Eine Bilanz nach 44 Akten - mit jeder Menge Fakten

Von Markus Prinz   29.Jänner 2018

"Wir wollen nie zu hoch und nie zu tief fliegen. Wir wollen eine konstante Mannschaft sein, die hart arbeitet und für ein ehrliches Hockey steht." - Das waren die Worte von Neo-Coach Troy Ward vor dieser Saison gewesen. Und der Amerikaner hat Wort gehalten.

17 Mal gingen die Black Wings als Verlierer vom Eis, 27 Mal als Sieger. Das ergibt in der Endabrechnung des Grunddurchgangs den dritten Platz - denkbar knapp hinter Salzburg. Die Bullen waren - abgesehen von den favorisierten Capitals - die große Überraschung in dieser Saison.

Was machten die Konkurrenten?

Nach drei Runden standen die Mozartstädter abgeschlagen am Tabellenende, mussten danach der Doppelbelastung durch die Champions Hockey League Tribut zollen und starteten spätestens seit der Heimniederlage gegen die Black Wings am 30. November (4:5) den Turbo. Nur vier von 16 Spielen gingen seither an den Gegner. Salzburg ist auf dem aufsteigenden Ast und einer der großen Favoriten auf den Titel. Nicht minder erfolgreich spielten die Vienna Capitals, die mit sage und schreibe 12 Siegen in die Meisterschaft starteten. Der riesige Vorsprung schmolz danach etwas zusammen, reichte aber für einen souveränen ersten Platz nach dem Grunddurchgang. Der KAC verlor zwischen 20. Oktober und dem Duell mit den Black Wings am 3. Dezember nur ein einziges Spiel und war am besten Weg, die Vienna Capitals erfolgreich anzugreifen. Doch spätestens seit dem Jahreswechsel sind die Rotjacken (acht Niederlagen in zehn Spielen) wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Fairerweise muss gesagt sein, dass mit der Fix-Qualifikation für die Playoffs die Luft raus war. Innsbruck wird von einer bärenstarken Offensive in den Top-6 der Liga gehalten, Zagreb war die Wundertüte dieses Grunddurchgangs und schaffte erst am allerletzten Spieltag den Sprung ins Playoff. Unten wird der Kampf um die letzten beiden Viertelfinal-Plätze spannend, es wird darauf ankommen, welche Teams in einen Lauf kommen.

Was machten die Linzer?

"Am wichtigsten ist, dass wir so weiterspielen wie seit dem Jahreswechsel und dabei gesund bleiben. Im März müssen wir dann unser bestes Eishockey spielen", sagt Ward nach den 44 Runden im Grunddurchgang. Der US-Amerikaner war zuletzt sehr angetan vom Spiel seiner Mannschaft. Und das lässt sich auch mit Zahlen belegen. Denn seit dem Jahreswechsel gingen die Black Wings nur zweimal als Verlierer vom Eis, acht Siege stehen diesen Niederlagen gegenüber.

Über den gesamten Grunddurchgang gesehen verloren die Black Wings nur einmal drei Spiele in Folge (zwei davon in Overtime), ansonsten gab es dreimal zwei Niederlagen am Stück. Kein Grund, über eine Krise zu reden - vor allem, weil die widrigen Umstände mit dem Verletzungsteufel die Linzer in genau diesen Phasen in die Knie zwangen. Die längsten Siegesserien hielten fünf und sechs Spiele lang. Der höchste Sieg war das 8:1 vor eigenem Publikum über Zagreb.

Kein Team dominierte die Black Wings über ein gesamtes Spiel in dieser Saison - auch das darf als gutes Zeichen verstanden werden. Die höchsten Niederlagen waren jene in Innsbruck (0:4), Villach (1:5) und Szekesfehervar (4:8). Allerdings hätten alle Partien im Schlussabschnitt auch noch in die andere Richtung gehen können. Neun der zwölf Treffer, die in diesen Spielen den Unterschied ausmachten, fielen im Schlussdrittel.

