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Facebook, hast Du uns Trump gebracht?

Von Martina Mara, 15. November 2016, 00:04 Uhr

Eine Woche danach – und ich habe den Schock noch nicht verdaut. Das gebe ich gerne zu.

Nennen Sie mich ruhig naiv, nennen Sie Bobo, Establishment-Heulsuse, Systembefürworterin. Aber im tiefsten Innern war ich der Überzeugung, ein Steuerverweigerer mit der Sprachsensibilität eines Vorschlaghammers, ein Naturschutzgegner, dessen Rassismus bestenfalls vor ausreichender Körbchengröße halt macht, der würde es am Ende nicht ins Weiße Haus schaffen. Soweit ist es mit dem postfaktischen Zeitalter noch nicht her, dachte ich. Wie viele andere habe ich mich getäuscht.

Es dauerte nicht lange, bis sich Donald Trump nach seinem Wahlerfolg bei den sozialen Medien bedankte. Facebook, Twitter und Instagram hätten ihm dabei geholfen, Hillary Clinton zu schlagen, sagte der designierte US-Präsident in einem Interview mit CBS. Eine Analyse, mit der Trump richtig liegt. Man hat es mittlerweile vielfach gehört: Die emotionalen Extrem-Aussagen von Trump und seinen Fürsprechern konnten im Vergleich zu Clinton ein Vielfaches an "Likes", "Shares" und – positiven wie negativen – Kommentaren einfahren. "Engagement" wird dieses quantifizierbare Maß an Nutzerreaktionen im Facebook-Jargon genannt. Je mehr Engagement eine Nachricht erreicht, desto relevanter wird diese vom Facebook-Algorithmus eingestuft und desto öfter scheint sie wiederum auf den Startseiten weiterer Nutzer auf. Völlig egal, ob die Nachricht objektiv nachvollziehbar ist oder einfach frei erfunden wurde. So funktionieren soziale Netzwerke derzeit.

In der Tech-Szene ist indes eine heftige Debatte darüber ausgebrochen, wie sehr die Programme, die auf Basis puren Masseninteresses eben auch Falschmeldungen unters Volk brachten ("Obama und Bush manipulierten 2008 gemeinsam die Wahl", "FBI-Agent im Fall der Clinton-E-Mails verübte Suizid"), wirklich wahlentscheidend waren. Viele Brancheninsider richten offene Briefe an die Chefetagen von Facebook und Co, darunter Redakteure des Tech-Magazins Wired oder Web-2.0-Guru Tim O’Reilly. Sie fordern eine Adaption der Social-Media-Algorithmen. Diese müssten mehr Verantwortung zeigen, dürften für die Bewertung von Nachrichten nicht mehr nur das Ausmaß an User-Engagement heranziehen, sondern Glaubwürdigkeit als ebenbürtigen Faktor miteinschließen. Eine neue Aufgabe für künstliche Intelligenz.

Die Roboter machen sich nun also auf die Suche nach dem Wahrheitsalgorithmus. Das kann eine Zeit lang dauern. Der Politik der Mitte wird daher vorerst nichts anderes übrigbleiben, als selbst am Engagement-Faktor ihrer Nachrichten zu feilen. Ich hoffe, sie findet massentaugliche Alternativen zu propagandistischer Provokation.

 

Martina Mara ist Medienpsycho- login und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung

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1  Kommentar
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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 15.11.2016 23:15

Na, da wird die Frau Medienpsychologin von den Medien und deren Auswirkungen sehr überrascht. Oder doch von der schwer nachvollziehbaren menschlichen Natur? Aber wenn die Menschen zu kompliziert und unberechenbar werden, kann man/frau ja seine/ihre Beziehung zu Robotern pflegen/intensivieren. Die haben ja meist einen "Notaus-Schalter".

Das ist tröstlich. Frau Mara hingegen ist dauer-pseudooriginell-formulierungswütig...

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