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"Neue Erträge abseits der Ticketkassa"

Von Peter Grubmüller, 16. Jänner 2019, 00:04 Uhr
"Neue Erträge abseits der Ticketkassa"
Konflikt Brucknerhaus gegen Landestheater? Die Kulturanbieter-Rivalität hält Königstorfer „nicht für schlecht“. Bild: Weihbold

Landestheater: An welchen Schrauben der kaufmännische Direktor Thomas Königstorfer dreht.

Gestern um 10 Uhr stellte sich Thomas Königstorfer den Mitarbeitern des Landestheaters (TOG, Theater und Orchester GmbH) als neuer Geschäftsführer vor. Nach fünf Jahren am Burgtheater kehrte der 52-Jährige nun dorthin zurück, wo er schon von 2000 bis 2013 gearbeitet und maßgeblich an die Entstehung des Musiktheaters verantwortet hatte. Vor seinem ersten dienstlichen Termin traf er die OÖN zum Interview.

 

OÖNachrichten: Die Bilanz 2017/18 war mit 328.100 Besuchern die schlechteste seit Eröffnung des Musiktheaters 2013. Was bedeutet das für die Landestheater-Entwicklung?

Thomas Königstorfer: Die Zahl stimmt, aber wir reden von einem unglaublich hohen Niveau. Das Landestheater befindet sich unter den zwölf am besten besuchten Theatern in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Es gibt in der Schweiz kein einziges Theater, das mehr als 300.000 Besucher hat, auch nicht die Oper in Zürich. Also sieht es so aus, als gelte der Prophet im eigenen Land nichts. Vier der sieben am besten besuchten Theater dieser Länder befinden sich in Österreich. Das Publikum ist demnach vorhanden, natürlich auch in Oberösterreich.

Dennoch muss man sich um dieses Publikum bemühen…

…das ist der zweite Teil meiner Antwort: Es wirkt sich auf die Besucherzahlen aus, wenn wir im September, Oktober und November aus nachvollziehbaren künstlerischen Gründen vergleichsweise wenige Vorstellungen ansetzen - das nur als Beispiel. Wir wollen auch in dieser Zeit höhere Einnahmen erzielen, weil das Ensemble bezahlen wir ohnehin.

Es heißt, im Musiktheater soll das Dach teilweise undicht sein. Bei der Technik der Kammerspiele und des Schauspielhauses gibt es neben maroden Drehbühnen, Obermaschinerien, Inspizientenpulten noch mehr Nachholbedarf. Welche Baustellen erwarten Sie am Landestheater?

Aus dem Haus am Volksgarten hab’ keine solchen Informationen. Bei der Bühnentechnik an der Promenade werden wir spätestens im Sommer 2020 und provisorisch im Sommer 2019 etwas unternehmen.

Schon die Spielzeit 2019/20 wird von der Kündigung des Theatervertrags betroffen sein. Inwiefern hat diese Entscheidung der Stadt Linz Ihre Saisonplanung beeinträchtigt?

Egoistisch betrachtet, kommt mir diese Verzögerung der Planung aufgrund dieser politischen Stürme gar nicht so unrecht. Normalerweise sollte die nächste Saison schon stehen. Durch die Verschiebung kann ich noch an einigen Schräubchen mitdrehen. Der offene Punkt ist auch, wie es mit dem Bruckner Orchester im Brucknerhaus weitergeht, weil daran die Aktivitäten des Orchesters ab 1. Jänner 2020 hängen.

Das Verhältnis zwischen Brucknerhaus und Orchester kam nie auf die Beine, nachdem Kerschbaum Chefdirigent Markus Poschner als drittklassig bezeichnet hatte. Müssen Sie zwischen Kerschbaum und Orchester atmosphärisch vermitteln?

Diese Situation hat viele Ebenen. In Oberösterreich gibt es zwei große Player: die TOG mit Musiktheater, Orchester, Schauspielhaus, Kammerspielen – und die LIVA mit Brucknerhaus, Posthof, Klangwolke et cetera. Aus der Sicht der Besucher halte ich eine Rivalität zwischen Kulturanbietern gar nicht für schlecht. Das spricht nicht dagegen, dass sich die handelnden Personen auf Augenhöhe begegnen. Es geht um den Wettbewerb, das Bestmögliche zu bieten.

2020 fängt das Land den finanziellen Ausfall durch die Stadt Linz auf. Ist der Auftrag an Sie ergangen, die finanzielle Kompensation fortan in der Wirtschaft zu suchen?

Ich gehe davon aus, dass es auch für die Jahre danach Planungssicherheit gibt. Generell befinden sich aber Theater-Unternehmen in einem gewissen Wandel.

Inwiefern?

Der Repertoire-Betrieb wird auch in fünf, zehn Jahren Kernstück unserer Arbeit sein. Aber wir werden 25 bis 30 Prozent über neue Erträge abseits der Ticketkassa lukrieren müssen. Das ist kein Betteln, sondern unternehmerisches Denken. Ein positives Beispiel: Wenn unser Musical "Ghost" in Linz läuft, dann nach Berlin geht und jetzt in Hamburg erfolgreich ist, dann verdienen wir mit Tantiemen. Diese Kooperationen gilt es auszubauen.

Und Sponsoring?

