaltet (fast) alle Apps auf "Standby".
Automatische Abschaltung nachts - man will mehr und mehr seine Ruhe von der "Flut" haben...

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