Wort und Klang vom Feinsten
Joseph Roths "Legende vom heiligen Trinker" ist das letzte Werk des großen altösterreichischen Erzählers. Er schrieb es kurz vor seinem Tod (1939) in einem Pariser Armenspital.
Das Elend seiner letzten Lebensjahre – Exil, Armut, Alkoholismus – spiegelt sich in der Geschichte vom Pariser Clochard Andreas wider, der trotz seines verpfuschten Lebens ein Ehrenmann sein möchte. Dazu kommt es nicht, weil er zwar gute Vorsätze hat, aber wenig Disziplin.
Simonischek und Salonmusik
Es ist ein feingliedriges Werk mit wechselnden Tonlagen. Und Peter Simonischek ist ein Schauspieler, der solch eine subtile Prosa wunderbar interpretieren kann: Bitterer Realismus geht in sanfte Melancholie über. Humorvolles steht neben Deprimierendem. Simonischek zieht diese Register klug und einfühlsam. Es war eine glückliche Idee, Peter Simonischeks Vortrag mit Musikstücken zu kombinieren, die den Stimmungsnuancen der Erzählung nahekommen. Das gehobene Segment der Salonmusik ist dafür gut geeignet und "Die Österreichischen Salonisten" sind das dafür ideale Ensemble. Peter Gillmayr und Kathrin Lenzenweger (Violinen), Judith Bik (Violoncello), Roland Wiesinger (Kontrabass), Josef Ortner (Klarinette/Saxofon) und Wieland Nordmeyer am Klavier spannten den musikalischen Bogen von Satie bis zu Edith Piaf.
Fazit: Bravorufe für einen atmosphärisch dichten Abend, an dem Musik und Literatur einander großartig ergänzten.
WortKlang: Wunder in Serie. Peter Simonischek, "Die Österreichischen Salonisten", Brucknerhaus, 14. 3.