Ich muss Service- und Dienstleistungen finden, bei denen die TOG über hohe Expertise verfügt. Dann suche ich Unternehmen, die diese Expertise haben möchten. Außerdem: Wie können wir an der Schnittstelle zur Gastronomie kooperieren, welche Möglichkeiten von Vermietungen haben wir? Wenn weniger öffentliche Mittel fließen, werden wir es nicht nur über Einsparungen abfedern können, sonst leidet die Qualität.

Wie kann das Landestheater sein Profil schärfen?

Ich werde mir ansehen, wie die Markenwelt des Landestheaters angenommen wird. Wenn ich in Linz zehn Menschen frage, wo das Landestheater sei, bin ich auf die Antworten gespannt. Ich wäre nicht überrascht, wenn es eine hohe Wahrnehmung für das Musiktheater gibt, aber unklar ist, was an der Promenade stattfindet. Was macht das Schauspielhaus? Ist das unser Landestheater? Vielleicht müssen wir die Begrifflichkeiten unserer Marke überdenken.

Und programmatisch?

Opern mit gewisser Breite sind eine berechtigte Erwartung des Publikums. Parallel dazu brauchen wir schmale Produktionen, über deren künstlerische Qualität das Musiktheater zu überregionaler Wahrnehmung kommt. Dass wir im März "Penthesilea" mit Peter Konwitschny, dem Opernregisseur des Jahres 2018, haben, ist wunderbar. Ich kann "Penthesilea" aber nicht 25 Mal spielen, sondern nur zehn bis zwölf Mal. Mehr Publikum gibt es dafür nicht. Ich brauche daher zwei, eher drei breitere Opern – natürlich mit hoher Qualität –, die ich 25 Mal anbieten kann. Diese Nuancen werden wir nachjustieren.

Landestheater in Zahlen

 

328.100 Besucher verzeichnete das Landestheater (Musiktheater, Schauspielhaus, Kammerspiele) in der Spielzeit 2017/18. Das sind um 11.780 weniger als in der Saison davor. Die Auslastung betrug 81,79 Prozent (Spielzeit 2016/17: 83,84 Prozent).

15.734 Abonnements verkaufte das Landestheater zuletzt. Im Vorjahr waren es noch 16.361.

1056 Dienstnehmer nach Köpfen sind beim Landestheater und beim Bruckner Orchester beschäftigt. Das entspricht 816 Mitarbeitern im Vollzeitäquivalent.

 

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4  Kommentare
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Freischuetz (3.153 Kommentare)
am 16.01.2019 20:13

Kultur- und-Kunstfeindlichkeit ist eine traurige Sache. Wenn alle Stahlwerke, Pharmafabriken, Fußballstadien, Modeschnickschnacks ... verottet und vergessen sind, übrig bleiben die Werke der Kunst. Ein Theaterbesuch soll die Besucher_innen aus ihrer Alltagsmonotonie reißen und einen Energieschub bewirken. Das neue Linzer MT ist ein Meilenstein der Stadtgeschichte von Linz.
Tolle Produktionen wechselten sich mit Durchschnitt ab.
Jetzt muss man an der Nachhaltigkeit arbeiten. Von der Entwicklung einer USP hörte ich bis jetzt nichts in den Wortmeldungen vom "Brüller - Piefke", "Großtöner" Poschner und dem altneuen "Kaufmann vom Traunsee".

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oneo (19.368 Kommentare)
am 16.01.2019 14:57

Wahrscheinlich will Königstorfer Standeln mit Chips, Süßigkeiten und Fingerfoods betreiben. Was Anderes kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Von nebenbei verkauften Programmhefteln kann man eben nicht leben. Das Defizit bleibt bei beiden Theatern bestehen.

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fritzlfreigeist (1.646 Kommentare)
am 16.01.2019 13:52

Ein neuer Koch, also Königstorfer, wurde von Stelzer inthronisiert und trotzdem wird das Menue für die meisten Theaterbegeisterten
fade, ja meist ungeniessbar, bleiben.

Ein aufgeblähter Apparat, schwache Solistenleistungen, da wird sich so schnell nichts ändern.

In 10 Jahren wird das Musiktheater eine Großgarage sein, das heutige Publikum ist gestorben und Junge konnte man in all den Jahren nicht begeistern.

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Freischuetz (3.153 Kommentare)
am 16.01.2019 13:12

Das Interesse am Kultur- und- Theaterleben spiegelt sich im leerem Forum. Trotzdem: Ein Kaufmann erklärt nun dem "Brüller" vom Volksgarten das Theaterbusiness. Er will an "Schräubchen" drehen und Geld sprudeln lassen. Mehr und "breitere" Opern sollen gespielt werden. Bitte, was sind "breitere" Opern? Mehr Werke zu spielen, bedeutet mehr Produktions = variable Kosten und weniger Qualität. Nur die Wiener Staatsoper kann mit einem Riesenrepertoire zu höchster Qualität aufwarten. Ein(e) nullachtfünfzehn Carmen, Don Giovanni, Zauberflöte, Madame Butterfly bringt kein neues Publikum. Ein Haus wie das Linzer MT muss andere Wege gehen und eine USP = was macht das Haus am Volksgarten einmalig - entwickeln. Ich denke, es könnten ausgefallene Werke mit höchster Qualität sein. Das muss fest beworben werden mit z.Bsp.: Opernworkshops zu Minipreisen. Damit kann ich auch die Fix = Ensemblekosten auslasten.

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