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Weltweite Trauer um eine Urgewalt des Schauspiels: Bruno Ganz ist tot

Von Nora Bruckmüller, 18. Februar 2019, 00:04 Uhr
Weltweite Trauer um eine Urgewalt des Schauspiels: Bruno Ganz ist tot
Ein Gesicht, wie für die Großaufnahme geschaffen: Bruno Ganz Bild: APA

Der Schweizer, der Hitler ein im Film unerreichtes Gesicht gab, starb mit 77 Jahren an Krebs.

Es ist schwer zu glauben, dass sein Gesicht nie wieder eine neue, große Rolle veredeln wird. Bruno Ganz, der Weltstar mit den stechenden, aber milden Augen und den Charakterzügen, starb am Samstag mit 77 Jahren an Krebs.

Bis zum Ende hatte der lange von dieser Krankheit geplagte Schweizer, der begleitet von seinen Liebsten ging, "intensiv und voller Freude an Projekten" gearbeitet, wie seine Agentin mitteilte.

Video: Bruno Ganz gestorben

2018 hatte er das internationale Kino noch mit zwei Figuren bereichert, die typisch für Ganz waren. Weil er Gesicht und sonore Gänsehaut-Stimme nutzte, um Menschen tief in ihr zwischen Gut und Böse zerrissenes Wesen blicken zu lassen. In Lars von Triers kontrovers diskutiertem Film "The House That Jack Built" verkörperte er jenen namenlosen Verführer, der einen Serienmörder anleitet. Im heimischen Kinoerfolg "Der Trafikant" gab er den Vater der Psychoanalyse, Sigmund Freud.

Der Träger des Iffland-Rings, der wohl bedeutendsten Bühnenkunst-Auszeichnung in Europa (mehr dazu unten), verstand es wie kaum ein anderer, Abgründe aufzutun und einem doch Humanität zu versichern. Für seinen Freund, den deutschen Regisseur Wim Wenders, war er in "Der Himmel über Berlin" (1987) Engel Damiel, der aus Menschenliebe die Unsterblichkeit aufgab. Noch Jahre danach, berichtete Ganz, hörte er oft, wenn er wo auftauchte: "Er ist hier. Uns wird nichts passieren."

Weltweite Trauer um eine Urgewalt des Schauspiels: Bruno Ganz ist tot
Die Milde des Guten: Als Engel (1987) Bild: Verleihe

Doch Ganz war es auch, der Adolf Hitler in "Der Untergang" (2004) ein Gesicht gab – aufgerieben zwischen krankem Körper und krankem Geist. Der Oscar-nominierte Film spielte weltweit knapp 100 Millionen Dollar ein.

"Die Menschen wollen, dass Hitler das absolut Böse ist. Was ist das überhaupt? Ich muss einen Menschen spielen", sagte Ganz. "Hitlers Herz zutage befördern konnte ich aber nicht, weil es keines gab." Davor, dass Ganz’ Herz einmal zu schlagen aufhören sollte, hatten viele Kollegen lange Angst. "Seit Monaten haben wir uns vor dieser Nachricht gefürchtet. Die Theaterwelt hat einen ganz Großen verloren", sagte Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, für die Ganz 2018 sein Engagement in der "Zauberflöte" aus gesundheitlichen Gründen bereits abgesagt hatte.

Weltweite Trauer um eine Urgewalt des Schauspiels: Bruno Ganz ist tot
Der Blick des Bösen: 2004 als Hitler Bild: Constantin Film

Zur Bühne war der Sohn eines Fabrikarbeiters über die Freundschaft zu einem Beleuchter am Zürcher Schauspielhaus gelangt. Nach Ausbildung und ersten Engagements traf er in Bremen Peter Stein. Unter dessen Regie trug er dazu bei, das Nachkriegstheater zu revolutionieren, wie in "Torquato Tasso" (1969), und danach, wie in "Peer Gynt" (1961), zum Erblühen der Berliner Schaubühne.

Ganz war weit gekommen für einen Buben, der krankhaft schüchtern war und, weil er lieber vor sich hin träumte, sogar als "zurückgeblieben" galt. Mit dem, was er aus seiner Berufung gemacht hatte, war er zufrieden. Der Vater eines Sohnes bereue nichts, außer seine Alkoholexzesse nicht früher gestoppt zu haben. Denn selbst "Damiel" war nie nur ein Engel, aber stets ein teuflisch guter Spieler.

In Terrence Malicks abgedrehtem Film über Franz Jägerstätter wird das noch einmal aufblitzen. Ganz wird darin Werner Lueben sein. Jener NS-Richter, der über den Innviertler Pazifisten urteilte.

Wer bekommt den „Iffland-Ring“?

Knapp 23 Jahre ist es her, dass Bruno Ganz, damals 55, den legendären Iffland-Ring als bester deutschsprachiger Schauspieler im Mai 1996 während der Festmatinee im Wiener Burgtheater entgegengenommen hat. Josef Meinrad hatte Ganz in seinem Vermächtnis als neuen Träger des Preises bestimmt. Der diamantenbesetzte Eisenring soll auf August Wilhelm Iffland (1759–1814) zurückgehen. Er zeigt ein Porträt des deutschen Schauspielers und Theaterdirektors. Die Tradition, ihn weiterzureichen, was auch testamentarisch festgelegt werden soll, besteht seit ca. 1815. Seit 1945 ist der Ring zweckgebundenes Eigentum Österreichs. Ganz soll seinen Bühnenkollegen Gert Voss bestimmt haben, dieser starb aber 2014. Die Frage ist nun, wer ihn bekommen wird.

Der Iffland-Ring
Der Iffland-Ring Bild: Reuters

 

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
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1  Kommentar
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woodywoodpecker (419 Kommentare)
am 18.02.2019 11:00

Wie habe ich Bruno Ganz und seine Schauspielkunst geliebt, es ist ein ganz, ganz großartiger Mensch von uns gegangen.

Mach's gut und schöne Reise!

Schaut euch den Film "Vitus" an.
Mein absoluter Lieblingsfilm mit ihm.

Guten Tag!

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