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Frauen in Architektur

Von Tobias Hagleitner, 12. März 2016, 06:35 Uhr
Architektur-Blog
Weibliche Architektur! Hostel-Bauten von Anna Heringer sind derzeit in China in Bau. Die international tätige Architektin hat an der Kunstuniversität Linz studiert. Bild: Jenni Ji

“Ja, ich wünsche mir mehr Architektinnen, mehr weibliche Architektur!“, schreibt die Architektin Anna Heringer am vergangenen Dienstag, Weltfrauentag, ins digitale Stammbuch.

Es ist tatsächlich höchste Zeit, dass Frauen deutlicher in Erscheinung treten. Trotz des hohen und kontinuierlich steigenden Anteils an Architekturstudentinnen sind Frauen, die in der Architektur von sich reden machen, noch immer eine Seltenheit. Die berühmte Zaha Hadid ist eine der wenigen schillernden Ausnahmen in einsamer Höhe, eine Art Alibi-Frau im männerdominierten Starzirkus der Architektur.

Die meisten Frauen, die großartige Architektur machen, sich mit ebenso viel Talent, Engagement und Können wie ihre männlichen Kollegen in einem äußerst fordernden Beruf behaupten,  bleiben unbekannt. Sie werden von den prominenteren Namen ihrer Partner übertönt, bleiben auf halbem Karriereweg in der mittleren Ebene der Büros hängen oder werden – mitunter systematisch – von Wettbewerbsauslobern, Preisrichtern oder Auftraggebern einfach „übersehen“. Architektinnen müssen besser sichtbar werden, nicht nur als Quoten-Berühmtheit im elitären Spitzenfeld der Branche, sondern vor allem im ganz normalen Alltag, auf der Baustelle ums Eck, in den unzähligen Architekturbüros  dieser Welt, auch in Oberösterreich.

Das renommierte britische Fachmagazin „The Architectural Review“ (es erscheint kontinuierlich seit 1896) bemüht sich seit einigen Jahren mit dem „Women in Architecture Award“ darum, auf die Frauen aufmerksam zu machen. Ausgezeichnet werden dabei jeweils die Architektin des Jahres sowie die weltbesten Nachwuchs-Architektinnen. Unter den acht Nominierten des vergangene Woche vergebenen Preises war dieses Jahr Anna Heringer. Hervorgehoben wurde in der Begründung ihre besondere, nachhaltige und soziale Arbeitsweise: Bei den Projekten, die oft in Zusammenarbeit mit NGOs entstehen, greift Anna Heringer auf die vor Ort vorhandenen Ressourcen zurück. Seien es die Materialien, zum Beispiel die Erde direkt vom Baugrund, die zu hochwertigen Lehmbauten verarbeitet wird, seien es die Fähigkeiten und Interessen der Leute vor Ort, die in die Entstehung und Umsetzung der Bauten involviert werden oder lokale, traditionell verankerte Handwerkstechniken.

Ihr eigenes Handwerk hat Anna Heringer, die derzeit als Gastprofessorin an der ETH Zürich lehrt, in Oberösterreich erlernt. Sie studierte Architektur an der Kunstuniversität Linz und schloss 2004 mit dem Entwurf für einen Schulbau in Bangladesch, der METI-Handmade School, mit Auszeichnung ab. Das Gebäude aus Lehm und Bambus wurde ein Jahr später umgesetzt. Es wurde vielfach prämiert und publiziert. In seiner feinen Detaillierung und liebevollen Gestaltung wurde es geradezu stilbildend für eine Reihe ähnlicher Bauprojekte, die seither im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit dort und da entstanden sind. Derzeit errichtet die junge Architektin Hostels aus Lehm, Bambus und Flusssteinen in China (siehe Bild).

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7  Kommentare
7  Kommentare
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( Kommentare)
am 12.03.2016 14:44

Zur "Benachteiligung von Frauen am Baugeschehen": Meinen Sie die schweren und tödlichen Arbeitsunfälle, die Überstunden, den Dreck, die Chemikalien, die Kälte welche in die Knochen kriecht? Wenn am Abend Muskeln und Gelenke wehtun? ...

Ich habe am Bau gearbeitet, Frauen hatte ich da kaum je gesehen.

Oh, Entschuldigung: Wir sprachen ja nur von prominenten, statushohen Positionen wie dem Architekturbüro. Wie konnte ich nur annehmen...? Nun, vielleicht ist der Grund, warum Frauen so selten Gebäude entwerfen und durchplanen derselbe, wie der, warum sie so selten welche bauen: Sie wählen tendenziell andere Lebensentwürfe und Karrierepfade. Weil Chancengleichheit nicht Ergebnisgleichheit ist.

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TobiasHagleitner (4 Kommentare)
am 12.03.2016 10:23

3) Das Argument der umgekehrten Diskriminierung ist als ungültig zurückzuweisen. Es geht darum, schrittweise eine Gleichstellung der Frauen gegenüber den Männern zu erlangen, die im Moment nicht gegeben ist (mangelnde gesellschaftliche wie institutionelle Macht). Da hilft die gezielte, öffentliche Repräsentation durch Preise wie oben erwähnt. Sollte der Zustand der Gleichheit einst hergestellt sein, wäre Ihr Argument gültig.

