Höchste Zeit für Robotergesetze

Von Martina Mara   17.Jänner 2017

Die vielen Gespräche, die ich derzeit mit Laien und Fachleuten über KI und Robotik führe, pendeln typischerweise zwischen zwei Polen: A) "Solang die Siri nicht einmal versteht, dass ich die Tante Traudi anrufen will, hab ich keine Angst vor einer Roboter-Revolution." B) "Wir werden uns wundern! Google hat doch längst den Mastercode für die Supermaschine in der Lade."

Die Wahrheit liegt, wie immer, dazwischen. Dass aber, um nur wenige Beispiele zu nennen, die gesamte Mobilitätsbranche auf eine Zukunft vollautonomer Robo-Taxis baut, dass Millionenförderungen in Medizin-Roboter fließen und sich Robotik-Patente im vergangenen Jahrzehnt verdreifacht haben, lässt sich nicht leugnen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass diese Entwicklung – natürlich! – Auswirkungen darauf haben wird, wie wir in fünfzehn Jahren arbeiten, verreisen, miteinander reden, leben. Daher ist es nicht nur begrüßenswert, sondern auch höchst an der Zeit, dass das EU-Parlament mit der Arbeit an einem zivilrechtlichen Regelwerk für den Einsatz autonomer Technologien begonnen hat.

Vor wenigen Tagen wurde ein 26-seitiger Resolutionsentwurf veröffentlicht, der als Grundlage für ein künftiges EU-Robotergesetz dienen könnte. Erfreulicherweise wird dabei sehr breit gedacht: Neben den üblichen und wichtigen Haftungsfragen – Wer trägt die Schuld, wenn der Roboter einen Unfall verursacht? – werden auch Probleme des Datenschutzes und der menschlichen Würde – Stichwort Pflegeroboter – angesprochen. Und der Text stellt erste Forderungen: Unternehmen sollen zur Offenlegung ihrer KI-Belegschaft und den damit verbundenen Einsparungen verpflichtet werden. Sozialversicherungsabgaben für fortschrittliche Roboter sowie eine zentrale Registrierungsstelle für dieselben müsse es geben. Außerdem: den obligatorischen "Kill Switch", der jeden noch so schlauen Apparat im Fall des Falles paralysiert.

Der Vorstoß des EU-Parlaments legt den Grundstein zu einer politisch-juristisch-ethischen Auseinandersetzung mit unser aller digitalen Zukunft, die dringend notwendig ist. Auch wenn sie heute noch etwas abgespact wirkt. Allerdings – eine Prise Science Fiction fehlt tatsächlich nicht. Berufen sich die Autoren des Entwurfs doch nicht zuletzt auf den Schriftsteller Isaac Asimov, der vier legendäre Robotergesetze verfasst hat. "Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird", lautet das erste davon. Ein schlechter Anfang ist das ja nicht unbedingt.

 

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung.