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Einfamilienhaus war einmal

Von Tobias Hagleitner, 30. Jänner 2016, 00:04 Uhr
Einfamilienhaus war einmal
Ensemble aus alt und neu: kalkverputzt der Bestand, im Klinkerkleid der Neubau, dazwischen Garten Bild: Martin Steinkellner/BR12

Neuhofen: Qualitäten erkennen, erhalten und attraktiv nachverdichten - das wäre ein wirksames Gegengift zum Ideal vom Eigenheim. Im Kremstal steht ein Beispiel.

Noch immer wird vom Häuschen im Grünen geträumt, wird es öffentlich beworben und gefördert, obwohl es durch Flächenfraß und Zersiedelung längst zur Bedrohung für die heimische Landschaft geworden ist. Wer allerdings wünscht sich nicht ein Leben mit Naturbezug, mit etwas Grün rundum, mit Individualität und Charakter? Das sind legitime Erwartungen an gutes Wohnen, die viele teilen. Dass das Einfamilienhaus allerdings die einzige Bauform wäre, die das leisten kann, ist ein schreckliches Missverständnis, das in Oberösterreich vor allem am Mangel an geglückten und zugleich leistbaren Alternativen im Bereich Wohnungsbau liegt.

Ensemble statt Solist

Architekt Reinhard Platzl hat in Neuhofen ein Wohnprojekt umgesetzt, das die Idee vom ländlichen Dasein mit städtischer Klarheit und reduziertem Raumverbrauch verbindet. Der Bestand, ein sechzig Jahre altes Wohnhaus, wurde saniert und bildet nun mit dem Neubau auf der Nordseite des Grundstücks ein Ensemble um den gemeinsamen Garten.

Das Alt-Haus wurde in der Struktur kaum verändert, lediglich die äußere Erscheinung wurde minimalistisch reduziert. Das marode Dach kam weg, der ehemalige Balkon war als Wärmebrücke stets Ursache für Schimmelbildung und wurde abgeschnitten. Weißer Kalkputz unterstreicht die Aufgeräumtheit, ohne steril zu wirken. Ein stehender Betonwinkel ergänzt das Haus im Osten um ein Stiegenhaus. So ist die getrennte Erschließung und Vermietung der Etagen möglich.

Der Neubau ist wie der Bestand zweigeschoßig: "Hier im Kerngebiet wäre sicher mehr Höhe möglich gewesen, aber ich wollte das auf die umgebende Bebauung abstimmen", erklärt Platzl. Die Organisation in zwei getrennten, zueinander leicht versetzten Baukörpern ist von derselben Überlegung angeleitet. So wird die kleinteilige Struktur der Nachbarschaft stimmig fortgesetzt. Das offene Stiegenhaus fasst je zwei und zwei Wohneinheiten mit Leichtigkeit in ein zusammenhängendes Ganzes, ohne dem Garten die nachbarschaftlichen Sichtbeziehungen und damit die wohnliche Leichtigkeit zu nehmen. Eine Besonderheit in diesen Breiten ist das Fassadenmaterial: Obwohl es wie beim Kalkputz lokale Traditionen und Vorbilder gäbe, wird blanker Backstein selten hergezeigt. Beim Projekt "BR14" gibt es das. Auch wenn es nur eine aufgeklebte Haut aus dünnen Klinkerriemchen ist – für einen gedämmten Ziegelmassivbau ist das mindestens so folgerichtig wie der leblose Kunstharzputz, der im Normalfall aufgekleistert wird. Klinker altert hingegen in Würde, gibt Tiefe und Lebendigkeit. Im Zusammenspiel mit der homogen weißen Fassade gegenüber macht das einen feinen Kontrast, unterstreicht das natürliche Ambiente in dem Garten mit alten Bäumen.

Halb dörflich, halb urban

Neuhofen hat alle Voraussetzungen für einen beliebten Wohnstandort, der weiter wachsen kann. Es liegt gut angebunden mitten im Zentralraum, bietet zugleich Freiraumqualitäten einer ländlichen Gemeinde.

Das private Investitionsobjekt des Architekten kann für künftige Bauvorhaben hier und anderswo in mancher Hinsicht Vorbild sein: Durch Schließen von Lücken nachverdichten und damit den Ortskern stärken, durch passende Dimensionierung und sensiblen Umgang mit dem Vorhandenen Durchlässigkeit und Natürlichkeit bieten.

Für Reinhard Platzl, der aus der Nachbargemeinde stammt, war das Projekt auf dem Grundstück seines Großvaters eins der ersten in Oberösterreich. Bis 2012 war er sieben Jahre lang in China, arbeitete als Projekt- bzw. Geschäftsleiter für namhafte Büros wie Coop Himmelb(l)au oder Baumschlager Eberle. In seinem Atelier im ersten Stock des renovierten Bestandshauses hängen Bilder von Großprojekten in Shenzhen und Beijing. Die Erfahrungen im boomenden Land der Morgenröte prägen die Sichtweise des Architekten: "In Oberösterreich gibt es noch viel Potenzial", meint Platzl, "es wird viel gebaut, aber die Qualität leidet, weil das Bewusstsein für Architektur noch weitgehend fehlt."

 

Daten und Fakten

Objekt: BR12 (Bestand) und BR14 (Neubau), Neuhofen an der Krems
Architektur: BR12 – Architekt Reinhard Platzl, Neuhofen

Fachplanung:
Statik: DI Födermayr, Neuhofen;
Haustechnik: Ing. Aigner, Neuhofen;
Planung: 2014
Ausführung: 2014/15

Grundstücksgröße: 2044 Quadratmeter
Nutzfläche: 567 m² (ohne Garagen und Stellplätze)
Bauweise: Massivbau Ziegel/Beton: Dämmziegel, Klinkerriemchen; Flachdach;
Fenster: Kunststoff/Alu; Ausführung durch regionale Betriebe.

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11  Kommentare
11  Kommentare
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Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
alf_38 (10.950 Kommentare)
am 01.02.2016 11:03

Altes Haus wurde umgebaut und jetzt befinden sich Wohnungen darin inkl. Gemeinschaftsgarten (= wie toll).

? was ist da jetzt bitte neu dran ?

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marchei (4.370 Kommentare)
am 01.02.2016 08:30

gibt's da eine Vermittlungsprovision?

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EinsameSocke (2.186 Kommentare)
am 31.01.2016 10:56

Ich warne vor Flachdächern, die bleiben nicht dicht.

Ansonst eine Alternative anstelle des Abrisses und Neubau eines Hauses.
Gefällt mir ...

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jamei (25.498 Kommentare)
am 31.01.2016 10:44

Tobias Hagleitner - ist das jetzt eine Verkaufsanzeige für

Daten und Fakten

Objekt: BR12 (Bestand) und BR14 (Neubau), Neuhofen an der Krems
Architektur: BR12 – Architekt Reinhard Platzl, Neuhofen

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TobiasHagleitner (4 Kommentare)
am 01.02.2016 17:03

Guten Tag, jamei. Die Objekte sind vollständig vermietet und stehen nicht zum Verkauf. Aber der Text ist tatsächlich als Werbung gedacht: Für einen überlegteren Umgang mit vorhandenen Raumressourcen, für Umnutzung und Nachverdichtung im Bestand. Mfg Tobias Hagleitner

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pepone (60.622 Kommentare)
am 30.01.2016 18:01

http://zwangsversteigerung.at/

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pepone (60.622 Kommentare)
am 30.01.2016 18:05

http://www.zwangsversteigerung-immobilien.at/edikt/versteigerungssache/einfamilienhaus-versteigerungssache

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Gugelbua (31.923 Kommentare)
am 30.01.2016 12:50

Der Traum vom Häuschen wird für so manche zum Alptraum.
Es gibt so viele Rohbauten Neubauten Altbauten im Angebot.
Das Haus auf dem Foto finde ich schrecklich, tut ja den Augen weh grinsen

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pepone (60.622 Kommentare)
am 30.01.2016 17:59

Gugelbua

und no amol so vü bei de Banken zu ersteigern ... grinsen

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ricki99 (1.021 Kommentare)
am 30.01.2016 12:46

A schiache Schuahschochtl, tat i sogn. traurig

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pepone (60.622 Kommentare)
am 30.01.2016 11:49

schaut gut aus ... zwinkern

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