4) Ganz klar ist jede Benachteiligung von Personengruppen aufgrund ihrer Abstammung oder körperlichen Wesensart abzulehnen, auch im Feld der Architektur. Die Menge der Menschen weiblichen Geschlechts allerdings liegt ziemlich gleichmäßig verteilt quer zu diesen von Ihnen zu Recht genannten Gruppen. Wäre also günstig, mit der Kategorie „Geschlecht“ einmal anzufangen.

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am 12.03.2016 14:58

Wer sagt, dass Gleichstellung wünschenswert ist? Gleichstellung ist _Gleichheit im Ergebnis_ und die ist nur im Stil des Prokrustesbetts durch Zwang erreichbar. Sie ist beliebig (was ist "gleich" und *was* soll *warum* angeglichen werden?) und entgegengesetzt dem Konzept der Gleich_berechtigung_, welches darauf basiert Individuen die gleichen Chancen zu geben (z.B. Bewerbung bei Job/Preis/...) und nicht beliebig definierte Gruppen mit Sonderrechten/Förderungen auszustatten.

Auf Gebieten, wo Geschlecht als biologische Kategorie keine Rolle spielt benötigt es sicher keine Frauen- oder Männerpreise bzw. verletzen sie das Konzept der Gleichberechtigung. Ich denke, dass sich leistungsstarke Frauen auch gegen Männer durchsetzen können. Die brauchen weder Förderpreise noch Quotensänften.

Zudem ist eine Wirkung von Frauenpreisen/Fördermaßnahmen hinsichtlich Gleichstellung wissenschaftlich nicht belegt. Sie könnten auch das Gegenteil - Apartheid, Ghettoisierung, Quotenverdacht - bewirken.

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am 12.03.2016 15:06

Nein, die Kategorie "Geschlecht" ist im Bereich der Architektur völlig beliebig und entspricht einer zeitgeistigen Fixierung, mehr nicht.

Solange nicht klar ist, was Frauen anders machen würden oder das sie gezielt/systematisch aufgrund ihres Geschlechts geblockt werden, ist da nichts zu holen . Außer Statusgewinn für die, die für vermeintliche "Geschlechtergerechtigkeit" kämpfen und sich um Förderpreise und Programme kümmern. Rent Seeking halt.

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am 12.03.2016 07:03

1) Was machen Frauen in der Architektur per Geschlecht anders? Gibt es überhaupt eine "weibliche" und eine "männliche" Architektur? Warum soll das Geschlecht hier überhaupt relevant sein?

2) Wenn es sowas wie "weibliche Architektur" gibt: Warum sollte man sich mehr davon wünschen?

3) Wenn Frauen als Architektinnen anerkannt werden wollen: Warum wird dann dem Trend der Geschlechter-Apartheid gefolgt und ein eigener Frauen-Preis installiert, anstatt sich der männlichen Konkurrenz mit offenem Visier zu stellen? Was ist ein Preis wert, bei dem ohne biologische Notwendigkeit von vornherein ein großer Teil des Kandidatenfeldes aufgrund der falschen Geschlechtsmerkmale ausgeschlossen wird? Soll das ein Ermutigungs- und Förderpreis sein?

4) Wie steht es eigentlich mit Architekten und Architektinnen die aus der Arbeiterschicht stammen? Um Architekt mit Behinderung? Um Architekten, die aus nicht-westlichen Kulturkreisen kommen? ... Gibt es da nicht auch eine "Unterrepräsentation"?

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TobiasHagleitner (4 Kommentare)
am 12.03.2016 10:23

Hallo Foxfire3000, danke für Ihren interessanten Beitrag.
zu 1) So lange Männer und Frauen hier im „westlichen Kulturkreis“ und auch anderswo geschlechtsspezifisch sozialisiert werden - in „Geschlechter-Apartheid“ aufwachsen, wie Sie das nennen könnten - ist bei größerer Beteiligung der Frauen am Baugeschehen von mehr gestalterischer Vielfalt auszugehen, ja. Die Unterscheidung in weibliche und männliche Architektur als formale Kategorien würde ich nur ungern vornehmen. „Weibliche Architektur“ als Architektur von Frauen kann aber ein geeignetes Schlagwort sein im Kampf um mehr Anerkennung.

zu 2) Wenn es so etwas wie „Frau“ gibt, wäre es doch für alle schade, darauf zu verzichten – auch in der Architektur.

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( Kommentare)
am 12.03.2016 14:38

Hallo TobiasHagleitner,

danke für den sachlichen Diskussionsbeitrag.

Geschlechtsspezifische Sozialisierung bedeutet nicht Apartheid; Apartheid ist eine willkürliche Trennlinie. Männer und Frauen sind zwar verschieden - auch Sozialisierung findet nicht im biologischen Vakuum statt! - aber im komplementären Sinn, eine Trennung der Geschlechter dagegen benötigt eine zusätzliche Begründung. Kurz: Es macht offensichtlich Sinn die Geschlechter in den meisten Sportarten zu trennen, aber warum das in der Architektur notwendig sein, erschließt sich mir nicht. Es klingt fast so absurd wie "weibliche Mathematik" oder "weibliche Geographie".

Die Hypothese, dass Frauen einen anderen Zugang in die Architektur bringen müsste erst belegt werden. Ich vermute das sowohl Frauen als auch Männer als Architekten mit der individuellen Kreativität, Fleiß, Beharrlichkeit und Stärke in Aktion treten müssen. Sie unterwerfen sich der Kunst der Architektur, ihr Geschlecht ist dabei weitgehend uninteressant.

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