Draußen ist alles so Holodeck

Von Martina Mara   04.Juli 2017

Der eine oder andere mag sich dazu denken: Im Urlaub, da hat man endlich Zeit. Zeit, das teure Netflix-Abo auszunutzen und Serien binge zu watchen, die einem schon siebzehnmal empfohlen wurden. Zeit, neue Games zu checken, im gekühlten Saturn VR-Brillen auszuprobieren, mit einem Glas Wein entspannt die eigene Facebook-Historie durchzuscrollen. Für all das habe ich vollstes Verständnis. Wirklich.

Ich bin selbst nicht gerade #bff mit Liegestuhl und gelber Sau. In Hinblick auf die Urlaubssaison 2017 habe ich mir trotzdem vorgenommen, öfter mal in die Real World rauszugehen. Die liegt im Trend (Digital Detox!) und verfügt über gloriose Assets in puncto User Experience. Als Service an meiner Motivation habe ich einige davon gesammelt. Feel free to share:

Draußen bietet sich einem die unvergleichliche Chance, Vorbildern der populären Emoji-Kultur in freier Wildbahn zu begegnen: Menschen mit Gesichtsausdrücken. Diese können in großer Diversität auftreten, vom Bussiwerfer bis zum Schockgesicht. Selbst eine Realentsprechung des allseits beliebten Kothaufen-Emojis wird hie und da gesichtet, häufig in der nicht-grinsenden Urvariante.

Draußen verspricht einen einmaligen Immersionsgrad. Durch die Kombination eines haptischen Displays mit visuellen, akustischen und olfaktorischen Signalen ist es das ultimative Holodeck. Die hohe Touch-Responsivität sorgt für intuitive Bedienbarkeit und schnelles Feedback. Für Erstinteraktionen mit Mitmenschen kann alternativ auf Gestensteuerung oder Voice Commands zurückgegriffen werden.

Draußen ist alles ultra-hochauflösend und in 3D. Während man im Elektrofachmarkt etwa 20.000 Euro für eine vergleichbare Bildqualität hinlegt, wird Stereoskopie an der Frischluft nicht nur kostenlos, sondern sogar ohne Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Schwindel angeboten. Dazu kommt der kabellose Surround-Sound.

Draußen ist ein Smart Environment mit nutzerfreundlicher Helligkeitsanpassung. Die automatisierte Rotation um eine lumenstarke Multifunktionsleuchte (ausgelagert) macht es möglich, dass Umgebungslicht und Temperatur in Abhängigkeit des gewählten Geo-Standorts stärker oder schwächer werden.

Draußen gestattet im Unterschied zur virtuellen Realität, die eigenen Hände und Füße zu sehen. Das ist durchwegs praktikabel, mitunter zur Vorbeugung einer Touch-Interaktion mit dem eingangs erwähnten Realhäufchen. Die Verzichtbarkeit eines Controllers birgt das Potenzial sogar zweier freier Hände. Ein großer Vorteil im Zeichen des Doppellutscher-Eises.

 

Martina Mara ist Medienpsychologin und forscht am Ars Electronica Futurelab zur Mensch-Roboter-Beziehung. Twitter: @MartinaMara