Bezeichnenderweise passierten diese drei Niederlagen just "on the road", also in Auswärtsspielen. So wie zehn weitere. "Wir haben daheim eine Identität, das weiß jeder in der Liga. Auswärts war das bisher nicht so. Daran müssen wir arbeiten", sagte Ward im Jänner. Maßgeblich daran schuld sind viele unnötige Strafen in Kombination mit einem ausbaufähigem Unterzahlspiel in der Fremde. Oft fehlte auch der letzte Wille, in fremden Stadien die entscheidenden Tore zu machen. "Wir haben die Tore schon geschossen, bevor wir in Position und an der Scheibe waren. Da waren wir zu wenig konzentriert", analysierte Ward nach der vorletzten Niederlage in Villach. Ebenfalls bezeichnend.

Daheim sind die Linzer aber wieder jene Macht, die die Massen auf den Tribünen begeistern. Nur viermal mussten sich die Black Wings in der KeineSorgen Eisarena geschlagen geben - je einmal gegen Villach, Klagenfurt, Wien und Salzburg. Auch das Unter- und Überzahlspiel ist vor eigener Kulisse eine gefährliche Waffe. Es gilt nun, die Heim-Identität auch in Auswärtsspielen zu zeigen. Nur dann ist in dieser Saison auch der große Wurf möglich. Im Schnitt bejubelten 4713 Zuseher die Heimspiele an der Donaulände -  nur Zagreb hatte mehr.

Eine besondere Erwähnung gilt auch Brian Lebler, dem mit Abstand besten Torjäger der EBEL. 33 Mal ließ er es im Kasten des Gegners klingeln. Der Zweitplatzierte in dieser Wertung bringt es auf 24 Volltreffer. Die Liste der besten Vorlagengeber führt Corey Locke mit 36 Assists an. Nur in der Goalie-Wertung hinken die Black Wings etwas hinterher. Mike Ouzas hat die meisten Schüsse aller EBEL-Goalies auf sein Tor bekommen (1240), die drittmeisten Gegentreffer hinnehmen müssen (102), aber immerhin 91,8 Prozent der Schüsse abgewehrt. Das ergibt Platz vier unter den EBEL-Stammtorhütern. Liga-Bestwert erzielte JP Lamoureux mit einer Fangquote von 93,4 Prozent.

Was sagt der Vergleich mit der Vergangenheit?

In der Vorsaison hatten die Black Wings zu diesem Zeitpunkt zwar mehr Tore auf dem Konto gehabt (2017: 168, 2018: 155), allerdings auch mehr Gegentreffer kassiert. (2017:127, 2018:122). Und bei den Punkten? Die Linzer schlossen den Grunddurchgang mit 82 Zählern ab. Im Vorjahr hatten die Oberösterreicher 86 Punkte, 2016 waren es 85 gewesen, 2015 sogar 88 Zähler. Im Jahr 2014 war es besonders spannend, als die Black Wings den Grunddurchgang mit 92 Zählern punktegleich mit den Capitals abschließen konnten. 2013 war man mit 79 Punkten gerade noch auf Rang sechs in die Top-6 gerutscht. Im Meisterjahr 2012 haben die Linzer in den 44 ersten Spielen unter Rob Daum stolze 91 Punkte geholt.

Daraus könnte man schließen, dass die Teams in der Liga heuer so eng beisammen sind wie noch nie. Das prognostizierten etliche Experten und Trainer bereits vor dem ersten Spieltag. Es scheint sich zu bestätigen. Die Differenz zwischen Erstem und Zwölftem ist so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. 44 Zähler liegen zwischen Wien und Schlusslicht Znaim. Im Vorjahr waren es 74 Punkte zwischen Erstem und Letztem, im Jahr davor 66. Anno 2015 war es ähnlich spannend wie heuer - da lagen 45 Punkte zwischen Salzburg und Ljubljana. 2014 und 2013 betrug die Differenz jeweils 62 Punkte, im Linzer Meisterjahr 2012 trennten die Oberösterreicher 57 Punkte von Schlusslicht Jesenice.

Dass es jetzt deutlich spannender ist, hat einerseits mit dem Abgang von Ljubljana, andererseits mit der Aufnahme von Zagreb zu tun.

Bis vor einem Jahr gab es eine andere Punkteregel - ein Sieg zählte ebenso wie ein Erfolg nach Overtime zwei Punkte. Seit 2016/17 gibt es drei Punkte für einen vollen Erfolg. Das haben wir in unsere Recherche natürlich miteinbezogen.